Dass es derzeit Diskussionen gerade in der Regionalliga Südwest darüber gibt, ob in der Lockdown-Zeit überhaupt gespielt werden soll, wissen sowohl Christmann als auch Schmitt. Christmann sagt: „Es war cool, auch mal wieder etwas anderes zu sehen, ob es aber der ganzen Sache gerecht wird, dass die Regionalliga wieder spielt, ist die große Frage.“ Schmitt, der als Spieler Woche für Woche mit dieser Frage konfrontiert ist, ergänzt: „Ich weiß, dass es ein Privileg ist, mein Hobby ausüben zu können, ich bin irgendwo froh darüber. Aber ich verstehe auch die andere Seite, will aber die Diskussion gar nicht so in den Vordergrund stellen. Diese Zeit hier ist generell sehr, sehr schwierig. Ich bin weg von zu Hause, weg aus dem gewohnten Umfeld, die Situation geht doch an uns allen nicht spurlos vorbei. Deswegen bin ich froh, dass ich zum Training kann, das gibt einem schon ein Stück Lebensqualität, wenn du mal andere Menschen sieht, mal was quatschen kannst, auch wenn es nur dummes Zeug ist.“ Das alles erzählt Schmitt, während er auf dem Weg nach Hause ist, nach Halsenbach zu seinen Eltern. Dort feiert er Weihnachten: „Auch das ist anders, wir feiern zu dritt, meine Oma ist im Altenheim, ich denke, dass ich da mit meinem Vater mal hin kann, je nachdem, wie die Situation ist.“ Der 24-Jährige wird häufig getestet beim FKP. „Wir hatten in der Mannschaft noch keinen positiven Corona-Fall“, sagt er. Zufrieden können die Pirmasenser auch mit dem bisherigen Verlauf der Saison sein. Platz neun ist es, 20 Punkte aus 15 Spielen hat der FKP geholt. Am Samstag hätte es allerdings ein Sieg werden können, fast müssen. Schmitt hätte dazu auch noch etwas beitragen können, denn nachdem er per Elfmeter und aus dem Spiel heraus getroffen hatte, zeigte Schiedsrichter Schneider beim Stand von 2:0 noch einmal auf den Punkt. Schmitt trat erneut an, aber Bahlingens Schlussmann Marvin Geng parierte und verhinderte so den lupenreinen Hattrick des Angreifers. „Ich bin keiner, der sagt, es hat nur daran gelegen, dass wir nicht 3:0 geführt haben, wir müssen meiner Meinung auch das 2:0 durchbringen“, sagt Schmitt, der in dieser Saison nun vier Tore erzielt hat. Auch damit kann er gut leben. „Das eine oder andere mehr hätte es sein können, aber für mich ist es erst einmal das Wichtigste, dass das Knie hält und gesund zu bleiben, das hat bis jetzt gut geklappt. Nach einem Kreuzbandriss hast du immer Wehwehchen hier und da, aber ich muss sagen, dass ich bisher wenig Probleme habe.“
Schmitt hatte sich den Kreuzbandriss im Training zugezogen, Anfang August 2019 war das, er war gerade vom FC Homburg zum VfR Aalen gewechselt. Der Vertrag in Aalen wurde später aufgelöst, für Schmitt begann das Kapitel Pirmasens. „Ich hatte beim VfR nur die ersten beiden Spiele gemacht, dann kam die Verletzung, dann Corona, dadurch habe ich fast ein Jahr kein Fußball gespielt“, blickt er zurück. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum er froh ist, dem Ball wieder nachjagen zu können.
Christmann, der Schmitt noch von früher kennt, als der bei der TuS Koblenz in der Jugend spielte, kann das nachvollziehen. „Ich habe bisschen mit Tom geredet, wir haben früher ab und zu mit paar Leuten in der Freizeit gekickt. Wie gesagt: Es war auch für mich cool, aber man muss es sehr, sehr kritisch sehen.“ Für Christmann begann das Spiel schon dienstags, als er ein Paket zugeschickt bekam mit den Unterlagen und Utensilien für einen Corona-Test beim nächstgelegenen Regionalligisten. Das ist in dem Fall Rot-Weiß Koblenz, beim Vereinsarzt ließen sich Christmann und vier weitere Schiedsrichter am Freitag testen. „Das hat bei mir so 20 Minuten gedauert“, sagt Christmann. Das Ergebnis war logischerweise negativ, auch bei Schneider und dem zweiten Assistenten Hennig Reif. Mit dem ging es am Samstag in einem Auto nach Pirmasens, Schneider fuhr separat, zu dritt ist die Anreise nicht erlaubt. Vor Ort lief alles „normal“ ab. „Wir hatten die Masken im Stadion bei der Besichtigung und in den Kabinen an“, erzählt Christmann, der schmunzeln muss: „Ein Geisterspiel war es allerdings nicht.“ Weil die Partie auf den Kunstrasen im Husterpark verlegt wurde, standen Passanten und einige Fans auf dem Bürgersteig mit gebührendem Abstand und schauten zu. „Einmal war kurz die Polizei da“, berichtet Christmann. Die Partie wurde aber auch im Netz übertragen, vier Kameras waren aufgebaut. Christmann verlebte einen interessanten Nachmittag, vor allem in der ersten Hälfte. „Ich hatte die Bahlinger Bank hinter mir, das war unterhaltsam“, schmunzelt Christmann. Besonders bei den Elfmeterentscheidungen wurde sich echauffiert. „Ich bin da aber sehr gelassen“, sagt er.
Generell fand Oberliga-Schiedsrichter Christmann, dass für Unparteiische das gleiche wie für Spieler gilt: „Man merkt, dass einem die Praxis fehlt, der Rhythmus. Dazu ein kleiner Kunstrasen mit viel Tempo, das war schon sehr, sehr herausfordernd.“ Beobachtet werden die Schiedsrichter und ihre Assistenten aktuell nicht, betreut dagegen schon. „Normal isst man nach dem Spiel noch vor Ort, aber das geht ja alles nicht. Der Pirmasenser Betreuer hat uns dann noch jeweils einen Dönerteller organisiert und bringen lassen, das war top“, lobt Christmann. Satt ging es dann nach Hause. Jetzt ist wieder Pause. Auch für Tom Schmitt. In der Regionalliga geht es für ihn und Pirmasens am 9. Januar 2021 weiter. Einen Tag, bevor der Lockdown endet.