Zum zweiten Mal in Folge kassierte die SG Meisenheim/Desloch/Lauschied ein spätes Ausgleichstor zum 3:3. Zum zweiten Mal in Folge erzielte die SG Hüffelsheim dagegen einen späten Ausgleichstreffer. Und trotzdem durften sich die Gastgeber im Derby in Desloch als Sieger fühlen. Denn die Meisenheimer hatten dem Tabellenführer der Fußball-Landesliga in einem mitreißenden Spiel alles abverlangt und sich den Punkt mehr als verdient. Das wurde dann auch mit dem Fanklub lautstark gefeiert.
„Schade, dass wir nicht den Deckel darauf gemacht haben“, haderte SGM-Trainer Jens Bohr. Dabei hatten die Meisenheimer genau dafür alles getan. Sie igelten sich nämlich zu keinem Zeitpunkt des Spiels in irgendeiner Form ein, sondern suchten immer wieder den Weg nach vorne, und dank dieser Entlastung vermieden sie auch ein Powerplay der Gäste. „Das war exakt der Plan gewesen. Kompakt stehen, aber auch immer wieder gezielt und schnell nach vorne spielen“, sagte Bohr. Ob über den starken Laurenz Fach, über den präsenten Alexander Tiedtke, über den wuseligen Moritz Wurdel oder den mal wieder Betrieb machenden Joker Nico Praß, die Hausherren setzten permanent Nadelstiche.
Erneut eine späte Kooperation Mörbel/Reidenbach
Am auffälligsten wurde das übrigens nach dem Gegentreffer zum 2:3. Wer nun einen Sturmlauf der Hüffelsheimer und eine Meisenheimer Abwehrschlacht erwartet hatte, sah sich getäuscht. Die aktivere und gefährlichere Mannschaft waren die Platzherren, die durch Fach zwei klasse Chancen zum 4:2 hatten. Doch es fiel eben nicht, und dadurch hielten sie die Hüffelsheimer selbst in der Partie. Die kamen in der 90. Minute durch einen Standard zum Ausgleich: Einen Freistoß weit in der eigenen Hälfte donnerte Paolo Walther nach vorne, Niclas Mörbel verlängerte per Kopf zu Tim Reidenbach, der volley ins Tor schoss. Vorbereiter Mörbel und Vollstrecker Reidenbach hatten bereits eine Woche zuvor für das späte 1:1 gegen die SF Bundenthal besorgt.
„Beide Spiele sind durchaus miteinander vergleichbar“, sagte SGH-Trainer André Weingärtner und zählte das Muster auf: „Wir geraten durch individuelle Fehler in Rückstand und gleichen dann spät aus. Mit der Reaktion auf den Spielstand und unsere schlechte erste Hälfte kann ich leben. Aber wir müssen ergründen, warum wir in Rückstand geraten. Fakt ist, dass wir mit Leistungen wie in der ersten Hälfte nicht erfolgreich sein werden.“ Der Hüffelsheimer Trainer hatte schon mehrmals die Breite seines qualitativ hochwertigen Kaders betont. Doch einmal mehr wurde deutlich, dass die drei ehemaligen Regionalliga-Spieler Tim Müller, Lars Hermann (beide fehlten krank) und Christian Hahn (wegen einer Urlaubsreise ohne Trainingseinheit) Unterschiedsspieler sind, ohne die die Hüffelsheimer eben ein ganz normaler Landesligist sind, der auch in Desloch Punkte lassen kann.
Weingärtners Wechsel sagen viel aus
Hahn kam immerhin zur Pause. Alleine die fünf Wechsel dokumentierten Weingärtners Unzufriedenheit. Er ersetzte die indisponierten Tom Baier und Tim Krafft früh, verpasste Nikolai Staub mit Ein- und Auswechslung eine Höchststrafe und brachte sogar die Rekonvaleszenten Philip Klein und Jannik Kern, der nach einer fast einjährigen Pause nach einem Kreuzbandriss sein Pflichtspiel-Comeback feierte. Und Weingärtner wurde belohnt. Hahn bereitete das 1:2 (50.) von Cedric Lind mit einem starken Flankenlauf und harter Hereingabe klasse vor. Klein haute einen Abpraller zum 2:3 aus der Distanz in die Maschen (74.). „Genau so wollten wir auf diesem Platz spielen, viel mit langen Schlägen, konzentriert auf zweite Bälle gehen“, erläuterte Weingärtner, dem deshalb auch die Spielweise in der ersten Hälfte missfiel, als sich sein Team mit kurzen Pässen, Dribbeleinlagen und Hackentricks festgelaufen hatte und es keinerlei Gefahr hatte heraufbeschwören können.
