„Es ist ein schönes Gefühl, nun wirklich gewählt worden zu sein. Ich bin überwältigt“, erklärte der 59-jährige Alzeyer, der ab sofort den größten Sportfachverband in Rheinland-Pfalz leitet und Hans-Dieter Drewitz beerbt. Der Haßlocher war von 1988 lang Mitglied des Präsidiums und zuletzt 14 Jahre Präsident gewesen.
Als Neunjähriger hatte Bergmann mit dem Fußballspielen begonnen. Eine Leidenschaft, die den Juristen, der als Präsident des Landgerichts Bad Kreuznach in der Region präsent ist, nicht locker lässt und die ihn 50 Jahre später an die Spitze des SWFV führt. Dass in Hans E. Lorenz aus Wöllstein exakt der Mensch, der Bergmann vor 24 Jahren für den SWFV gewinnen konnte, nun als Versammlungsleiter fungierte, nannte Bergmann eine „sehr schöne Sache für mich persönlich“. Auch Lorenz war die Freude anzumerken, als er den Delegierten der Vereine – wohlgemerkt nach der Wahl – zurief: „Ich kenne Thomas seit 35 Jahren, den kann man wählen.“
Für Bergmann beginnt nun eine spannende Herausforderung, vor allem zeitlicher Natur. Präsident des Regionalverbands war er bereits, damit verbunden ist die Tätigkeit des Vizepräsidenten des Deutschen Fußballbunds, nun kommt die Leitung des Heimatverbands hinzu. „Als ich angesprochen wurde, habe ich gesagt, dass ich das nur mache, wenn ich ein Team um mich herum habe, auf das ich mich zu 100 Prozent verlassen kann. Denn jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein Teamplayer bin“, setzt Bergmann auf eine enge Zusammenarbeit mit seinem Präsidium und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle.
Stimmrecht für Monath
In diesen Kontext passt die Satzungsänderung, die den Wahlen vorangestellt war. Zum einen wurde ein zusätzlicher Vizepräsident installiert, zum anderen erhält der Geschäftsführer, im aktuellen Fall Verbandsdirektor Michael Monath, erstmals Stimmrecht im geschäftsführenden Präsidium. Ein Vorschlag, den Alexander Beuerle vom SV Lemberg kritisch hinterfragte. Matthias Weidemann, der souverän durch den Bereich Anträge führte, verwies darauf, dass damit moderne, in anderen Bereichen übliche Strukturen eingeleitet werden. Eine Argumentation, der die Vereine folgten. Sie winkten die Satzungsänderung durch. Weidemann wird dem geschäftsführenden Präsidium genauso erstmals angehören wie Axel Rolland aus Hoppstädten-Weiersbach und Lothar Renz.
Hans-Jörg Hoch leitete bereits bisher den Finanzbereich des Verbandes als Vizepräsident. Er rückte nun zum Ersten Vizepräsidenten auf. Ein wichtiger Fakt, schließlich ist er damit auch haftbar. Denn der SWFV ist von der Rechtsform her ein ganz normaler Verein.
Die Wahlen von Bergmann und seinen Kollegen im geschäftsführenden Präsidium fielen genauso einstimmig aus wie die Wahlen des erweiterten Präsidiums und die Bestätigungen. Bestätigt wurden unter anderem die beiden Kreisvorsitzenden Thomas Dubravsky (Kreis Bad Kreuznach) und Jürgen Falz (Kreis Birkenfeld). Die Nahe wird im Präsidium zudem vertreten vom neuen Vizepräsidenten Axel Rolland sowie von Dany Spindler aus Bad Kreuznach, die als neue Vorsitzende des Verbandsfrauen- und Mädchenausschusses fungiert, sowie von Olaf Paare aus Mandel als Vorsitzendem des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit.
Petzold verabschiedet sich
Wenn Positionen neu besetzt werden, heißt es auch, Abschied zu nehmen. Neben dem bisherigen Präsidenten Drewitz, der zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, wurde Bärbel Petzold, die sich bundesweit 44 Jahre für den Frauen- und Mädchenfußball engagierte, mit stehenden Ovationen verabschiedet. Die Alzeyerin wurde zum Ehrenmitglied gewählt. Die gleiche Ehre wurde Rainald Kauer, Jürgen Veth, Udo Schöneberger und Karl Schlimmer zuteil. „Das Ausscheiden eines Präsidenten und derart vieler verdienter Ehrenamtler stellt eine Zäsur dar“, hatte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling in seinem Grußwort treffenderweise festgestellt.
