Fußball-Landesliga: Packender 4:3-Sieg beim FC Schmittweiler - Hulsey verletzt sich kurz nach seiner Einwechslung
Spektakuläres 4:3 in Schmittweiler: Hackenheimer ackern für Trainer und Keeper
Schmittweiler - Hackenheim
Nicht zu stoppen: Der Hackenheimer Oliver Gäns (blaues Trikot) erzielte beim 4:3 in Schmittweiler zwei Tore. In dieser Szene setzt er sich gegen Leon Frenger (unten) und Efe Görlek durch. Foto: Klaus Castor
Klaus Castor

Schmittweiler. Alle Hackenheimer Fußballer eilten nach dem Schlusspfiff zur Trainerbank. Um sie herum wurde auch der obligatorische Teamkreis gebildet. Denn auf der Bank saß der nach einem Minieinsatz schwer verletzte Trainer Tim Hulsey. Auch oder gerade für ihn hatten sich die TuS-Akteure in den letzten Minuten auf dem Platz zerrissen und den 4:3 (1:2)-Sieg in einem packenden Landesliga-Spiel beim FC Schmittweiler-Callbach abgesichert.

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„Es hat geknallt. Ein Klassiker, der Fuß ist eingeklemmt, und dann dreht das Knie weg“, beschrieb Hulsey den Zweikampf mit Christian Rech, der für Hulsey große Folgen haben könnte. „Ich hatte noch nie eine Knieverletzung, aber es fühlt sich nicht gut an“, erklärte der Hackenheimer Spielertrainer, der immerhin den Platz eigenständig verlassen konnte. Er war nur drei Minuten im Spiel, als es zu dem Zusammenprall kam, anschließend wurde er lange behandelt, was am Ende zu einer mehr als zehnminütigen Nachspielzeit führte.

Nicht nur in der gaben die Hackenheimer alles, warfen sich in jeden Zweikampf, vor allem aber spielten sie immer wieder nach vorne und waren um Entlastung bemüht. Mit Erfolg: Nach dem Anschlusstreffer zum 3:4 (86.) durch einen von Christian Rech verwandelten Foulelfmeter hatten die Schmittweilerer eine Viertelstunde Zeit, noch den Ausgleich nachzulegen, doch eine klare Chance erspielten sie nicht. Dabei wählten sie aber auch oftmals die falschen Mittel mit hohen Flanken ohne Abnehmer, statt mal auf ihre Stärke, das Flügelspiel, zu setzen.

Die uninspirierte Schlussphase war ein Grund dafür, dass die Schmittweilerer Siegesserie nach drei Dreiern in Folge zu Ende ging. Ein anderer war ganz banal. „Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht“, erkannte FCS-Trainer Murat Yasar völlig richtig. Das vielleicht größte Problem lag dieses Mal in einer schlechten Absicherung nach Ballverlusten. Bestes Beispiel war das 0:1, als die beiden besten Hackenheimer die großen Räume vor dem FCS-Strafraum optimal nutzten: Jasper Brede eroberte den Ball, schleppte ihn quer über das gesamte Spielfeld und bediente dann Oliver Gäns, der trocken abschloss (24.). Vergleichbare Szenen gab es mehrere, der überragende Gäns war an nahezu allen beteiligt. „Da hast du Christian Rech angemerkt, dass er eine Woche nicht trainiert hat“, sagte Yasar über den zurückgekehrten Urlauber, den er auf der Sechserposition platziert hatte.

Auch dessen Brüder spielten wichtige Rollen im Aufstellungspoker: Aurel Rech musste aufgrund eines angerissenen Syndesmosebandes passen und fällt vermutlich länger aus. Für ihn durfte sein Bruder Justus als freischaffender Offensivkünstler ran und löste die Aufgabe glänzend. „Justus war überragend“, lobte Yasar. So vertrat Justus Rech seinen Bruder Aurel auch als Freistoßschütze und versenkte den Ball zum 1:1 im Torwarteck (31.). Fast noch stärker Justus Rechs Leistung beim 2:1. Er eroberte sich den Ball, schaltete sofort in den Offensivgang um und zog ab. Der Hackenheimer Schlussmann Simon Marschall parierte den Ball, ließ ihn aber nach vorne prallen. Simon Scherer sagte Danke (44.). „Ich bin in der Pause sehr hart mit Simon Marschall ins Gericht gegangen“, sagte Hulsey, der sich über die beiden Fehler seines Schlussmanns ärgerte. Der verschuldete auch noch den dritten Gegentreffer, als er im Strafraum den Schmittweilerer Marek Klein völlig ohne Not umrannte. Christian Rechs Elfmetertreffer (86.) machte die Partie dann noch einmal scharf.

