Fußball-Verbandsliga: Trainerbeben beim Herbstmeister VfR Baumholder
Trainerbeben bei Herbstmeister VfR Baumholder: Sascha Schnell und André Thom hören auf
Das Erfolgsgespann des VfR Baumholder hört auf: Cheftrainer Sascha Schnell (links) und sein spielender Kotrainer André Thom verabschieden sich im Sommer aus dem Westrich. Foto: Benny Werle
Benny Werle

Überraschung beim VfR Baumholder: Vor dem Heimspiel gegen den FC Speyer am Sonntag um 15.30 Uhr haben VfR-Coach Sascha Schnell und sein spielender Kotrainer André Thom der Mannschaft verkündet, dass für sie am Ende der Saison Schluss sein wird.

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Die Überraschung ist deshalb so groß, weil die Baumholderer gerade erst die Herbstmeisterschaft in der Fußball-Verbandsliga gefeiert haben. Dass der Trainer damit auf dem Höhepunkt aufhört, konnte und wollte er nicht abstreiten, für ihn liegen die Gründe aber vor allem darin, dass die vergangenen Jahre viel Kraft gekostet haben.

„Es war eine intensive Zeit, und es ist jetzt der richtige Moment, um einen Schlussstrich zu ziehen. Natürlich war das ein Prozess, man macht sich ja immer wieder seine Gedanken“, sagt Schnell, der im Sommer acht Jahre beim VfR sein wird und dort aktuell die erfolgreichste Spielzeit mit seiner Mannschaft erlebt. 2020 war das Team von der Landesliga in die Verbandsliga aufgestiegen, landete nach der Abbruchsaison 2021 im vergangenen Jahr auf einem sehr guten dritten Platz und ist nun Tabellenerster. „Wir haben uns definitiv etwas aufgebaut, was wir uns vor einiger Zeit nicht hätten träumen lassen“, erklärt Schnell.

Es war eine intensive Zeit, und es ist jetzt der richtige Moment, um einen Schlussstrich zu ziehen.

Sascha Schnell

Als der Vorstand vor einiger Zeit auf ihn zugekommen sei und ihm signalisierte, dass er gerne mit ihm und mit Thom in die kommende Spielzeit gehen würde, bat Schnell um Bedenkzeit und entschied sich dann fürs Aufhören. Die Mannschaft sei überrascht gewesen, als Vorstand und Trainer ihr die Veränderung am Dienstag im Training mitgeteilt hatten. Für Abteilungsleiter Matthias Dingert kam Schnells Entscheidung unterdessen nicht ganz so überraschend. „Wir wussten natürlich nicht, ob jetzt oder in ein, zwei Jahren. Aber es war klar, dass wir keine fünf Jahre mehr mit ihm planen können. Irgendwann nagt die Zeit ja schon an einem.“

Und das, das betont der Coach immer wieder, sei tatsächlich der Hauptgrund gewesen. „Ich habe viel im Verein getan, auch über die reinen Trainertätigkeiten hinaus, stehe an vier Tagen in der Woche auf dem Sportplatz und mache mir an den anderen drei Tagen Gedanken um den Fußball. Ich hänge nach so langer Zeit natürlich an dem Verein, an den Spielern. Viele begleiten mich schon über viele Jahre, da haben sich auch intensive zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut“, erläutert der VfR-Coach. Aber jetzt sei der richtige Zeitpunkt, um eine Pause zu machen. Und die will er sich tatsächlich ab kommendem Sommer gönnen, plant, ein Jahr lang nichts machen. „Man soll natürlich niemals nie sagen. Aber geplant ist definitiv, dass ich pausiere“, sagt Schnell.

Thom hört aus privaten Gründen auf

Auch Thom hat kein neues Engagement im Blick. Bei ihm sind es vor allem private Gründe, die dazu geführt haben, dass er den Job zum Ende der Saison beenden wird. Familie, Hausbau, Beruf – das alles sei nur noch schwer mit der Aufgabe des spielenden Kotrainers zu vereinbaren gewesen. „Ich spiele gefühlt seit Ewigkeiten auf diesem Niveau und habe meine Zeit auch gerne aufgewendet, aber ich habe auch gemerkt, dass es zuletzt immer schwieriger geworden ist, alles unter einen Hut zu bekommen“, sagt Thom.

