„Der Sieg der Eintracht ist verdient, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, dass etwas mehr für uns drin gewesen wäre“, bilanzierte SGM-Trainer Markus Rehbein. Und sein Gefühl war nachvollziehbar, doch schlussendlich waren es die Bad Kreuznacher, die Schlüsselmomente für sich entschieden.
Ein solcher war schon früh in der Partie verankert. In der 21. Minute waren die Meisenheimer mit 1:0 in Führung gegangen. Der Treffer war einem erstklassigen Pass von Alexander Tiedtke zu verdanken. Aus der Bedrängnis heraus schickte er mit einem Diagonalball Laurenz Fach auf die Reise. Der bestrafte mit einem platzierten Schuss nicht nur die schlechte Staffelung der SGE-Hintermannschaft, sondern auch das zögerliche Eingreifen von Silas Koellmer.
Mit einer Führung im Rücken hätten die Meisenheimer ihre Konterstärke weiter anbringen können, doch sie führten nicht mal eine Minute. Und es war ein katastrophaler Fehlpass von Nico Praß, der die Gäste zur prompten Antwort einlud. Er bediente Levi Mukamba, der geschickt zu Bastian Kreidler quer legte, dem das 1:1 gelang. „Der Junge ist erst 20 Jahre alt“, bat Rehbein bei Praß um Welpenschutz. Der Coach ergänzte: „Insgesamt war bei uns aber die Fehlerquote zu hoch. Beim 1:2 ist dann mit Dominic Kranz auch einer unserer erfahrenen Spieler beteiligt.“
50 Minuten waren gespielt, als sich Mukamba auf der Außenbahn klasse durchsetzte und geschickt auf Jan Wingenter ablegte, der das Leder in den Winkel bugsierte. „Tiefes Spiel bis zur Grundlinie, auch Umschaltmomente. Ich habe dieses Mal viele Trainingsinhalte im Spiel gesehen. Das freut einen Trainer“, sagte Thorsten Effgen, der Coach der SGE.
Wie die Eintracht eine halbe Stunde zuvor, hätten die Meisenheimer direkt antworten können. Nach einer erstklassigen Kombination bediente Tom Immenkamp den umtriebigen Robin Hill, doch Mark Becker im SGE-Tor parierte glänzend. Er hat sich übrigens festgespielt im Kasten, da sich Kontrahent Felix Basting eine Ellenbogenverletzung zugezogen hat.
Es folgte eine Phase, die taktisch geprägt war. Die Meisenheimer standen weiter sehr tief, die Eintracht ließ den Ball lange durch die eigenen Reihen laufen und wartete auf gute Angriffsmomente. Einer kam in der 69. Minute, als Deniz Darcan frei auf SGM-Torwart Mareck Dörr zulief und es zu einem Kontakt kam. Der erst 17-jährige Schiedsrichter Lukas Graf überlegte extrem lange und pfiff dann Elfmeter – sehr zum Ärger von Dörr, der argumentierte, dass Darcan ihn getroffen hätte. Darcan und Dörr standen sich Sekunden später wieder gegenüber, und erneut behielt der Bad Kreuznacher, dieses Mal als Elfmeterschütze, die Oberhand.
Nach dem 4:1 durch Mukamba (73.) schien die Partie entschieden zu sein. „In Desloch hast du aber erst gewonnen, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Die Phase nach dem 2:4 empfand ich als sehr gefährlich. Ich hatte meine jungen Spieler vorher deutlich gewarnt, aber sie mussten selbst zu spüren bekommen, dass ihr alter Trainer recht hat. Vielleicht glauben sie mir ja in Zukunft dann auch mal andere Sachen“, sagte Effgen zu dem, was folgen sollte. Die Meisenheimer gaben sich und das Spiel nie auf, verkürzten zweimal. Tiedtke (79.) verwandelte einen Foulelfmeter, nachdem Fach von Cenk Ceylan, der großes Glück hatte, nicht mit der Ampelkarte vom Feld zu müssen, gecheckt worden war. Zudem traf Filip Höft aus der Distanz (86.). Die Eintracht hatte aber stets gute Reaktionen im Köcher. Wingenter traf per Kopf (84.), und Toni Auletta staubte ab (90.), nachdem Mukamba den Pfosten getroffen hatte.
Im zweiten Landesligaspiel nach seiner Langzeit-Sperre zündete Mukamba erstmals, war an vier der sechs Treffer beteiligt und auch sonst nur schwer zu stoppen. Sein Pendant auf der anderen Seite bekam von Effgen ein Sonderlob: „Robin Hill ist nie zu greifen, nie zu kontrollieren. Jede Mannschaft kann sich freuen, einen solchen Spieler in ihren Reihen zu haben.“ Auffällig bei den Gästen: Mit der Rückkehr von Sebastian Baumann ist wieder mehr Ordnung, mehr Struktur ins Spiel gekommen. „Ein Trainer braucht auch mal Glück, und ich habe glücklicherweise den richtigen Zeitpunkt gefunden, Baumi wieder zu bringen. Er ist direkt wieder im Hoch“, sagte Effgen.
Gemeinsam mit Darcan, Wingenter und Manuel Wein bildete Baumann eine formidable Mittelfeldreihe, davor die beweglichen Kreidler und Mukamba – das hat Perspektive. Wobei sich das SGM-Youngster-Trio mit Leon Baderschneider, Höft und Immenkamp, die allesamt aus der A-Jugend kamen, glänzend wehrte. „Ich bin zufrieden mit der Leistung meiner Jungs, weil wir guten Fußball gespielt haben, uns vor allem aber nie aufgegeben haben. Die Moral stimmt“, resümierte Rehbein. Effgen sagte: „Wir freuen uns über den Sieg bei der hohen Hürde Desloch, auch weil alle aus der Mannschaft an dem Erfolg beteiligt waren und es den Jungs erneut gelungen ist, Widerstände hinter sich zu lassen.“