Den Ball gab er so schnell nicht wieder her. Nach dem Derbysieger-Derbysieger-Jubelkreis schnappte sich Tim Reidenbach den Spielball als Erinnerungsstück. Er wird ihn an ein Highlight in einer an Höhepunkten nicht armen Landesliga-Runde für den Torjäger der SG Hüffelsheim erinnern. „Vier Tore schießt du nicht jede Woche“, bestätigte Reidenbach nach dem 6:0 (4:0) über den TuS Hackenheim.
„Es hat alles gepasst, tolles Wetter, klasse Kulisse, dazu ein Derby. Da macht es natürlich Riesen-Spaß, Fußball zu spielen und auch zu treffen“, erläuterte der Mann, der in 23 Spielen nun schon 29 Tore erzielt hat. Ein paar Dreierpacks waren darunter, nun auch ein Viererpaket. Doch was war plötzlich anders, als in den Wochen zuvor, als die Hüffelsheimer ihren komfortablen Vorsprung an der Tabellenspitze verspielt und sich in den einzelnen Partien äußerst schwergetan hatten? „Das Spiel in Hinterweidenthal, dieser dreckige Sieg dort, er war der Turnaround“, erklärte Reidenbach.
„Nun haben wir auch das passende Signal dazu an uns selbst gegeben.“ André Weingärtner
Der Stürmer bestätigte damit die Aussagen seines Trainers André Weingärtner, der schon vor dem Derby eine Entfesselung seines Teams und die Rückkehr zur Leichtigkeit der Vorrunde verspürt hatte. „Nun haben wir auch das passende Signal dazu an uns selbst gegeben. Nach außen müssen wir eh keine Signale geben, auch keinen Druck auf die Hoheneckener aufbauen. Die wissen auch so, dass wir gut sind und dranbleiben“, sagte der SGH-Trainer.
Die Hüffelsheimer brauchten allerdings auch gegen den TuS Hackenheim ein bisschen Anlauf. In den ersten 15, 20 Minuten waren die Gäste im Spiel, liefen auch einige Male gut an. „Da hatte ich nicht den Eindruck, dass den Hüffelsheimern mit Ball viel eingefallen ist“, sagte Gästetrainer Tim Hulsey. Und wenn die SGH mal gefährlich wurde, spielte sie die Szenen unglücklich aus. In der 26. Minute sollte sich das ändern. Cedric Lind, der überragende Hüffelsheimer Kapitän, spielte Johannes Balzer bärenstark frei. Der Routinier lief aufs Tor zu, behielt aber den Kopf oben und bediente den mitgelaufenen Christian Hahn, der nur noch einschieben musste.
Wollmann verschuldet das 0:1 mit Stellungsfehler
Das Tor hatte allerdings auch eine andere Seite der Medaille – eine Hackenheimer Fehlerkette. Im Spielaufbau fehlte es an einem klaren Ball nach vorne, beim Ballverlust war dann das halbe Feld hinter der Kette offen. Zudem unterlief Niklas Wollmann ein katastrophaler Stellungsfehler, da er viel zu weit hinten stand und das Abseits aufhob. Ähnliche Räume wie Balzer beim 1:0 hatte Reidenbach nur wenige Minuten später erneut über die rechte Seite. Er suchte nicht den Querpass, sondern vollendete mit seinem ersten Streich auf direktem Weg zum 2:0.
„Wir haben Geschenke verteilt, waren viel zu naiv“, schimpfte der Hackenheimer Spielertrainer Tim Hulsey. Er fügte an: „Ich kann gar nicht sagen, ob die Hüffelsheimer gut waren, weil wir sie überhaupt nicht getestet oder gefordert haben.“
Erneut fehlen Hackenheimer Stützen aus privaten Gründen
Auch bei den weiteren Treffern der Hüffelsheimer standen die Hackenheimer Pate. Da war der Ball nach einem Eckball eigentlich schon geklärt, doch er landete wieder bei Lars Hermann, der trocken abzog (33.). Beim 4:0 konnten sich Reidenbach und Hahn die Bälle unbedrängt zupassen, ehe der Torjäger den Ball passend liegen hatte, um ihn gekonnt aus 25 Metern in die Maschen zu dreschen. Danach wurde nicht mehr angepfiffen, das 4:0 zur Pause war zementiert.
