Landesliga-Derby: Großes Trainerlob für den Hüffelsheimer Innenverteidiger - Schmittweilerer verpassen in guter Phase die Führung
In Schmidt erkennt Softic sich selbst in jungen Jahren
Verrenkungen für den Derbysieg: Der Hüffelsheimer Mostafa El-Haiwan (rotes Trikot) und Paul Protzel vom FC Schmittweiler lieferten sich heiße Duelle. Foto: Klaus Castor
Klaus Castor

Hüffelsheim. Es waren seine 15 schlimmsten Minuten der Saison. Trainer Enes Softic stand erstmals in einem Landesliga-Spiel für eine Viertelstunde draußen und musste hinter der Bande verfolgen, wie seine Fußballer von der SG Hüffelsheim den 1:0 (0:0)-Derbysieg gegen den FC Schmittweiler-Callbach nach Hause brachten. Es war der fünfte Erfolg im fünften Spiel. Mit breiter Brust geht es nächsten Sonntag zum Spitzenspiel zum SV Rodenbach, der am Samstag strauchelte und erstmals Federn ließ.

„Ich bin da draußen kaputtgegangen. Hinter der Bande zu stehen, ist viel, viel anstrengender und schlimmer, als selbst zu spielen“, berichtete Softic. Seine Auszeit war nicht freiwillig gewesen. Die gute Schiedsrichterin Sophie Burkhart hatte ihn nach 75 Minuten völlig gerechtfertigt mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen, als Softic eine Überzahlsituation der Schmittweilerer per Foulspiel unterband.

Es hätte nicht die erste Rote Karte sein müssen. Schon nach 14 Minuten kam es zu einer turbulenten Szene. Philipp Fritz sprang 25 Meter vor dem Tor den Hüffelsheimer Keeper Jan-Niklas König an, obwohl längst wegen einer Abseitsstellung abgepfiffen war. Er hakte zudem nach, worauf dann auch König mit einem Tritt in Richtung Fritz reagierte. Rot, Gelb oder nichts – alles war denkbar, und Sophie Burkhart beließ es bei einer Ermahnung an beide.

Es war lange Zeit die packendste Szene. Die Schmittweilerer hatten sich wie viele bisherige Gegner der Hüffelsheimer sehr tief aufgestellt. FCS-Trainer Adrian Simioanca, normalerweise eine zentrale Stütze seines Teams, hatte sich selbst als Rechtsverteidiger nominiert, weil er den Hüffelsheimer Linksaußen Johannes Balzer als Gefahrenpunkt ausgemacht hatte und ausbremsen wollte. In der Innenverteidigung der Gäste wirkten zudem der überragende Paul Garlinski und der starke Aurel Rech sehr souverän. So kamen die Hüffelsheimer zu noch weniger Chancen als in den Partien zuvor. „Es ist so extrem schwer, wenn der Gegner nur verteidigt, die Schmittweilerer haben ja 90 Minuten lang nichts nach vorne gemacht. Wir wollen Fußball spielen, aber gegen solche Gegner ist das nicht einfach“, nahm Softic seine Spieler in Schutz.

In der Tat legten die Schmittweilerer den Fokus auf die Defensive, doch in Hälfte eins setzten sie auch immer wieder Nadelstiche, speziell nach einer halben Stunde. Immer im Mittelpunkt: Torjäger Fritz, der nach 29 Minuten eine Hereingabe nur knapp verpasste, nach 32 Minuten völlig frei stehend an König scheiterte und nach 37 Minuten vorbeizielte. In dieser Phase, in der eine Führung nicht unverdient gewesen wäre, hinterließ der lange verletzte Paul Protzel bei seinem Startelf-Debüt einen starken Eindruck. „Ich finde, wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, großen Kampfgeist bewiesen und gezeigt, dass wir auch gegen einen solchen Gegner mithalten können“, sagte Simioanca und wird dabei speziell an diese Phase gedacht haben.

