Statuten Fußballverband Rheinland ändert die Durchführungsbestimmungen
Verband greift durch: "Attestschwindler" sollen künftig keine Chance mehr haben
Klaus Reuter und seine Kollegen wollen sich nicht mehr auf der Nase herumtanzen lassen. Foto: Thomas Jäger
Thomas Jäger

Region. Um 21.48 Uhr am Dienstagabend machte Klaus Reuter seine Entscheidung per E-Mail offiziell. Die für den Folgetag vorgesehene Neuansetzung des Fußball-A-Klasse-Spiels zwischen der SG Meudt/Berod/Elbingen-Hahn und dem VfB Niederdreisbach wird noch einmal um eine Woche verlegt. Die Gäste hatten dem Westerwald/Sieg-Kreissachbearbeiter zehn Atteste von sechs unterschiedlichen Ärzten vorgelegt und damit nachgewiesen, dass eine Grippewelle dem Verein die Durchführung des Spieles unmöglich macht. Soweit der übliche Gang. Neu ist jedoch die finale Schlussfolgerung, die der Funktionär aus Betzdorf ableitet und mit der er die Neuterminierung auf den 27. September in die Wege leitet. Reuter schreibt von „höherer Gewalt“, als die er die Attestvorlage interpretiert.

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Denn. und das ist im Fußballverband Rheinland seit dieser Saison 2017/18 neu festgelegt in den Durchführungsbestimmungen – das alleinige Einreichen von sechs Attesten, was bislang zwangsläufig eine Spielverlegung nach sich zog, ist jetzt nicht mehr ausreichend, um eine Neuterminierung herbeizuführen. Es müsse die auch in diesem Falle ausgelegte „höhere Gewalt“ gegeben sein. Eine Formulierung, die den Spielleitern des FVR Interpretationsfreiheiten lässt. „Sie haben einen gewissen Handlungsspielraum, und wenn eine glaubhafte Versicherung der Spielunfähigkeit erfolgt, werden sie auch im Sinne der Vereine handeln“, betont Bernd Schneider, Vorsitzender des Verbandsspielausschusses. Umgekehrt ergänzt der Funktionär aus Wissen: „Wir sind aber auch ganz gewiss nicht auf den Kopf gefallen und werden in entsprechenden Fällen auch hellhörig.“

Wenn ich merke, dass man mich an der Nase herumführen will, wird es keine Spielverlegung geben.
Westerwald/Sieg-Kreissachbearbeiter Klaus-Robert Reuter kündigt an, im Falle von Attesteinreichungen genaue Überprüfungen vorzunehmen.

Klaus Reuter, Sachbearbeiter Ww/Sieg

Für Reuter und seine Kollegen aus den anderen FVR-Kreisen ist die Neuregelung zwar mit Mehrarbeit verbunden („Bislang hatten wir eine eindeutige Regelung, jetzt wird es für uns etwas schwieriger“), aber sie führt zu einer sportlichen Lösung. Am Dienstag, so Reuter, habe der Spielausschuss eingehend geprüft und da auch das Training des VfB Niederdreisbach wegen Erkrankung abgesagt wurde, sei er schließlich nach klarer Sachlage zu dieser Entscheidung gekommen.

Aber warum hat der FVR-Spielausschuss diese Änderung in seinen Bestimmungen vorgenommen? Ausschlaggebend waren zwei Partien der vergangenen Saison in der Bezirksliga Ost, als Mannschaften jeweils Verlegungen beantragt haben, und nachdem sie sich Ablehnungen vom Gegner eingehandelt hatten, plötzlich mit sechs Attesten aufkreuzten. „Da haben wir uns zweimal gewaltig an der Nase herumgeführt gefühlt und mit der Änderung reagiert. Diese soll für mehr Gerechtigkeit sorgen und das unsportliche Erzwingen einer Verlegung ausschließen“, betont Bernd Schneider. Jens Bachmann, Staffelleiter der Bezirksliga Ost, hatte den Änderungsantrag seinerzeit in den Spielausschuss eingebracht, der schließlich auch bewilligt wurde. René Weiss

Vierter Wechsel ab der dritten Runde möglich

Nicht nur bei der Neuregelung möglicher Spielverlegungen im Falle gehäufter Krankmeldungen von Spielern hat der Fußballverband Rheinland im Sommer eine Änderung seiner Durchführungsbestimmungen vorgenommen, auch in seinen Pokalwettbewerben auf Kreis- und Verbandsebene gibt es überarbeitete Bestimmungen. So ist ab beziehungsweise seit der dritten Runde im Rheinland-, die unter der Woche zur Austragung kam, und Kreispokal, die in der ersten Oktoberwoche über die Bühne geht, in der Verlängerung eine vierte Auswechslung möglich. „Der Verbandsspielausschuss hat dies in seiner letzten Sitzung am 23. August in Anlehnung an eine entsprechende DFB-Regelung beschlossen“, erklärt Norbert Weise, Rechtswart des Fußballverbandes Rheinland. rwe

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