Mit jener Mannschaft, die vor gut acht Wochen das Oberliga-Abenteuer mit einem 2:1-Sieg beim FC Cosmos Koblenz beendete, hat das Team, das am Mittwoch auf den Rasen des Brühl-Stadions einlaufen wird, nicht mehr viel zu tun. Gleich sieben Akteure der damaligen Anfangsformation spielen nicht mehr beim VfR Baumholder. Dafür haben die Westricher zwölf neue Akteure verpflichtet. Es ist ein Radikalumbruch, den die Baumholderer da eingeleitet haben, den sie nach dem Personalbeben in der vergangenen Winterpause einleiten mussten. Insofern startet der VfR in ein neues Abenteuer.
Schnell zusammengewachsen
Neu sind auch die Trainer – bei der ersten Mannschaft, aber durchaus auch im Geschäft der höheren Amateurspielklassen. Matthias Dingert war als DFB-Stützpunkttrainer bisher vor allem auf die Ausbildung junger Fußballer fokussiert, während Jonas Gedratis die zweite Mannschaft der Baumholderer zusammen mit Jan Eisenhut gerade in die Bezirksliga geführt hat. Seine erste Aufgabe hat das Duo freilich erfüllt, nämlich die Zusammenstellung des Kaders. Der macht nämlich Appetit auf die Saison.
„Die Jungs sind schnell zu einer Mannschaft zusammengewachsen“, sagt Jonas Gedratis und erklärt: „Das liegt daran, dass sich fast alle auch vorher untereinander gekannt haben. Wir haben jetzt fast ausschließlich Spieler aus dem Kreis Birkenfeld.“ Vor allem beim SC Idar-Oberstein hat sich der VfR bedient. Einige Talente haben die Baumholderer aus dem Haag verpflichtet, aber auch die drei Königstransfers kommen von dort. Gemeint sind Torwart Michel Schmitt, Marius Gedratis und Danny Lutz. Dieses Trio wird gegen Basara Mainz mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auflaufen. Wer sonst von den Neuen am ersten Spieltag in der Startformation stehen wird, das lässt Jonas Gedratis noch offen.
Der Trainer erlebt gerade extrem spannende Tage. Am Samstag heiratete er seine Eva kirchlich, und sein Kind wurde getauft, und am Mittwoch steht er zum ersten Mal als Verbandsliga-Coach an der Linie. „Ich bin froh, dass es jetzt endlich losgeht. Mir und 'Dingo' (Matthias Dingert) geht es da, wie der ganzen Mannschaft. Alle sind heiß, und alle sind guten Mutes“, sagt er.
Okazaki ist wohl noch nicht dabei
Als Auftaktgegner hat der VfR in dieser ohnehin bärenstark und namhaft besetzten Verbandsliga einen echten Brocken erwischt. Der FC Basara Mainz lief in der vergangenen Saison immerhin als Dritter ein und dürfte abermals zu den Aufstiegsanwärtern gehören. Dafür steht schon der neue Co-Trainer, der kein Geringerer als Shinji Okazaki ist. Okazaki bestritt unter anderem zwei Weltmeisterschaften, spielte mehr als hundertmal für Japan und war in der Bundesliga für den VfB Stuttgart sowie Mainz 05 und in der englischen Premier League für Leicester City am Ball. In Baumholder werden die Zuschauer den japanischen Ausnahmekicker, der zudem zu den Gründungsvätern von Basara Mainz gehört, aber wohl weder an der Seitenlinie noch auf dem Feld erleben. Okazaki steigt offiziell erst im August voll bei Basara ein, lässt allerdings offen, ob er auch selbst spielt. In Baumholder coacht jedenfalls Kevin Jonathan Miller die Mainzer.
Ohne dass Jonas Gedratis das ebenfalls veränderte Basara-Team exakt kennengelernt hat, sind er und Dingert doch mit dessen Spielstil vertraut. „Basara ist brutal diszipliniert und gerade im Mittelfeld sehr ball- und kombinationssicher“, sagt er und erklärt: „Wir werden darauf sicher mit einer lauf- und zweikampfstarken Mittelfeldbesetzung reagieren.“ Der VfR-Plan sieht vor, mit der angesprochenen Zweikampfrobustheit Bälle zu erobern und dann die eigene Geschwindigkeit über die Außenpositionen zu nutzen.
Kapitän Niklas Alles fehlt noch
Welche Spieler diese Idee umsetzen sollen, darüber schweigt sich Gedratis nachvollziehbarerweise noch aus. Grundsätzlich erklärt er: „Gerade in der Offensive haben wir viele Akteure, die sehr flexibel sind, die auf nahezu allen Angriffspositionen eingesetzt werden können.“ Allerdings muss der VfR an diesem ersten Spieltag seinen Kapitän ersetzen. Niklas Alles ist noch in Urlaub. Nico Schulz, der als Rechtsverteidiger gesetzt ist, wird die Binde tragen.
Spannend ist auch die Besetzung der Innenverteidigung. Vorläufig noch nicht spielen kann dort Jonas Brenner. Der Youngster hat eine Operation hinter sich und wird wohl frühestens in der zweiten Saisonhälfte eingreifen können. Routinier Dominic Schübelin, der nach einem „Sabbatjahr“ wieder angefangen hat, ist dagegen ebenso eine Option wie Elias Ludwig, der vom SC Idar gekommen ist. In den Vorbereitungsspielen kristallisierte sich freilich heraus, dass Lucca Buchner (in der vergangenen Runde in der A-Jugend des SC und beim A-Klässler SV Buhlenberg aktiv) hinten innen auflaufen könnte. Gedratis und Dingert sind voll des Lobes für den 19-Jährigen, den sie vom Offensivakteur zum Verteidiger umgeschult haben.
Mindestens so spannend ist auch, wer in vorderster Linie angreifen wird. Ob hier Lucas Alves da Silva die erste Option ist oder Finn Kley beziehungsweise Marvin Lind (beide könnten aber auch dahinter oder auf der Seite spielen), ist dem Trainer nicht zu entlocken.
Gedratis macht Werbung
Dingert und Gedratis lassen sich eben nicht in die Karten schauen, doch Gedratis wünscht sich eine große Zuschauerkulisse an diesem ersten Spieltag und macht Werbung für den neuen VfR: „Es wäre schön, wenn die Leute zu uns kommen, weil wir eine wirklich spannende Mannschaft haben, die sich beweisen will, weil wir die Stimmen widerlegen möchten, die prophezeien, dass es für den VfR noch eine Etage tiefer gehen wird und weil Basara Mainz natürlich ein attraktiver Gegner ist.“ Der Trainer fügt hinzu: „Ich hoffe, dass wir ein Fußballfest erleben.“