Deswegen hat er die Entscheidung losgelöst vom aktuellen sportlichen Erfolg und auch losgelöst von Schnells Entscheidung getroffen. Im Austausch habe sich dann rauskristallisiert, dass beide an dem Punkt sind, zum Saisonende aufzuhören. „Der Verein war auch absolut nachsichtig, kann meinen Schritt nachvollziehen“, sagt Thom. Er möchte dem VfR in den kommenden Monaten helfen, sich eine gute Ausgangslage für die Zeit ab Sommer zu verschaffen – sowohl im sportlichen als auch im organisatorischen Bereich.

Dass das Ende damit zusammenhängt, dass auch einige Akteure dem VfR im Sommer den Rücken zukehren könnten, bestreiten Thom und Schnell unisono. Die Gerüchteküche brodelt dennoch: Neben Thom kursieren Namen wie René Wenz, Dominik Schübelin und Fabian Lauder. Bei Wenz und Schübelin revidiert Dingert die Gerüchte, Lauders Abgang kann er bestätigen: „Fabian hat uns mitgeteilt, dass er zum SV Nanzdietschweiler wechseln wird.“

Dass die Mannschaft im Sommer auseinanderfallen könne, davor hat der Abteilungsleiter keine Angst. Aktuell gebe es Gespräche mit den einzelnen Spielern, und da hätten weder Wenz noch Schübelin signalisiert, dass sie gehen wollten. „Ich bin überzeugt davon, dass wir auch in der kommenden Saison eine schlagkräftige, konkurrenzfähige Mannschaft gestellt bekommen“, erklärt Dingert.

Es sind verschiedene Konstellationen denkbar. Da wollen wir uns aktuell noch nicht festlegen

VfR-Abteilungsleiter Matthias Dingert

Er selbst ist Stützpunkttrainer und habe in dieser Funktion einige Talente im Blick. Allerdings möchte der Vorstand nun erst einmal die Baustelle Trainer angehen. Einige Namen stehen schon auf der Liste, in den kommenden Tagen sollen die ersten Gespräche mit möglichen Kandidaten folgen. Ob es, wie jetzt, einen Trainer und einen spielenden Kotrainer geben wird, das halten sich die Verantwortlichen offen.

„Es sind verschiedene Konstellationen denkbar. Da wollen wir uns aktuell noch nicht festlegen“, sagt der Abteilungsleiter. Ähnlich sieht es im Hinblick auf das Zeitfenster aus. Natürlich strebt der Verein an, eine schnelle Lösung zu finden, Dingert und seine Mitstreiter wollen sich allerdings nicht unter Druck setzen lassen und werden genau schauen, wo und bei wem es am besten passt.

Heimspiel gegen FC Speyer steht bevor

Unterdessen geht es für Schnell darum, den Fokus der Mannschaft auf das kommende Spiel zu legen. Im FC Speyer gastiert der Tabellenletzte in Baumholder. Die Rollen sind also klar verteilt. Eigentlich. Denn auch wenn die Gäste aus der Pfalz bislang erst zehn Punkte geholt haben, waren viele Spiele doch knapp. „Sie haben eine junge, spielstarke Mannschaft. Da fehlt es vielleicht teilweise noch etwas an Erfahrung“, sagt der VfR-Trainer.

Das Hinspiel hatte seine Mannschaft zwar deutlich mit 4:1 gewonnen, war aber auch da auf einen Gegner getroffen, der „einen gepflegten Ball“ spielt. Dennoch gibt es aus Schnells Sicht nur ein Ziel: Den nächsten Dreier zu landen und die Tabellenführung zu verteidigen. Dabei muss er nur auf seinen spielenden Kotrainer verzichten, den Schwindel plagen.

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