Fußball: Zweikampftraining wird nach neuer Corona-Verordnung wieder Einzug halten - SGE-Coach Schwarz übt auch Kritik
Verbandsligatrainer begrüßen Lockerungen – Baumgartner und Lautz hoffen auf baldige Erlaubnis für Testspiele
„Richtig“ Fußball gespielt werden darf noch nicht, aber immerhin sind im Training nun wieder Zweikämpfe möglich. Einen derart rassigen Kampf um die Kugel könnte der Ex-Meisenheimer Marius Gedratis (Nummer 31) Felix Ruppenthal und Marius Botiseriu gerade wieder liefern, schließlich ist Gedratis ja wieder zum SC Idar-Oberstein gewechselt und die beiden Kontrahenten vom vergangenen Derby sind jetzt Trainingskollegen. Foto: Klaus Castor
Castor

Region Nahe. Bis zu zehn Personen dürfen seit dem gestrigen Mittwoch wieder Wettkämpfe auch in Kontaktsportarten wie den großen Mannschaftsspielen bestreiten. Das bedeutet zum Beispiel für die Fußballer, dass im Training der Fünf-gegen-Fünf-Modus möglich ist. Diese Verordnung gilt bis zum 31. August. Für Axel Rolland, den Vorsitzenden des Fußballkreises Birkenfeld ist das „immerhin ein weiterer Fortschritt“. Sein Amtskollege im Kreis Bad Kreuznach, Thomas Dubravsky, ergänzt: „Ich finde diesen nächsten Schritt richtig und glaube, dass man der Politik bei uns im Land vertrauen sollte. Im Übrigen sollte man sich über die Möglichkeiten im Training freuen, aber weiter vorsichtig bleiben.“ Wir haben bei den vier Verbandsligisten an der Nahe, dem VfR Baumholder, dem SC Idar-Oberstein, der SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach und der SG Eintracht Bad Kreuznach nachgehört, was sie von der Lockerung im Sport halten und wie sie sie im Trainingsbetrieb umsetzen.

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Dabei waren sich alle Trainer einig, dass die neue Verordnung für das Training hilfreich sei. Allerdings haben bisher nur zwei der vier Verbandsligisten mit der Saisonvorbereitung begonnen. Während der SC Idar-Oberstein und die SG Meisenheim derzeit schon praktische Erfahrungen sammeln können, beschäftigen sich die Coaches der SG Eintracht und des VfR Baumholder auf theoretischer Ebene mit der neuen Verordnung, wollen sie aber, wenn sie mit der Vorbereitung starten, selbstverständlich auch nutzen.

SG Eintracht Bad Kreuznach

Für Thomas Schwarz, den Trainer der SG Eintracht, ist die neue Sportverordnung und die Möglichkeit ab sofort in Wettkampfform zu trainieren, kein Grund von seinem Zeitplan abzuweichen. „Wir starten am 1. Juli in die Vorbereitung, daran wird sich nichts ändern, weil jetzt Kontakt im Training möglich ist“, sagt der Coach, der seinem Team bisher trainingsfrei ließ. „Wir haben nicht kontaktlos trainiert, nicht zuletzt deshalb, weil sich unser Kader doch ziemlich verändert hat“, erklärt er, um dann aber zu betonen: „Wir freuen uns natürlich, dass wir jetzt die Möglichkeit haben, wettkampfnäher zu trainieren.“ Allerdings hält der SGE-Coach die Verordnung, dass eine Gruppe von maximal zehn Spielern unter Wettkampfbedingungen üben darf, für „schwer umsetzbar“. Schwarz erklärt: „Man kann natürlich in jeder Platzhälfte eine Zehnergruppe trainieren lassen, aber konsequenterweise muss man diese Gruppen eigentlich immer gleich lassen, sollte nicht wechseln. Das ist in der Praxis eigentlich nicht realistisch und schränkt die Möglichkeiten wieder ein.“ Die SGE will am Mittwoch das Training dennoch mit zwei Zehnergruppen starten. „Ich trainiere eine Gruppe in der einen, mein Kotrainer die andere Gruppe in der anderen Hälfte“, verrät Schwarz und bekräftigt: „Wir wollen uns gut auf die Saison vorbereiten, aber uns auch an die Regeln halten.“

