FC Schmittweiler bejubelt 1:1
Weingärtner schimpft: „Ich bin richtig sauer“
Ein Bild mit Symbolcharakter: Mit vereinten Kräften stoppen die Schmittweilerer Gerardo Luciano (rechts), Fabian Moorhead und Christian Rech (am Boden) den Hüffelsheimer Angreifer Tim Reidenbach. In diesem Fall hatte der FC allerdings Glück, dass es keinen Handelfmeter gab.
Klaus Castor

Die SG Hüffelsheim muss einen erneuten Rückschlag im Aufstiegskampf der Fußball-Landesliga hinnehmen. Das Team kam gegen den FC Schmittweiler, dem drei Brüder ihren Stempel aufdrücken, nicht über ein 1:1 hinaus.

Die Szenen beim Abpfiff des Derbys in Hüffelsheim hätten sinnbildlicher kaum sein können. Die Landesliga-Fußballer der SGH und des FC Schmittweiler-Callbach sanken auf den Boden. Die Gastgeber aus Enttäuschung, weil mit dem 1:1 (0:1) die Hoffnung auf die Meisterschaft und vor allem auf den fest eingeplanten Aufstieg weiter schwindet. Die Schmittweilerer aus Entkräftung, weil sie einen großen Kampf geliefert und sich den Punkt mit ganz viel Herzblut verdient hatten.

Beim bärenstarken Kapitän Christian Rech reichte die Kraft noch, um Trainer Murat Yasar in die Arme zu springen. Der Coach fand denn auch viele lobende Worte für sein Team: „Wir brauchten den perfekten Tag, und die Jungs haben den perfekten Tag abgeliefert. Sie haben alles auf dem Platz gelassen, vor allem ganz viel Leidenschaft.“ Speziell in der zweiten Hälfte warfen sich die Schmittweilerer in viele Bälle und noch mehr Zweikämpfe. Und das Beeindruckende: Sie gewannen das Gros der direkten Duelle, verhinderten so, dass die Hüffelsheimer aus ihrem zeitweise entstandenen Powerplay auch nur ansatzweise gefährlich wurden. „Wenn ich etwas bemängeln kann, dann, dass wir nach den Ballgewinnen mit etwas mehr Ruhe am Ball spielen können. Aber das wäre jetzt vielleicht auch zu viel verlangt gewesen, auch so haben die Jungs vieles richtig gemacht. Wahnsinn, wie viele Kilometer sie abgerissen haben“, sagte Yasar.

„Entscheidend für mich war die taktische Disziplin, die die Jungs an den Tag gelegt haben. Sie haben unseren Plan super umgesetzt.“
Murat Yasar

Zur guten FCS-Leistung gehörte auch, dass die Gäste sich nicht versteckten, mit zwei Stürmern agierten und, solang die Kräfte reichten, immer wieder für Entlastung sorgten. Yasar analysierte: „Entscheidend für mich war die taktische Disziplin, die die Jungs an den Tag gelegt haben. Sie haben unseren Plan super umgesetzt.“ Der hatte vorgesehen, dass die sonstigen Außenspieler Yannick Naujoks und Milan Klein in die Mitte rückten und so die Zentrale verdichteten. Das führte dazu, dass die Räume für Cedric Lind, Mostafa El-Haiwan sowie Fabian Scheick und Nik Schmidt noch dichter wurden. „Was uns sonst auszeichnet, das Aufdrehen der Mittelfeldspieler hat dieses Mal gar nicht stattgefunden“, erkannte der Hüffelsheimer Übungsleiter André Weingärtner und lobte damit Yasars Kniff.

Nicht zu vergessen: Die auffälligsten Einzelspieler hatten die Gäste, allen voran die Rech-Brüder, die das Schmittweilerer Team extrem tragen. Christian Rech räumte in der Innenverteidigung mit dem ebenfalls starken Gerardo Luciano auf. Aurel Rech war überall zu finden. Zunächst im Sturm, später, als die Hüffelsheimer die Brechstange auspackten, als Kopfball-Abwehrrecke. Und Justus Rech war für das Schmittweilerer Tor verantwortlich. Einen harmlosen Einwurf wollte er von der seitlichen Strafraumgrenze in die Mitte befördern, doch der Ball senkte sich als Bogenlampe ins lange Eck (31.).

