Dass der VfR Baumholder nach Rüssingen fährt und dort im Kellerduell ums Überleben in der Fußball-Verbandsliga kämpft, das hätten Spieler und Verantwortliche des Vereins, aber auch viele Anhänger und Fußball-Interessierte vor der Saison sicher nicht für möglich gehalten. Doch nachdem die Westricher aus bisher 19 Spielen nur ebensoviele Punkte eingesammelt haben, droht der zweite Abstieg in Folge – und der Trip am Sonntag zum TuS Rüssingen (Anpfiff um 15 Uhr) wird zum Verbotsausflug. Verlieren – ja eigentlich sogar unentschieden spielen – ist verboten.
„Am Sonntag gilt’s!“, sagt auch Christian Schübelin. Von einer Partie mit Endspielcharakter möchte der Trainer des VfR Baumholder zwar nichts hören, aber er stellt klar: „Ich rede nicht gerne von ’müssen’, aber das ist in diesem Fall anders. In Rüssingen, das ist ein ’Must-Spiel’ für uns.“ Warum Schübelin gegen seine Gepflogenheit die englisch-deutsche Formulierung ’Must-Spiel’ wählt, warum er also die Pflicht zum Gewinnen für seinen VfR sieht, das zeigt der Blick auf die Tabelle.
Rüssingen hat 21 Gegentore mehr zugelassen als der VfR
Baumholder ist dort als Drittletzter gelistet. Würden die Westricher am Saisonschluss dort sehen, dann wären sie in die Landesliga abgestiegen. Nun ist die Tabelle etwas schief. Als einzige Mannschaft der Verbandsliga hat der VfR erst 19 Partien bestritten. Alle anderen Teams haben mindestens eine Partie mehr auf dem Buckel, viele sogar zwei.
Doch auf dieses kleine Spielepolster sollten sich die Baumholderer nicht verlassen, sondern lieber gleich am Sonntag punkten. Vom Papier her wird es kaum leichter werden, den Rüssingen ist Letzter, hat gerade einmal acht Punkte und die schlechteste Abwehr. Die Rüssinger haben noch 21 Gegentreffer mehr zugelassen als der VfR mit seiner Wackeldeckung – der zweitschwächsten der Spielklasse. Das Kellertreffen ist also auch das Schießbudenduell der Verbandsliga.
„Wir müssen zeigen, dass wir in allen Belangen besser sind“
VfR-Trainer Christian Schübelin
Schübelin geht allerdings davon aus, dass die Baumholderer Schießbude am Sonntag den Laden nach unten geklappt hat. Der Trainer fordert: „Wir müssen unheimlich gut nach hinten arbeiten.“ Außerdem betont er: „Es ist Abstiegskampf. Für uns wird also viel über den Kampf gehen müssen. Wir müssen uns Vorteile, zum Beispiel eigene Torchancen, erzwingen.“
Dass dieses Duell im Abstiegskampf verloren werden könnte, daran möchte Schübelin am liebsten gar keinen Gedanken verschwenden. „Das wäre ein Nackenschlag sondergleichen. Es würde ja bedeuten, dass wir alle zusammen nicht genug Qualität hätten“, erklärt der Coach und schiebt die düsteren Wolken sogleich weg: „Wir müssen zeigen, dass wir in allen Belangen besser sind.“
Torwart Michel Schmitt kränkelt, Danny Lutz ist am Start und Marvin Lind hat positive Erinnerungen
Der Bedeutung der Partie angemessen verlief auch das Training. „Das Hauptaugenmerk hat jetzt nicht auf Spaß gelegen“, meint Schübelin und verrät, dass Zweikampfschulung und am Faschingsdienstag ein „knackiger Lauf“ auf dem Programm gestanden hätten. Schübelin dürfte alles getan haben, um seiner Mannschaft klar zu machen, dass der TuS Rüssingen zwar die Rote Laterne hält, dass auf den VfR aber alles andere als ein Spaziergang wartet. „Diese Mannschaft ist unberechenbar. Das hat sie gerade gegen Pfeddesheim wieder gezeigt, als sie aus einem 0:2 noch ein 2:2 gemacht haben“, warnt Schübelin.
Für ein paar Sorgenfalten auf des Trainers Stirn sorgt Michel Schmitt. Der Torwart kränkelt. „Ich möchte ehrlich gesagt noch nicht darüber nachdenken, was wir tun, wenn er ausfällt“, sagt Schübelin, der davon ausgeht, dass sich die Nummer eins fit meldet. „Ansonsten steht unsere Achse“, verrät der Coach. Wichtig: Danny Lutz steht als Angriffsoption wieder zur Verfügung. Und Marvin Lind dürfte blendende Erinnerungen an den 5:2-Hinspielsieg haben, denn dabei traf er dreimal. Die Vorzeichen sind also nicht schlecht für den VfR, um den „Verbotsausflug“, das „Schießbuden-Kellerduell“ erfolgreich hinter sich zu bringen. Die Einstellung des Trainers sollte eine zusätzliche Stütze sein. Schübelin sagt nämlich: „Es ist ein ganz wichtiges, aber auch ein schönes Spiel. Es geht nämlich um etwas.“