Koblenz. Einen Punkt gewonnen? Oder doch eher zwei verloren? Eine im Fußball oftmals müßige, aber in der prekären Situation der TuS Koblenz sicher lohnenswerte Diskussion. Ein Unentschieden gegen eine in der Tabelle der Regionalliga Südwest elf Plätze besser gestellte Mannschaft, in diesem Fall der FC-Astoria Walldorf, ist auf den ersten Blick sicher aller Ehren wert. Aber weil speziell die Konkurrenz aus Trier nicht schlief und mit 4:2 gegen Neckarelz gewann, vergrößerte sich der Rückstand zum rettenden 13. Rang auf stattliche neun Zähler.
Die Plätze dahinter behalten die Schängel jedoch fest im Blick, daran änderte auch das überraschende 0:0 des FK Pirmasens beim Primus Offenbach nichts. Überraschend war sicher auch das 1:0 des Schlusslichts aus Baunatal beim finanziell in arge Nöte geratenen SVN Zweibrücken.
Zurück nach Koblenz: Anders als beim 0:1 gegen Freiburg vor zwölf Tagen übte sich TuS-Teamchef Evangelos Nessos nicht in Einzelkritik, sondern lobte seine Schützlinge überschwänglich im Kollektiv: „Wir wollten einen Neuanfang starten, das ist uns gut gelungen. Das war eine absolute Top-Leistung, sowohl kämpferisch als auch läuferisch.“
Spielerisch indes blieb einiges wie so oft Stückwerk, nur in der Drangperiode zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte der geneigte Zuschauer das Gefühl, dass an diesem Abend noch etwas gehen könnte. Im besagten Spielabschnitt gelang den Koblenzern auch der Ausgleich, als Dustin Ernst eine maßgerechte Diagonalhereingabe am rechten Fünfmetereck knapp 90 Sekunden nach Beginn der zweiten Hälfte unter die Latte des Walldorfer Kastens nagelte.
„Ein absolutes Traumtor, das hat uns in die Karten gespielt“, urteilte Nessos: „Danach haben wir noch mal Lunte gerochen.“ Der so Gelobte war einer der Besten im Koblenzer Ensemble, gab die Lorbeeren aber artig weiter: „So überragend hat die Mannschaft lange nicht mehr gespielt. Fußballerisch war das schon deutlich besser als sonst. Ich werde jetzt weiter Gas geben, um der Mannschaft noch mehr zu helfen.“
Walldorf hatte in der Summe zwar mehr Ballbesitz, benötigte im Prinzip aber nur eine „Halbchance“, wie Nessos es nannte, um eine Niederlage auf dem Oberwerth zu vermeiden. Eine anscheinend geklärte Szene wurde noch einmal „scharf“, als Timo Kern von hinten heranrauschte und den Ball aus knapp 18 Metern per Flachschuss im rechten Eck versenkte – für TuS-Keeper Fabrice Vollborn war der Ball im Getümmel vorm Tor wohl schlecht zu sehen (40.).
FC-Trainer Matthias Born ist auswärts bessere Leistungen seiner Schützlinge gewohnt, zeigte sich mit der Darbietung auf dem Oberwerth aber durchaus einverstanden: „Unterm Strich ist das okay, auswärts musst du auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Der Gegner war sehr engagiert und hat uns alles abverlangt. Am Ende haben wir aber noch drei, vier Konterchancen leichtfertig vergeben.“
Diese Gelegenheiten ergaben sich, als die TuS in den letzten 20 Minuten ungestüm auf die Führung drängte und dadurch etwas die Ordnung im hinteren Bereich verlor. Dass der Gastgeber und auch der Koblenzer Anhang die drei Punkte fast mit aller Gewalt wollten, verdeutlicht die an sich harmlose Szene, als der Schiedsrichter die Begegnung abpfiff und so einen weiten Einwurf des bereitstehenden André Marx vors Walldorfer Tor verhinderte. Nessos: „Den hätte der Schiri ja auch noch zulassen können.“ Und im Brustton der Überzeugung fügte er an: „Wenn wir diese Leistung weiter auf dem Platz zeigen, dann kommen wir auch da unten raus.“
Dass es den verletzt fehlenden Mittelfeldspieler Julius Duchscherer übrigens während der nahenden Winterpause studienbedingt in die USA ziehen soll, dementierte er unmittelbar nach der Partie gegen Walldorf: „Nein, da ist nichts dran.“ Ob er aber schon im kommenden Auswärtsspiel in Elversberg für die TuS schon wieder gegen den Ball tritt, vermochte er nicht mit Bestimmtheit zu sagen: „Die Ferse bereitet noch Probleme. Ich weiß leider nicht, wie lange das noch genau dauern wird.“
Längerfristig ausfallen wird aber definitiv Eldin Hadzic im defensiven Mittelfeld, er zog sich gegen den FC-Astoria einen Bänderriss im rechten Fuß zu und musste bereits nach 19 Minuten ausgewechselt werden.
Von unserem Mitarbeiter
Bodo Heinemann