„Solch eine Leistung kann nicht unser Anspruch sein. Wir haben überhaupt nicht stattgefunden.“
André Weingärtner

„So ein Tor passt dann natürlich zu so einem Spiel“, haderte Weingärtner, der betonte: „Der fußballerisch bieder auftretende Gast hat sich den Punkt mit seiner extrem kampfstarken Vorstellung absolut verdient.“ Oder umgekehrt: Seine Mannschaft tat zu wenig für einen Dreier. „Ich bin richtig sauer“, erklärte Weingärtner und fügte an: „Solch eine Leistung kann nicht unser Anspruch sein. Wir haben überhaupt nicht stattgefunden. Wir waren extrem schläfrig, haben nichts von dem gezeigt, was wir können und was wir schon oft auf den Platz gebracht haben. Es hat von allem etwas gefehlt.“ Auffällig bei den Hüffelsheimern war beispielsweise die hohe Fehlerquote. Egal, ob Scheick, Lind oder Schmidt, viele Bälle landeten im Aus oder beim Gegner.

Dazu gesellte sich Harmlosigkeit. Das 1:1 markierte Schmidt per Kopfball nach einer Scheick-Ecke in der 60. Minute. Anschließend blieb also noch mehr als eine halbe Stunde Zeit, den Siegtreffer zu erzielen, doch die Hüffelsheimer blieben blass, stemmten sich nicht gegen das Remis, lieferten zu wenig Fußballkost. Nur noch eine Chance, die der eingewechselte Tim Krafft kläglich vergab, wurde notiert. „Von der Bank kam überhaupt nichts, das ärgert mich“, machte Weingärtner seinem Unmut Luft. Neben Krafft muss sich auch Philip Klein angesprochen fühlen. „Spieler, die in der Vorrunde schon starke Spiele für uns gemacht haben“, wunderte sich Weingärtner über die Tagesform der Joker.

Nachspielzeit viel zu kurz

Allerdings enttäuschten auch Startspieler. Lind und Tim Reidenbach, die zuletzt gegen den TuS Hackenheim noch brilliert hatten, blieben dieses Mal weit unter ihren Möglichkeiten. „Mir hat extrem die Handlungsschnelligkeit gefehlt. So ist es uns nie gelungen, mal über die Flügel Druck aufzubauen oder in die entscheidenden Räume zu kommen. Auch habe ich Ballkontrolle vermisst“, analysierte Weingärtner. Einzig Lars Hermann bildete eine Ausnahme. Er interpretierte die linke Innenverteidigerposition sehr offensiv und trieb immer wieder an. Ein bisschen Pech hatten die Hüffelsheimer allerdings auch, dass der insgesamt gute Schiedsrichter Kacper Spychala nicht länger als sechs Minuten nachspielen ließ. Selbst eine Viertelstunde wäre akzeptabel gewesen, da es in der zweiten Hälfte zahlreiche Verletzungsunterbrechungen und Verzögerungen der Schmittweilerer gegeben hatte.

Der direkte Aufstieg gerät nach den weiteren Punktverlusten der Hüffelsheimer immer weiter aus dem Blickfeld, die SGH-Spieler sollten sich für die erste Juni-Hälfte nichts vornehmen und sich auf drei packende Aufstiegsspiele gegen den Zweiten der Landesliga Ost einstellen. Die Schmittweilerer feierten das Remis dagegen wie einen Sieg. „Dieser Punkt ist deshalb so wichtig, weil er etwas macht mit der Mannschaft. Er wird die Jungs tragen in den nächsten Wochen“, sagte Yasar.

SG Hüffelsheim – FC Schmittweiler-Callbach 1:1 (0:1)

SG Hüffelsheim: König – Mörbel, Müller, Hermann – Keita (67. Krafft), Schmidt, Scheick, Balzer (73. P. Klein) – Lind, El-Haiwan – Reidenbach.

FC Schmittweiler-Callbach: Hill – Moorhead – Luciano, C. Rech, Heimann – Görlek, J. Rech (83. Atama) – Naujoks (90.+4 Decker), M. Klein – A. Rech, Scherer (90. Fritz).

Schiedsrichter: Spychala (Völkersweiler).

Zuschauer: 300.

Tore: 0:1 J. Rech (31.), 1:1 Schmidt (60.).

Zeitstrafe: Decker (90.+6).

Beste Spieler: Hermann – A. Rech, C. Rech, Hill.

So geht’s weiter: Die SGH spielt am Sonntag, 27. April, 15.30 Uhr, bei der SG Rieschweiler, der FCS am gleichen Tag um 15 Uhr gegen den SV Kirchheimbolanden.

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