Jannik Kern gab kurz vor dem Seitenwechsel dann auch mal auf der Gegenseite einen Warnschuss ab. In der Pause reagierte Softic nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Er brachte Philip Leonhard, und Softic gelang damit vielleicht der Schachzug des Spiels. „Philip hatte bereits in der Vorwoche großartig gespielt, ich wollte aber Cedric Lind in der Zentrale mal eine Chance von Anfang an geben“, erläuterte Softic. Lind streute allerdings wie viele seiner Mitspieler eine zu hohe Fehlerquote ein, taute erst nach dem Wechsel auf, als er auf der linken Seite anschieben konnte. In der Zentrale regierte nun Leonhard neben Softic und ließ dabei seine Zweikampfstärke und seine strategischen Fähigkeiten aufblitzen. „Philip hat vor allem Ruhe in unser Spiel gebracht. Und das war wichtig, weil ich die Jungs in der Pause dazu animiert hatte, die Geduld zu bewahren“, berichtete Softic, der dieses Mal von David Holste an der Seitenlinie unterstützt wurde, da Kotrainer Kristijan Sikiric kurzfristig hatte passen müssen.

Neben Leonhard rückte in Hälfte zwei auch Last-minute-Zugang Joshua Iten in den Mittelpunkt des Geschehens. In der 56. Minute zielte er neben das Tor, und in Minute 58 scheiterte er am guten Lucas Frenger im FC-Kasten. Dieses Duell wiederholte sich nach 70 Minuten. Erneut parierte Frenger, doch der Abpraller gelangte zu Kern, der den Ball mit einer artistischen Einlage über die Torlinie trudeln ließ. Der Jubel war riesig bei den Hüffelsheimern.

Die finale Unterzahl war der SGH kaum anzumerken. Iten traf noch die Latte, Willi Gäns und Niklas Schmidt zielten knapp über den Kasten. Schmidt überzeugte übrigens auf ganzer Linie. Hinten räumte er immer wieder ab und war mit seinem starken Partner Jörg Schniering ein Garant für die Souveränität der zweiten Hälfte, zudem trieb Schmidt immer wieder an. „Ehrlich gesagt, in Nik erkenne ich mich in jungen Jahren wieder“, lobte Softic, und er hätte seinem Innenverteidiger damit kaum ein schöneres Kompliment machen können.

Die Schmittweilerer reagierten auf die Überzahl, indem sich Simioanca nach vorne schob. Sein Team war auch bemüht, fand aber keine Mittel mehr, um die SGH-Deckung zu knacken. Zu oft und zu früh wurde der Weg durch die Mitte gesucht, anstatt das Spiel breit zu machen und die Kopfballstärke des Spielertrainers mit Flanken zu nutzen. „In der zweiten Hälfte haben wir zu viele Fehler gemacht, um uns zu belohnen“, resümierte Simioanca.

Noch ein Blick auf die beiden Youngster im zentralen Mittelfeld. Der Hüffelsheimer Mostafa El-Haiwan und der Schmittweilerer Christian Rech deuteten ihre Klasse immer mal wieder mit starken Aktionen an, streuten aber auch Fehler ein, Rech vergab Mitte der zweiten Hälfte beispielsweise mehrere gute Konteransätze. Dass El-Haiwan unter Softic einen Schritt weiter ist als noch bei seinem glücklosen Engagement bei Eintracht Bad Kreuznach zeigte er Mitte der zweiten Hälfte. Nach einem unmotivierten Freistoß in die Mauer war er es selbst, der den Konter der Schmittweilerer unterband. Mit dieser Einstellung, der starken Defensive und dem geduldigen Warten auf den entscheidenden Moment vor dem gegnerischen Kasten kann die Startserie der SGH auch durchaus das Spitzenspiel in Rodenbach überdauern.

Von unserem Redakteur Olaf Paare

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