Mit Eckbällen wegen Zeitspiels vom Torwart und der „Gelben Karte plus“ werden sich Fußballanhänger in der neuen Saison auseinandersetzen müssen. Die Regelkommission des Weltverbands FIFA hat Beschlüsse gefasst, die sich auch im Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) bis in die unterste Spielklasse bemerkbar machen werden.
Vor allem zwei Regeln sind es, die Fußballfreunde im Auge haben sollten – nämlich die schon angesprochene neue Torwartregel und die Wiedereinführung der Gelb-Roten Karte bei Beibehaltung der Zeitstrafe unter bestimmten Umständen.
Wenn der Keeper die Kugel zu lange festhält, dann gibt es Eckball
Eigentlich ist es eher ein Problem des „großen Fußballs“. Nachdem Torhüter den Ball aufgenommen haben, pflegen sie ihn häufig viel länger festzuhalten, als sie es eigentlich dürften. Sechs Sekunden lang durften sie die Kugel bisher maximal nicht loslassen. Dann hätte es eigentlich für den Kontrahenten einen indirekten Freistoß an der Stelle geben müssen, an der der Keeper gerade mit seinem Ball stand. In der Praxis geschah das fast nie. Deshalb hat die FIFA die Regel nun modifiziert und ihre Referees angewiesen, sie streng umzusetzen.
In der neuen Saison dürfen Torhüter von der Champions League bis in die C-Klasse den Ball maximal acht Sekunden lang mit den Händen sichern. Überschreiten sie diese Zeitspanne tatsächlich, so gibt es in Zukunft Eckball für die gegnerische Mannschaft. Markus Schwinn, der Schiedsrichter-Lehrwart des SWFV, glaubt, dass die neue Regel das Spiel tatsächlich beschleunigen wird. „Die Schiedsrichter sind angehalten, den Arm zu heben und die letzten fünf Sekunden mit den Fingern herunterzuzählen. Hat der Torwart den Ball dann immer noch nicht freigegeben, gibt es eben Eckball.“
Gelb, Gelbe Karte plus, Gelb-Rot, Rot
Während die neue Torwartregel leicht umzusetzen sein dürfte, wird es im Fall einer weiteren Regeländerung kompliziert. So kompliziert, dass Verwirrungen, Regelverstöße und Neuansetzungen nicht nur zu befürchten, sondern zu erwarten sind. Die Neuerung betrifft die persönlichen Strafen, die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter aussprechen können.
Konkret kehrt die Gelb-Rote Karte zurück und Zeitstrafen dürfen nur noch unter bestimmten Umständen ausgesprochen werden und sind an eine Gelbe Karte gekoppelt. Es ist die sogenannte „Gelbe Karte plus“.
In vier Fällen muss der Schiri zwingend die Gelbe Karte plus einsetzen
Fortan ist klar geregelt, wann die „Gelbe Karte plus“ zu zeigen und damit eine Zeitstrafe auszusprechen ist. Diese Maßnahme wird nur bei bestimmten „verwarnungswürdigen Vergehen“ eingesetzt, nämlich beim Simulieren (beispielsweise einer Schwalbe), bei der absichtlichen Verzögerung der Spielfortsetzung (etwa Ballwegschießen oder Blockieren eines Freistoßes), bei unsportlichem Protestieren (Meckern, Abwinken oder Ähnliches) und beim unzulässigen Täuschen beim Elfmeter durch den Schützen. Schwierig: Bei diesen vier Fällen muss der Schiedsrichter die Zeitstrafe aussprechen, die Gelbe Karte als erste „Warnung“ reicht dann nicht mehr. „Er hat regeltechnisch keine andere Wahl“, erklärt Markus Schwinn und fügt hinzu: „Wenn der Schiri eine der vier genannten Fälle erkennt, muss er zwingend die „Gelbe Karte plus“ einsetzen.“ Das sieht dann so aus, dass der Referee nach einem dieser Vergehen die Gelbe Karte zeigt und den betroffenen Spieler dann mit einer Geste für zehn Minuten nach draußen schickt.
Nur Gelb, ohne Zeitstrafe, ist weiterhin für alle anderen Sanktionsfälle (Fouls absichtliches Handspiel usw.) vorgesehen. Verwirrend: In beiden Fällen zeigt der Schiedsrichter die Gelbe Karte. „Eigentlich gibt es ja nur Gelb, bei Unsportlichkeiten folgt eben noch die Zeitstrafe“, erklärt Markus Schwinn.
Regelverstöße sind zu befürchten
Anders als in den vergangenen beiden Spielzeiten zieht eine zweite Verwarnung (egal, ob als Gelbe Karte plus oder Gelb) nun wieder die Gelb-Rote Karte, die Matchstrafe, nach sich. Für die Rote Karte haben sich die Regularien nicht geändert. Sie kann selbstverständlich auch gezogen werden, ohne zuvor Gelb gezeigt zu haben.
Markus Schwinn macht keinen Hehl daraus, dass ihm die Neuerung Sorgen bereitet. „Sie verkompliziert die Lage auf jeden Fall und es ist zu befürchten, dass es in den ersten Wochen manche falsche Entscheidung gibt.“ Eine solche falsche Entscheidung ist von großer Tragweite, denn wenn ein Schiedsrichter fortan einen Akteur wegen eines Fouls für zehn Minuten von Feld schickt, begeht er einen Regelverstoß. Der Verein des betroffenen Spielers hatte dann im Falle eines Protests sehr gute Chancen, dass die Spielwertung annulliert wird und es zur Neuansetzung der Partie kommt.
Nur ein Verbandstagsbeschluss könnte die Zeitstrafe wieder kippen
Wie schon erwähnt ist diese schwierige „Gelbe Karte plus“ keine Idee des SWFV, nicht einmal des DFB. Die FIFA hat sie beschlossen, und sie gilt für alle Landesverbände, die mit einer Zeitstrafe spielen. Im SWFV greift sie von der C-Klasse bis zur Verbandsliga. Erst eine Spielklassenebene höher – ab der Oberliga – gibt res weiter überhaupt keine Zeitstrafe. „Einfach so abschaffen, kann der SWFV die Zeitstrafe übrigens nicht. Denn beim letzten Verbandstag wurde die sie beschlossen“, erklärt Schwinn. Dass die Handhabung auf diese Art sicher nicht im Sinne der Vereine, die für die Wiedereinführung der Zeitstrafe gestimmt hatten, ist, spielt keine Rolle. „Es müsste ein neuer Verbandstagsbeschluss her, um wieder ohne Zeitstrafe zu kicken“, bestätigt Schwinn.
Einen besonders faden Beigeschmack bekommt die Neuregelung der persönlichen Strafen dadurch, dass Kritiker der Zeitstrafe auf ihre ursprüngliche Art befürchtet hatten, sie sei für die Schiedsrichter zu kompliziert zu handhaben. Die Kritik war auch nach zwei Jahren nicht komplett von der Hand zu weisen, doch nun wird es für die Referees wirklich schwer, um im Dschungel von keiner Karte, Gelber Karte, Gelber Karte plus, Gelb-Roter Karte und Roter Karte den Durchblick zu behalten.