Da die Mannschaften auf den Plätzen 13 bis 17 allesamt Federn ließen, verringerte sich die Entfernung des Schlusslichts zum rettenden Ufer auf sechs Punkte – was aber immer noch ein veritabler Rückstand ist.
Für den Koblenzer Trainer Adrian Alipour war’s nach seinem Amtsantritt der erste Erfolg, entsprechend positiv fiel sein Fazit aus: „Ich bin maximal zufrieden mit der Art und Weise, wie wir Fußball gekämpft haben. Wir haben mit einer ganz hohen Bereitschaft um jeden Zentimeter des Spielfeldes gekämpft, hatten viele intensive Läufe in unserem Spiel und waren gut im Umschaltspiel in beide Richtungen. Es fühlt sich an, als ob wir unter Wasser gewesen sind, kurz auftauchen und nach Luft schnappen konnten. Das waren ein großer Atemzug und Balsam für die Seele. Meine Mannschaft hat die Drucksituation gegen einen direkten Konkurrenten super angenommen.“
Alipour verändert die Startformation
Alipour hatte ein wenig an der Startformation geschraubt. Zwischen den Pfosten stand Carl Leonhard zum erst dritten Mal in dieser Spielzeit, vor der Viererabwehrkette versuchten es die Koblenzer mit einer Doppelsechs: rechts „Tobi“ Adewole, links Yanni Regäsel – das Zentrum dichtmachen, nennt man das wohl. Um es vorwegzunehmen: Dieser defensive Verbund harmonierte prächtig, der Gegner kam im Spiel nach vorn kaum zur Entfaltung.
Nach geschlagenen 632 Minuten ohne Torjubel endete auch diese schwarze Serie. Vorausgegangen war eine fast komplett ereignislose erste Halbzeit, das Geschehen spielte sich vornehmlich zwischen den Strafräumen ab. Ein Schrägschuss von Solo-Sturmspitze Thilo Töpken, der knapp am rechten Pfosten vorbeistrich (11.), deutete zumindest an, was sich der Gastgeber an diesem kalten Nachmittag vorgenommen hatte.
Maroudis schießt Rot-Weiss in Führung
Eine knappe halbe Stunde später war es schließlich so weit. Marius Köhl, diesmal auf der rechten statt auf der linken Mittelfeldseite unterwegs, dribbelte sich gekonnt durch den gegnerischen Strafraum und legte im entscheidenden Moment uneigennützig zurück auf Kapitän Iosif Maroudis. Der nahm kurz den Kopf hoch und zimmerte den Ball trocken ins Kasseler Tor – 1:0 (42.). Pure Erleichterung auf den Rängen und auf dem Platz, eine Zentnerlast fiel offenbar von den Schultern der Rot-Weißen.
Zwölf Minuten nach Wiederanpfiff sollte es sogar noch besser kommen, die Koblenzer trafen ein zweites Mal ins Schwarze. Das war ihnen in dieser Saison bisher nur einmal gelungen: beim Hinspiel in Kassel (2:2). Der Ausbau der Führung war eine Co-Produktion der beiden neben Maroudis auffälligsten Spieler im rot-weißen Dress.
Köhl erhöht für Koblenz auf 2:0
Michael Guthörl schnappte sich den Ball noch in der eigenen Hälfte, trieb in zentral gut und gern 50 Meter gen Kasseler Strafraum und legte dann nach rechts ab auf den mitgelaufenen Köhl. Ein paar Schritte zum Ball, ein präziser Flachschuss vorbei an Gästekeeper Marlon Sündermann – 2:0 (57.). Fast wäre den Platzherren sogar noch ein drittes Erfolgserlebnis geglückt, doch Maurice Buckesfeld scheiterte nach Freistoß-Vorlage von Regäsel am rechten Pfosten des KSV-Gehäuses (61.).
Kasseler Gegenwehr? Wenig bis gar nicht vorhanden. Als schon niemand mehr an eine Resultatsveränderung glaubte, schlugen die alles in allem harmlosen Hessen unmittelbar vor dem Schlusspfiff in der vierten Minute der Nachspielzeit doch noch zu.
Die Null nicht gehalten
Die Gefahr war nach Kopfballabwehr von Robin Afamefuna kurz vor der Torlinie eigentlich schon geklärt, doch im Hintergrund rauschte Nael Najjar heran und beförderte das Spielgerät per Volleyschuss vehement ins anvisierte Ziel. Damit war Teil zwei des Alipourschen Plans („Hinten die Null halten“) nur noch Makulatur, aber unterm Strich zu verschmerzen. Denn die vorrangige Aufgabe („Endlich mal ein Tor schießen“) hatten seine Schützlinge zuvor ja doppelt gut gelöst.
Kassels Coach Tobias Damm räumte nach dem ernüchternden Auftritt seiner Mannschaft freimütig ein: „Wir sind nach vorn blass geblieben. Uns fehlten die Konsequenz und Überzeugung. Die Koblenzer hatten das bessere Zweikampfverhalten und fuhren die höhere Intensität. Deshalb haben sie verdient gewonnen.“
Torschütze Köhl ist erleichtert
Torschütze Köhl wirkte nach dem Abpfiff sichtlich erleichtert und erklärte, warum er mit einem guten Gefühl ins Spiel gegangen sei: „Ich habe vor zwei Jahren mein erstes Regionalligator gegen Kassel geschossen, das hat mir mehr Selbstvertrauen gegeben.“ Er fügte hinzu: „Wir haben nie an uns gezweifelt und immer alles gegeben.“
Der Matchplan fürs letzte Spiel des Jahres am Samstag auf dem Bieberer Berg in Offenbach dürfte ähnlich sein. Köhl: „Wir müssen jetzt dort weitermachen, wo wir gegen Kassel aufgehört haben.“
Guthörl fehlt gegen Offenbach
Den Kickers geht es ähnlich wie Kassel: Beide Teams sind die einzigen in der Liga, gegen die Rot-Weiss gewonnen hat. Geht es nach den Koblenzern, kann das gerne so weitergehen. Eine personelle Veränderung wird es auf jeden Fall geben: Guthörl sah gegen Kassel bereits nach 20 Minuten die fünfte Gelbe Karte und muss somit einmal zwangspausieren.
FC RW Koblenz – KSV Hessen Kassel 2:1 (1:0)
Koblenz: Leonhard – Afamefuna, Weidenbach, Buckesfeld, Zobel – Adewole, Regäsel (88. Ike) – Köhl (80. Limani), Maroudis, Guthörl (83. Lihsek) – Töpken.
Kassel: Sündermann – Springfeld, Starostzik, Mißbach – Kahraman (63. Fischer), Stendera – Najjar, Döringer (63. Vesco), Durna (46. Schmitt) – Mogge (74. Iksal), Jones (63. Dawid).
Schiedsrichter: Philipp Schlegel (Munderkingen).
Zuschauer: 360.
Tore: 1:0 Maroudis (42.), 2:0 Köhl (57.), 2:1 Najjar (90.+4).
Gelbe Karten: Guthörl, Afamefuna, Köhl, Adewole – Kahraman, Mogge.
Nächste Aufgabe für Koblenz: am Samstag um 14 Uhr bei den Kickers Offenbach.