Denn vor allem in der zweiten Hälfte hatten sich die Gäste in die Partie gekämpft, hatten ihren Respekt mehr und mehr abgelegt und den Hausherren auf dem windigen Winzenheimer Kunstrasen Paroli geboten. Auch wenn die Mannschaft von SGM-Coach Jens Bohr die erste Chance der Partie hatte – nach einem Eintracht-Ballverlust im Mittelfeld hatten die Gäste schnell umgeschaltet und Laurenz Fach war über die linke Seite aufs Tor gezogen, aber an Keeper Felix Basting gescheitert –, hatte sie Probleme, in die Zweikämpfe zu kommen.
Die Hausherren waren vor allem im Mittelfeld überlegen, ließen den Ball schön in den eigenen Reihen laufen, hielten ihn meist am Boden und kombinierten bis ins letzte Drittel schön. „Da sind wir allerdings oft zu ungenau gewesen“, monierte Coach Thorsten Effgen.
An dem Angriff in der 14. Minute hatte er allerdings nichts auszusetzen. Da brachte Manuel Wein den Ball von außen auf den kurzen Pfosten, wo Marc Nauth davon profitierte, dass weder die Meisenheimer Innenverteidigung noch Schlussmann Johannes Körner konsequent genug hingingen – sodass er nur noch einschieben musste. Auch in der Folge blieb die Eintracht das bessere Team, war extrem ballsicher und ließ die Gäste nicht in die Zweikämpfe kommen. Weil die SGM nahezu keine Umschaltmomente kreieren konnte, weil es die Bad Kreuznacher aber eben auch nicht schafften, gefährlich ins letzte Drittel zu kommen, blieben Chancen auf beiden Seiten Mangelware.
Die Meisenheimer Viererkette agierte sehr konsequent, machte die Räume eng und ließ der Eintracht-Offensivabteilung kaum Möglichkeiten, zur Entfaltung zu kommen. Der Wind spielte sicherlich ebenfalls eine Rolle. Der fegte unerbittlich und in Böen über den Platz, wodurch vor allem die hohen Bälle unberechenbar wurden. „Wind ist noch schwieriger als beispielsweise Regen“, sagte Effgen. „Und das hat man dann auch gemerkt.“
Eine Chance und eine diskussionswürdige Situation bekamen die Zuschauer dann aber doch noch geboten in Hälfte eins: Nach einer Balleroberung im Mittelfeld spielte der Meisenheimer Marc-André Schneider links raus auf Nico Praß, der aus halblinker Position zum Abschluss kam, er schoss aber zu zentral aufs Tor (32.). Fünf Minuten später wurde Nils Flühr im Strafraum zu Fall gebracht, der Pfiff des Unparteiischen blieb allerdings aus. Die Proteste waren lautstark, und sie waren sicherlich nicht ganz unbegründet.
Indem wir keinen Hurrafußball gespielt haben, haben wir vieles richtig gemacht.
Eintracht-Trainer Thorsten Effgen
Nach der Pause wurde die Partie munterer. Das mag ein wenig daran gelegen haben, dass der Wind abgeebbt war, aber auch daran, dass sich die Gäste mehr zutrauten, im Mittelfeld besser in die Zweikämpfe und dadurch auch selbst immer wieder in Tornähe kamen. Aber zunächst waren die Gastgeber an der Reihe: Nach einer Ecke kam Deniz Darcan zum Abschluss, verzog jedoch knapp (47.). Anschließend setzte Levi Mukamba eine Hereingabe von Nauth knapp neben den Pfosten (58.).
Die nächsten beiden Aktionen gehörten den Meisenheimern: Nach einem Pass von Pascal Mohr auf die linke Seite zu Praß brachte der die Kugel scharf vors Tor, wo Laurenz Fach nur knapp verpasste (71.). Nur eine Minute später kam der Ball erneut in den Strafraum, Filip Höft nahm ihn aus rund 15 Metern direkt, zog ihn aber knapp am Tor vorbei. „Als wir enger dran waren, haben wir die entscheidenden Zweikämpfe gewonnen und sind so auch zu eigenen Möglichkeiten gekommen“, analysierte Bohr.
Er hatte nach einer Stunde in Dominic Kranz und Maurizio Lörsch zwei Innenverteidiger gebracht und diese in die Offensive gestellt – um die entscheidenden Zweikämpfe im letzten Drittel zu gewinnen und vorne für Gefahr zu sorgen. „Das war ein absolut cleverer Schachzug“, lobte Gegenüber Effgen. Allerdings lobte er auch sein Team dafür, dass es „erwachsenen Fußball“ gespielt hatte. Und dazu gehörte seines Erachtens auch die Effektivität. Denn nach 81 Minuten nutzte seine Mannschaft eine der wenigen konsequent ausgespielten Angriffe zum 2:0. Nach Balleroberung im Mittelfeld hatten die Hausherren schnell nach vorne gespielt: Der eingewechselte Maik Strunk hatte Nauth über rechts geschickt, und der hatte den Ball aus halbrechter Position kompromisslos ins kurze Eck gedonnert.
Doch die Antwort der Gäste kam prompt. Nach einer Flanke von Leon Baderschneider schob Schneider aus kurzer Distanz ein. Basting im Eintracht-Tor war zwar noch dran, konnte aber nicht mehr entscheidend abwehren (84.). Anschließend warfen die Gäste zwar alles nach vorne, schafften es aber nicht mehr, nennenswerte Chancen zu kreieren. Auch das gehörte sicherlich zu Effgens Definition von erwachsenem Fußball, dass es seiner Elf gelang, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten.
Hurrafußball war es nicht, den beide Teams geboten hatten. Und dennoch konnten beide Trainer den Auftritten ihrer Mannschaften vor allem Positives abgewinnen. Auch der unterlegene Bohr: „Ich bin zufrieden mit der Leistung. Vor allem in Hälfte zwei haben wir uns mehr zugetraut, haben den Ball ordentlich laufen lassen und waren gut in den Zweikämpfen.“ Effgen, der von sich sagt, nie wirklich zufrieden zu sein, monierte zwar die fehlende Präzision im letzten Drittel, fand aber: „Indem wir keinen Hurrafußball gespielt haben, haben wir vieles richtig gemacht.“