VfR Baumholder

Sascha Schnell, der Trainer des Aufsteigers, begrüßt die neue Corona-Verordnung. Er sagt: „Das ist grundsätzlich ein positiver Schritt, einer nach vorne, weil er die Möglichkeiten im Training verbessert, er mehr Inhalte ermöglicht.“ Allerdings wird der VfR Baumholder erst am 25. Juli in die Vorbereitung starten. „Auch nach der Lockerung rücke ich nicht von meinem Plan ab“, bekräftigt Schnell und erklärt: „Ich richte meine Vorbereitung weiter auf einen Saisonstart im September aus.“ Eine kleine Einschränkung macht Schnell aber: „Sollte die Saison entgegen meiner Erwartung doch früher beginnen, dann sind wir beim VfR so flexibel, kurzfristig vor dem 25. Juli mit der Vorbereitung zu beginnen.“

SG Meisenheim/Desloch/J.

Ganz anders hat es die SG Meisenheim gemacht. Coach Tobias Lautz und sein Team trainieren bereits seit der vergangenen Woche, geben allerdings noch nicht Vollgas. „Aktuell bieten wir zwei Einheiten in der Woche an. Wir werden das Programm hochfahren, sobald klar ist, wann die Saison losgeht“, erläutert Lautz und betont: „Wir haben uns bisher an die Vorgaben gehalten und kontaktlos trainiert, deshalb sind wir froh, dass jetzt wieder mehr möglich ist.“ Dass nur bis zum „Fünf-gegen-Fünf“ im Wettkampfmodus trainiert werden muss, ist für Lautz zwar schade, aber immerhin ein „wichtiger nächster Schritt“, der die Motivation bei den Spielern erhöhe. Lautz sagt: „Zweikämpfe sind möglich, also auch diverse Spielformen, das ist ein wichtiger Anreiz, den wir natürlich nutzen.“ Der neuen Meisenheimer Trainer hofft, dass in einem nächsten Schritt, ähnlich wie in Nordrhein-Westfalen, schnell wieder Testspiele erlaubt werden.

SC Idar-Oberstein

Andy Baumgartner, der neue Trainer des SC, hat die erste Phase seiner Vorbereitung eingeleitet, die bis Ende Juni geht. Danach wird für zwei Wochen kein gemeinsames Training auf dem Sportgelände im Haag stattfinden, ehe die Vorbereitung am 14. Juli so richtig beginnt. Die neuen Bestimmungen spielen dem Coach in die Karten. „Natürlich werden wir sie sofort nutzen“, stellt er klar und erklärt: „Die Möglichkeit, bis zu zehn Spieler im Wettkampfmodus trainieren zu lassen, ist zumindest ein guter Anfang. Jetzt kommt zurück, was im Fußball so entscheidend ist, nämlich Zweikämpfe.“ Baumgartner bewertet diesen nächsten Step deshalb als „sehr wichtig“. Er erklärt: „Mittlerweile kann wohl jeder Fußballer an der Nahe einen Halbmarathon rennen, aber die fußballspezifische Ausdauer, die Fähigkeit sich in Intervallen zu belasten, die ist weg. Dagegen kann man jetzt in Trainingsspielen mit kleinen Teams wieder angehen.“ Ähnlich wie sein Nachfolger in Meisenheim, Tobias Lautz, hofft Baumgartner, dass möglichst rasch richtige Testspiele möglich sein werden. „Es wäre schön, wenn der SWFV einen Weg finden könnte, dass man zu Testzwecken spielen darf“, sagt der SC-Coach, nach dessen Einschätzung die Saison Anfang September beginnen könnte.

Ob das freilich tatsächlich so kommt ist fraglich, schließlich gilt die jetzige Verordnung zunächst bis zum 31. August.

Von unserem Redakteur Sascha Nicolay

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