Zwei Vereine mit ähnlichen Wegen
Der Koblenzer Spielertrainer Michael Stahl bringt es auf den Punkt: „Das ist doch super-simpel. Beide Mannschaften können mit dem Erreichten nicht zufrieden sein und wollen das jetzt ändern.“ Ein wenig eint die Teams der gemeinsame Werdegang in der jüngeren Vergangenheit: Die Mainzer durften am Ende der Vorsaison als Oberliga-Meister direkt nach oben, die Koblenzer folgten wenig später auf dem Relegationsumweg über Großaspach. Jetzt, etwas mehr als neun Monate später, dümpeln beide in den Niederungen der nächsthöheren Klasse herum – und laufen Gefahr, dem sportlichen Schicksal, das zuvor auf gleiche Weise auch Eintracht Trier und Wormatia Worms ereilte, zu folgen.
Minimale Chancen auf den Klassenverbleib
16 Punkte trennen die TuS elf Runden vor Schluss vom rettenden Ufer, der TSV Schott muss noch vier Zähler mehr aufholen. Prozentuale Chance auf den Klassenerhalt bei bis zu fünf Absteigern? Sinkt, realistisch betrachtet, allmählich dem Nullpunkt entgegen. Und so konzentrieren sich die Teams erst einmal aufs nächste Spiel gegeneinander. Die Koblenzer mussten unlängst ein 1:2 zu Hause gegen Fulda schlucken, die Mainzer kamen mit 1:6 bei den Offenbacher Kickers auf dem Bieberer Berg unter die Räder.
Den bisher einzigen Liga-Erfolg landete die Elf aus der Landeshauptstadt am 2. September gegen Offenbach (2:1), insgesamt schaffte sie sonst nur sieben Remis. Mit dem ersten Aufeinandertreffen verbinden die Schängel angenehme Erinnerungen: erster Saisonsieg (2:0), erstes von nur drei Spielen ohne Gegentor. Dylan Esmel erzielte beide Treffer schon vor der Pause. Der 25-Jährige hat sechs persönliche Erfolgserlebnisse auf dem Konto, er traf letztmals am 20. Oktober beim 1:1 in Offenbach. Den letzten Sieg feierten die Schängel am 2. Dezember beim 3:1 in Aalen, da gab es durch Erijon Shaqiri auch ein Stürmertor.
André Mandt und Daniel von der Bracke wieder dabei
Dass es in vorderster Linie hakt, weiß auch Stahl. Er macht die offensiven Probleme aber nicht an einzelnen Spielern fest: „Die Jungs selbst sind ihre größten Kritiker. Wir gehen da alle ehrlich miteinander um und wissen das einzuordnen. Nur gemeinsam kommen wir durch diese Phase.“ Personell gibt es zwei Lichtblicke: André Mandt und Daniel von der Bracke, Kapitän und Stellvertreter, sind wieder an Bord. „Wir könnten noch fünf weitere Spieler gebrauchen, insgesamt bleibt es dünn“, sagt der Spielertrainer mit erhobenem Finger und Blick auf den Kader. Aber: „Jammern oder Ausreden suchen ist überhaupt nicht mein Ding. Wir wollen immer gewinnen und uns ein positives Gefühl holen – egal, ob es gegen den Ersten oder den Letzten geht.“
Immerhin: Im Landespokal-Wettbewerb feiern die TuS und Schott einen Erfolg nach dem anderen, natürlich gegen unterklassige Konkurrenz. Koblenz möchte am 10. April beim Verbandsligisten FSV Salmrohr das schaffen, was die Mainzer schon bewerkstelligt haben: den Einzug ins jeweilige Endspiel. Aber erst nach Verlängerung setzte sich das Team von Trainer Samuel Horozovic knapp mit 2:1 beim Südwest-Verbandsligisten SV Hermersberg durch.
Parallele: Schott Mainz auch im Pokal erfolgreich
Der erst 26-jährige Kroate beerbte Anfang Oktober den glücklosen Aydin Ay. Nils Fischer, ehemaliger Spieler des FC Rot-Weiss Koblenz, egalisierte den Rückstand, Linus Wimmer erzielte sechs Minuten vor dem Ende der insgesamt zweistündigen Spielzeit den entscheidenden Treffer. Im Finale geht's am 26. Mai gegen den Stadtrivalen SV Gonsenheim, der zurzeit auf Platz drei in der Oberliga steht und sich gute Chancen auf den Relegationsplatz ausrechnen darf. Vielleicht heißt es im Wonnemonat des Jahres sowohl für Mainz als auch Koblenz trotz des dann wohl besiegelten Abstiegs: Ende gut, (fast) alles gut.