Während Wahlen und Satzungsänderungen nahezu geräuschlos über die Bühne gingen, wurde über die Änderungsanträge der Vereine mächtig diskutiert. Die Klubs überstimmten das Präsidium beispielsweise bei einem Antrag zum Verbandspokal. Ab der Saison 2025/26 sind nun auch Spielgemeinschaften, die ihre Pässe nicht auf einen Verein umschreiben, für den Verbandspokal spielberechtigt. An der Nahe profitiert davon beispielsweise der Bezirksligist SG Merxheim/Monzingen/Meddersheim. Da diese Vereine nicht für den DFB-Pokal spielberechtigt sind, ist nun nicht mehr automatisch gewährleistet, dass der Verbandspokalsieger auch Teilnehmer am DFB-Pokal ist. Der Verbandsspielausschuss um seinen neuen Vorsitzenden Klaus Karl wird gefordert sein, Lösungen für den Fall der Fälle zu finden.
Mit viel Herzblut setzte sich Helge Dietze vom SC Birkenfeld dafür ein, dass vor dem Start der Junioren-Landesligen Qualifikationsrunden gespielt werden. Zahlreiche Redner, darunter Rolf Staab, der Vorsitzende des FC Meisenheim, lobten den Ansatz, dass sich die Staffeleinteilung im Nachwuchsbereich verändern muss, und regten an, dass der Antrag als Grundlage für Gespräche und Veränderungen genommen wird.
Bergmann greift ein
Dietze äußerte allerdings seine Befürchtung, dass damit erneut Zeit verloren geht, und wunderte sich, dass sich nicht schon in der Vergangenheit Gedanken gemacht wurden. Schließlich griff sogar der neue Präsident Bergmann ein und versprach Dietze, dass „nichts auf die lange Bank geschoben wird“ und sich der Verband dem Thema annehmen wird. Der Verbandschef unterstrich das später noch einmal in seinem offiziellen Schlusswort und suchte auch nach der Veranstaltung den Kontakt zu Dietze. Dessen Antrag fand unter diesen Umständen keine Mehrheit, er wurde von den Vereinen abgelehnt.
Mehr Erfolg hatte der SV Enkenbach, der gegen den Willen von Verbandsjugendwart Jürgen Schäfer erreichte, dass Jugendfördervereine nach ihrer Auflösung die sportliche Qualifikation auf einen Mitgliedsklub übertragen können. Der SV Winterbach zog seinen Antrag, die Festspielregel im Jugendbereich ändern zu wollen, zurück. Jugendleiter Sascha Saueressig begründete das damit, dass in einem Antrag zuvor bereits Gegenteiliges beschlossen worden war. Die Vereine hatten dafür votiert, dass nur noch zwei U21-Spieler in A-Junioren-Teams eingesetzt werden dürfen, wenn die Mannschaft gewertet werden möchte.
Einstimmig wurde auch der Antrag vom Bad Kreuznacher Kreisvorsitzenden Thomas Dubravsky unterstützt, der anregt, dass sich die Verbandsgremien Gedanken machen über eine Struktur- und Spielklassenreform. Der Antrag war bereits an allen zehn Kreistagen einstimmig verabschiedet worden.
Die Arbeit von Drewitz fortsetzen
Dubravskys Antrag hatte zudem Aufnahme in die Antrittsrede Bergmanns gefunden, in der er drei Grundsätze seiner zukünftigen Tätigkeit formulierte. „Mein Credo war immer, fortführen und nicht einreißen“, sagte Bergmann und ergänzte: „Deshalb wird es ein Ziel sein, die herausragende Arbeit von Hans-Dieter Drewitz fortzusetzen.“ Zugleich sieht Bergmann in dem Antrag den klaren Auftrag der Vereine, eine Strukturreform ins Auge zu fassen. Ein zweites Augenmerk der Arbeit des neuen Präsidenten werden die Frauen sein. „Es geht nicht nur darum, Frauen und Mädchen zum Fußballspielen zu animieren, sondern auch darum, mehr Frauen in die Verbandsarbeit einzubinden“, sagte Bergmann, der sich freute, dass sich die Anzahl der Frauen zu seinem Antritt verdreifachte. Neben Dany Spindler sind dort nun auch Dana Burkard (Kreisvorsitzende Rhein-Mittelhaardt) und Uta Hein (Vorsitzende des Verbandsgerichts) am Ball.
Nicht zuletzt sieht sich Bergmann als Außenminister, als Vertreter gegenüber der Politik, den Sportbünden und anderen Fußball-Organisationen. Und dann äußerte der Alzeyer noch einen sehr eindringlichen Wunsch an seine Vereine: „Fußball steht für Spiel und Spaß, für ein friedliches Miteinander, für Toleranz und Vielfalt. Fußballer treten entschieden ein gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung. Leben Sie bitte diese Selbstverständlichkeit in Ihren Vereinen und unterstützen Sie damit unsere Arbeit.“