Und somit gaben die Hackenheimer Feldspieler nicht nur für ihren Trainer Gas, sondern auch für ihren Torwart, der trotz dreier Fehler, die zu Gegentreffern führten, den Platz als Sieger verlassen durfte. „Einmal hat Simon in der zweiten Hälfte auch weltklasse gehalten“, betonte Hulsey mit Blick auf eine Rettungstat gegen Mihai Tanase (54.). Ansonsten verteidigten die Hackenheimer viel weg.

Ein Verdienst auch des eingewechselten Jörg Maier, der mal wieder zeigte, dass er kein Stand-by-Spieler, sondern eine Bereicherung ist, und von Henrik Sperling. Er war als Pendant zu Yasars Schachzug mit Justus Rech der Überraschungsjoker von Hulsey gewesen, spielte erstmals in der Innenverteidigung und löste das mit ganz viel Ruhe und Abgeklärtheit gegen die jungen und schnellen Angreifer des FCS glänzend. „Insgesamt war in der zweiten Hälfte eine enorme Energie bei uns auf dem Feld“, umschrieb Hulsey die Leidenschaft und den Willen der Hackenheimer treffend. Den hatte er selbst schon in der Pause mit einer lautstarken Halbzeitansprache unter Beweis gestellt.

„Ich wollte zehn Minuten überstehen und dann die entstehenden Räume zu Kontern nutzen“, nannte Yasar seinen Plan für die zweiten 45 Minuten, der schon nach sieben Minuten mit zwei Gegentreffern durchkreuzt war. Nach einem Eckball versuchte sich zunächst Gäns, sein Abschluss wurde aber geblockt, Lukas Röder nutzte den Nachschuss zum 2:2 (49.). Völlig unverständlich, warum sich FCS-Innenverteidiger Leo Hilitanu in der Szene aus der Mitte ziehen ließ und den Hackenheimern die freie Bahn ermöglichte. Nur drei Minuten später verloren die Schmittweilerer in ihrer schlechtesten Spielphase einen Ball schlampig im Aufbau. Chris Menger schnippelte den Ball auf seine ureigene Art Richtung Tor. Unhaltbar wirkte der Abschluss für Lucas Frenger nicht.

Der hatte schon in der ersten Hälfte großes Glück gehabt, als nach einem Missverständnis mit seinem Bruder Leon ein Foul an Niklas Wollmann nicht mit einem Elfmeter bestraft worden war. Der Schiedsrichter entschied auf Vorteil, allerdings schob Röder das Spielgerät frei stehend am leeren Tor vorbei (33.).

Doch zurück in die zweite Hälfte: In den vergangenen Wochen hatten die Schmittweilerer schon einige Rückstände aufgeholt, das klappte dieses Mal nicht, auch wenn Einstellung und Laufbereitschaft absolut stimmten. „Ohne Aurel Rech haben uns einfach die Wucht und die Durchschlagskraft gefehlt“, analysierte Yasar und ergänzte: „Zudem haben wir zu selten die Eins-gegen-eins-Situationen gesucht. Am Ende waren es vielleicht ein paar Ausfälle zu viel, auch wenn ich nicht klagen möchte. Aber du kannst dann im Vergleich zum Gegner ja auch nicht mehr nachlegen.“ Lediglich zwei Wechsel unterstreichen die Aussage.

Wie zielstrebig es gehen kann, zeigten die Hackenheimer mit einem Traumangriff zum 4:2: Einen Einwurf von Deniz Dasli in der eigenen Hälfte leitete Röder geschickt weiter auf Brede, der einen feinen Blick für Gäns bewies, der wiederum seinen zweiten Treffer markierte (78.). Die Hackenheimer waren zu diesem Zeitpunkt aufgrund einer Zeitstrafe von Niklas Wollmann in Unterzahl, und alleine das unterstreicht, wie sehr die Gäste ihren zweiten Sieg in Folge landen wollten.

Von Olaf Paare

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