Hulsey und Arash Sadeghi, der auf der linken Abwehrseite große Probleme gehabt hatte, kamen nicht zurück aufs Spielfeld. Beide waren angeschlagen, hatten die Woche nicht trainiert und sollen ihre Kräfte schonen für die nun sechs anstehenden Endspiele im Kampf um den Klassenverbleib. Sie vergrößerten die Ausfallliste auf elf Akteure. Neun hatten zu Spielbeginn gefehlt, darunter waren neben gesperrten und verletzten Akteuren in Deniz Dasli (Junggesellenabschied) und Henrik Sperling (Urlaub) auch Akteure, die aus privaten Gründen fehlten. Nicht zum ersten Mal, dass Hulsey deshalb seine in der Vorwoche starke Mannschaft, in der exakt diese beiden Spieler zu überzeugen gewusst hatten, umbauen musste.
Kapitän Lind schwingt den Taktstock
Reidenbach ließ sich auch im zweiten Abschnitt nicht lumpen. Nach Chipball von Lind (53.) und nach Hereingabe von Balzer (66.) erhöhte er auf vier persönliche Erfolgserlebnisse und auf 6:0. Hypothetisch bleibt, ob er die 30-Treffer-Marke geknackt hätte, wenn nicht direkt nach dem 6:0 Schluss gewesen wäre.
Neben Reidenbach ragte Lind heraus. „Toll, einfach toll, was er gezeigt hat“, lobte nicht nur Weingärtner. Der Kapitän schwang im Mittelfeld den Taktstock der Hüffelsheimer, fand dabei ein sehr gutes Maß aus Tempo und Ruhe und spielte immer wieder gefährliche Bälle ins letzte Drittel. „Ich war in der Hinrunde nicht immer zufrieden mit Cedric, doch in 2025 sieht das ganz anders aus. Da geht er voran, ist richtig gut“, analysierte Weingärtner. Lind, Nik Schmid, Fabian Scheick und Tim Müller, der nach einer kurzen Abtastphase wieder ganz hinten agierte, beherrschten die Zentrale und waren so auch Garanten des Sieges und für das Fazit von Weingärtner: „Wir haben nach dem 1:0 ein richtig gutes Spiel gemacht, attraktiven Fußball gezeigt, die Partie kontrolliert und ein tolles Ergebnis erzielt. Es hat alles gepasst.“
SG Hüffelsheim – TuS Hackenheim 6:0 (4:0)
SG Hüffelsheim: König – Mörbel, Scheick (76. Baier), Hermann – Müller, Schmidt – Balzer (76. Keita), Lind, El-Haiwan (67. Klein), Hahn (57. Krafft) – Reidenbach (67. Staub).
TuS Hackenheim: Marschall – Wollmann, Erbach, Protzel, Sadeghi (46. Kienle) – Maier – Hulsey (46. Oertel), Menger (79. L. Dudek), Gäns, Bubach (70. D. Alsleben) – Steyer.
Schiedsrichter: Tiedemann (Winnweiler).
Zuschauer: 300.
Tore: 1:0 Hahn (26.), 2:0 Reidenbach (29.), 3:0 Hermann (33.), 4:0 Reidenbach (45.), 5:0 Reidenbach (53.), 6:0 Reidenbach (66.).
Beste Spieler: Lind, Reidenbach, Balzer – Fehlanzeige.
So geht’s weiter: Die SGH empfängt am Freitag, 19 Uhr, den FC Schmittweiler, der TuS am Samstag, 18 Uhr, die SG Rieschweiler.