Die Partie bot für beide Übungsleiter zahlreiche Punkte, an denen sie in den kommenden Wochen ansetzen können. Vor allem in der Defensivarbeit. „Wobei das bei individuellen Fehlern schon schwierig ist“, sagte SGM-Coach Tobias Lautz. Mit dem Spiel nach vorne war er nicht einmal unzufrieden, musste er auch nicht sein. Denn auch seine Mannschaft hatte sich zahlreiche gute Möglichkeiten erarbeitet, hätte mit etwas Spielglück und mit etwas mehr Präzision im letzten Drittel sicherlich auch noch den einen oder anderen Treffer mehr erzielen können.
Zum Spiel: Schon nach vier Minuten setzten die Gäste das erste Ausrufezeichen. Niklas Paulus spielte den Ball rechts raus auf Pascal Michael, der legte vorm Tor quer, wo Benjamin Schmell stand, die Kugel aber nicht richtig traf. Fast im Gegenzug konnte der VfR die erste Chance verbuchen. Felix Ruppenthal setzte sich über links durch, zog in den Strafraum und den Ball aufs kurze Eck, doch Keeper Mareck Dörr war zur Stelle. Auch in der Folge boten sich die Teams einen munteren Schlagabtausch, wobei sich vor allem das Spiel über die Außen als adäquates Mittel entpuppte. „Da waren wir definitiv zu anfällig“, monierte Lautz. Und so fiel auch der erste Treffer über den Flügel: Jannis Staudt passte links raus auf Ruppenthal, der sich problemlos auf der Außenbahn durchsetzen konnte. Seine flache Hereingabe an den zweiten Pfosten schob Alexander Bambach problemlos ein (18.). Es folgten wieder gute Möglichkeiten auf beiden Seiten, oft resultierend aus Fehlern im Spielaufbau, und es folgte der zumindest nicht überraschende Ausgleich. Ebenfalls über die Außen. Nach einem Pass von Marius Heimann musste Robin Hill den Ball nur noch ins lange Eck drücken (32.).
Der Treffer war vor allem für die Hausherren die Initialzündung, wieder mehr zu tun. Der VfR erhöhte den Druck, provozierte dadurch immer wieder Fehler im Meisenheimer Aufbauspiel – und auch das 2:1 durch ein Eigentor. Eine scharfe Hereingabe von Bambach konnte SGM-Kapitän Maurizio Lörsch nur noch ins eigene Tor klären (37.). Nur wenige Minuten später hatte die SGM die große Chance auf den Ausgleich: Der Unparteiische entschied auf indirekten Freistoß, nachdem Keeper Julian Staudt einen abgefälschten Schuss mit den Händen aufgenommen hatte. „Ich hätte den nicht gepfiffen“, sagte Lautz ehrlich über die Fehlentscheidung. Nachdem Schmell den Ball aus sechs Metern nur in die Mauer geschossen hatte, ebbten die hitzigen Diskussionen aber schnell ab. Sicher auch, weil die Mannschaft von Baumholders Coach Sascha Schnell das Ergebnis noch vor der Pause auf 4:1 hochschraubte. Zunächst zirkelte Jannis Staudt den Ball ins lange Eck (43.), dann lupfte Ruppenthal den Ball sehenswert über Dörr (45.).
„Diese komfortable Führung hätte uns eigentlich Selbstvertrauen geben müssen“, sagte VfR-Coach Schnell. Tat sie allerdings nicht. Stattdessen verloren die Gastgeber komplett die Ordnung und zahlreiche Bälle im Mittelfeld. Die Partie wurde deutlich zerfahrener, viele der folgenden Möglichkeiten und Tore resultierten aus Fehlern, Fehlpässen und unnötigen Ballverlusten, aber auch aus der individuellen Klasse einzelner Akteure. So auch das 5:1 für den VfR. Bambach eroberte den Ball im Mittelfeld, lief allein auf das SGM-Tor zu und schob ein (56.). Anschließend spielten erst einmal nur die Gäste. Auch, weil sich Schmell hatte zurückfallen lassen und mit seiner Zweikampfstärke – oft an der Grenze des Erlaubten – zahlreiche Bälle eroberte. Auch beim 2:5, als er den Ball zu Paulus rausspielte, der passte in die Mitte, wo Alexander Tiedtke nur noch den Fuß hinhalten musste (63.). Den nächsten Treffer erzielte Schmell selbst: per Freistoß aus 22 Metern (82.). Doch die Hoffnung, dass sein Team noch einmal herankommen könnte, währte nur wenige Sekunden, denn mit einem Traumtor stellte Niklas Alles den Drei-Tore-Abstand direkt wieder her (82.). Der Baumholderer sah, dass der Meisenheimer Keeper Jan Eric Gravius bei seinem Verbandsliga-Debüt – er wurde für den verletzten Dörr eingewechselt – zu weit vor seinem Kasten stand und donnerte den Ball vom Anstoßpunkt aus in die Maschen.
Den Schlusspunkt in einer abwechslungsreichen Partie setzte dann wieder Schmell mit einem Solo nach Balleroberung und dem 4:6 (86.). „Wir freuen uns natürlich über den Sieg und die drei Punkte, aber gerade die zweite Halbzeit war von unserer Seite nichts. Da haben wir komplett die Ordnung verloren“, lautete das Fazit von VfR-Coach Schnell. Sein Gegenüber sah vor allem im Spiel nach vorne viel Gutes, weiß aber auch, „dass uns die Schwachstellen in der Defensivarbeit das Genick gebrochen haben“.