Mit 11:0 bezwang der TuS Hohenecken die SG Kirn/Kirn-Sulzbach. Gegen den gleichen Gegner, den abgestiegenen Letzten der Fußball-Landesliga, mühte und zitterte sich Spitzenreiter SG Hüffelsheim nun im Derby zu einem 2:1 (2:1). In den letzten Minuten nahmen die Gastgeber sogar mit Spielereien an der Eckfahne Zeit von der Uhr, um die drei Punkte einzufahren. Übrigens die gleichen drei Zähler, die auch der Konkurrent um die Meisterschaft für sein 11:0 erhalten hatte.
„Die Erleichterung beim Schlusspfiff war groß. Ob das Spiel nun souverän war oder nicht, interessiert mich kein bisschen“, sagte SGH-Trainer André Weingärtner. Für ihn stand der Punkte-Pragmatismus im Mittelpunkt. Er ergänzte: „Natürlich war es ein schreckliches Spiel von uns, das ich so nicht erwartet hatte. Und wenn wir immer so spielen würden, würde ich mir Gedanken machen. Aber wir haben von 14 Heimspielen zwölf so toll bestritten, dass wir nun in dieser Phase der Saison auch mal eine solche Leistung abliefern dürfen. Ich bin unter dem Strich hochzufrieden.“
„Die Jungs sind schließlich keine Joshua Kimmichs, die nichts anderes machen als Fußball spielen.“
André Weingärtner
So vehement, wie er wenige Minuten zuvor seinen Abwehrhünen Niclas Mörbel, Lars Hermann und Nik Schmidt bei Eckbällen und Freistößen verboten hatte, nach vorne zu gehen, um ja nicht in einen Konter der Kirner zu laufen, so vehement verteidigte er sein Team nach Spielschluss. „Wir haben in sieben Tagen neun Punkte geholt. Das ist nicht normal. Die Jungs sind schließlich keine Joshua Kimmichs, die nichts anderes machen als Fußball spielen. Sie müssen den Fußball in ihren Alltag einordnen“, bat Weingärtner um Verständnis für den schwachen Auftritt. Weiter sagte er: „Und dann führst du schnell 2:0, hast scheinbar alles im Griff. Nach dem Gegentor fängt es dann aber im Kopf an zu arbeiten. Und Fußballspiele werden schließlich nicht mit dem Ball am Fuß, sondern im Kopf entschieden.“
Und noch einen psychologischen Nackenschlag mussten die SGH-Kicker verdauen: Erneut vergaben sie vom Elfmeterpunkt zu einem wichtigen Zeitpunkt. Vergangenen Mittwoch gegen den FV Ramstein vergeigte Tim Reidenbach das mögliche 1:0, dieses Mal setzte Tim Müller den Ball neben das Tor und verpasste das entscheidende 3:1 nach gut einer Stunde. „Auch das macht etwas mit den Spielern. Dementsprechend muss ich festhalten, dass wir uns wieder einmal gegen Widrigkeiten gewehrt haben. Und nur das zählt“, resümierte Weingärtner.
Vieles geriet schwerfällig, lethargisch, zu langsam und zu uninspiriert
Seine Sichtweise ist legitim. Trotzdem überraschte und enttäuschte der schwache Auftritt. Auch wenn seinem Team in Sachen Einsatz kein Vorwurf zu machen ist, einige Spieler (Tom Baier, Thierno Keita, Mostafa El-Haiwan, Reidenbach, Hermann) erreichten längst nicht ihre Normalform. Wo waren Leichtigkeit, Galligkeit und Vorfreude, in nur noch 270 Minuten die Meisterschaft perfekt machen zu können? Vieles geriet schwerfällig, lethargisch, zu langsam und zu uninspiriert.
Dabei hatten die Hüffelsheimer eigentlich selbst vorgemacht, wie es gehen kann. Wenn sie direkt spielten und so ihre Tempovorteile ausnutzten, waren sie gefährlich. Reidenbach und El-Haiwan legten den Ball zweimal mit einem Kontakt perfekt in den Lauf von Tim Krafft, der zweimal sehr gut abschloss und auf 2:0 (7., 27.) stellte. Doch von der 27. bis zur 88. Minute, als Sascha Glöckner glänzend gegen den durchgebrochenen El-Haiwan klärte, war es das mit der Hüffelsheimer Offensiv-Herrlichkeit. Den Elfmeter, den die Kirner mit einer Fehlerkette und einem Handspiel von Deniz Gündesli verschuldeten, ausgenommen.
Kirner Return nach Mörbel-Fehlpass landet beim freien Schuff
Der Spielverlauf ähnelte sehr dem Kirner Spiel eine Woche zuvor gegen den TuS Hackenheim, Torfilm und Ergebnis waren sogar identisch. Der Absteiger steckte die beiden frühen Gegentore gut weg. Und trotz aller personeller Probleme wehrte sich das Team im Rahmen seiner Möglichkeiten. „Das war eine gute Leistung. Ich bin absolut einverstanden mit dem Auftritt und zufrieden“, urteilte SGK-Trainer Jens Wückert. Sein Team setzte auch wie angekündigt Nadelstiche. In der 41. Minute nutzte Felix Schuff einen zum Anschlusstreffer. Mörbel spielte einen unkontrollierten Ball im Aufbau der Hüffelsheimer. Der Kirner Return landete genau bei Schuff, der aus 40 Metern frei auf Jan-Niklas König zulaufen und versenken durfte. „Wir haben die Hüffelsheimer ganz schön ins Schwitzen gebracht, aber leider konnten wir uns einmal mehr nicht belohnen“, bilanzierte Wückert.
In Hälfte zwei musste sich König bei einem Schuss des starken Ricardo Schönheim langmachen. Zudem spielte der Hüffelsheimer Schlussmann einen schlampigen Ball. Thiago visierte aus 35 Metern das leere Tor an, verzog aber. Ein Ausgleich wäre vielleicht des Guten zu viel gewesen, er hätte aber die Hüffelsheimer und ihre Meisterpläne gefährden können – die SG Meisenheim und der FC Schmittweiler, gegen die die SGH nur unentschieden spielte, lassen grüßen. So aber ging alles gut, und die SGH darf weiter von der Verbandsliga träumen.
SG Hüffelsheim – SG Kirn/Kirn-Sulzbach 2:1 (2:1)
SG Hüffelsheim: König – Baier, Mörbel, Hermann, Balzer – Schmidt, Müller – Keita (60. Lind), El-Haiwan (90. Dayton), Krafft (87. Walther) – Reidenbach (89. Staub).
SG Kirn/Kirn-Sulzbach: Glöckner – Rusch, N. Nikodemus, Ebongue, Thiago – Ri. Jelacic, Gündesli, Schönheim (87. Lanz) – Monteiro, Schuff, Pascher.
Zuschauer: 150.
Tore: 1:0 Krafft (7.), 2:0 Krafft (27.), 2:1 Schuff (41.).
Zeitstrafe: Ebongue (73.).
Besonderheit: Müller schießt Handelfmeter (63.) neben das Tor.
Beste Spieler: Krafft, Schmidt – Schönheim.
So geht’s weiter: Die SGH spielt am Sonntag, 15.15 Uhr, beim SV Rodenbach, die SGK am Sonntag, 15 Uhr, gegen die SG Rieschweiler.