Ganz anders die Meisenheimer, die viel mit Einsatz, gesunder Zweikampfhärte und geschicktem taktischen Verhalten arbeiteten. So attackierten sie auch oft zum richtigen Zeitpunkt. Das Paradebeispiel lieferte Fach, der Fabian Scheick in der 16. Minute das Leder abluchste und den Ball zu Tiedtke passte, der zum 1:0 vollendete. „Das war ein Fehler, der völlig untypisch für Fabian war. Einen solchen Fehler habe ich nie zuvor in einem Spiel oder einem Training von ihm gesehen“, sagte Weingärtner. Nur sieben Minuten später vernaschte Wurdel nach einem langen Ball Baier und stellte auf 2:0. Auch vom 1:2 ließen sich die Gastgeber nicht aus der Ruhe bringen. Erneut gab es eine Überzahl auf dem Weg zum Hüffelsheimer Tor. Eine Hereingabe von Wurdel unterband Mörbel mit einem Handspiel. Den fälligen Elfmeter versenkte Mika Maurer zu einem 3:1 (64.), das nicht zum Sieg reichen sollte.
„Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Es war schon bemerkenswert, wie wir dem Tabellenführer alles abverlangt haben.“ Jens Bohr
Trotzdem sollten die Leistung und auch der durchaus wichtige und unerwartete Punkt den Meisenheimern das Gefühl geben, dass sie im Abstiegskampf auf dem richtigen Weg sind. „Ich bin sehr zufrieden mit den Jungs. Es war schon bemerkenswert, wie wir dem Tabellenführer alles abverlangt haben“, lobte Bohr. Die Hüffelsheimer dagegen blieben erstmals in dieser Saison in zwei aufeinanderfolgenden Spielen sieglos. „Wir stehen uns im Moment selbst im Weg und müssen schauen, wie wir aus dieser Phase wieder rauskommen“, sagte Weingärtner, der aufgrund einer Roten Karte, die er kurz vor Schluss erhielt, in der nächsten Woche zuschauen muss. So kommt der neue Co-Trainer und ehemalige Cheftrainer David Holste überraschend schnell wieder zu einer Partie als Verantwortlicher an der Seitenlinie.
SG Meisenheim/Desloch/Lauschied – SG Hüffelsheim 3:3 (2:0)
SG Meisenheim/Desloch/Lauschied: Körner – Fach, P. Mohr, Maurer, Hautz, Hill – Bock, Höft – Giselbrecht (54. Praß), Wurdel (90.+1 Steffen) – Tiedtke (85. Michael).
SG Hüffelsheim: König – Baier (28. Staub/85. Walther), Schmidt, Scheick – Balzer, Hohmann (68. Kern), Mörbel, Krafft (46. Hahn) – El-Haiwan (68. Klein), Lind – Reidenbach.
Schiedsrichter: Dönges (Mainz).
Zuschauer: 250.
Tore: 1:0 Tiedtke (16.), 2:0 Wurdel (23.), 2:1 Lind (50.), 3:1 Maurer (64., Handelfmeter), 3:2 Klein (74.), 3:3 Reidenbach (90.).
Rote Karte: Weingärtner (Trainer der SGH, 88., Meckern).
Beste Spieler: Fach, Wurdel, Tiedtke – Lind.
So geht’s weiter: Die SGM spiel am Samstag, 16.30 Uhr, bei der SG Rieschweiler, die SGH am Sonntag, 15 Uhr, gegen den TSC Zweibrücken.