VfR Baumholder spielt nur 0:0
Erst Lucas sorgt richtig für Alarm
Marvin Lind versucht den Ball im Duell mit Benjamin Fuchs zu kontrollieren. Links schaut Steinwendens Spielertrainer Sascha Hammann, der in der vergangenen Saison den VfR Baumholder coachte, zu. Am Ende trennten sich der VfR und Steinwenden 0:0.
Stefan Ding

Der VfR Baumholder tritt im Abstiegskampf der Fußball-Verbandsliga auf der Stelle. Beim Spiel gegen den SV Steinwenden dürften sich viele der 250 Zuschauer gefragt haben, warum Angreifer Lucas nur 15 Minuten lang spielte. Es gibt einen guten Grund.

In der 88. Minute hätte alles gut werden können für den VfR Baumholder. Lucas Alves da Silva hatte sich überragend von rechts draußen in den Strafraum des SV Steinwenden gewuchtet und dann quer auf Ahmad Tajik gelegt, der am Elfmeterpunkt vollkommen frei zum Schuss kam. Doch mehr als eine bessere Rückgabe brachte der Youngster nicht zustande. Torwart Jannik Even hatte keine Mühe, das Schüsschen zu parieren und das 0:0 festzuhalten. Ein torloses Remis, das für den VfR Baumholder im Abstiegskampf zu wenig sein könnte.

„Wir werden sehen, was der Punkt am Ende wert ist“, sagte Christian Schübelin. Doch dem VfR-Coach dürfte dabei geschwant haben, dass in der Endabrechnung vor allem jene beiden Punkte wehtun könnten, die der VfR da auf dem wunderbar kurz geschorenen Brühlstadion-Rasen vor 250 Zuschauern gegen einen biederen SV Steinwenden liegen gelassen hat.

Klasse-Freistoß von Marius Gedratis knallt an den Innenpfosten

Das erste Tor, die Führung, hatte sich Schübelin gewünscht, und insgesamt dreimal war der VfR diesem Treffer ganz nah. Zum dritten und letzten Mal eben in der schon beschriebenen Szene in der 88. Minute.

20 Minuten zuvor wollten alle Baumholderer sogar schon losjubeln. Marius Gedratis hatte einen Freistoß von links draußen so raffiniert und virtuos auf die Kiste geschnitten, dass das 1:0 sicher schien. „Ich habe die Kugel schon im langen Winkel einschlagen sehen“, bestätigte Schübelin. Doch – irgendwie typisch für Fußball-Kellerkinder – das Geschoss krachte an den Innenpfosten und von dort nicht ins Netz, sondern ins Feld zurück (68.). Keeper Even hatte den Ball noch nicht berührt, nachdem er zwei Minuten zuvor für die Steinwendener „Nummer eins“, Ibrahim Tera, eingewechselt worden war (66). Tera hatte sich bei einer waghalsigen Rettungsaktion gegen Tajik so sehr verletzt, dass er vom Platz musste (64.).

Danny Lutz zeigt Haltung

Das erhoffte Führungstor hätte der VfR Baumholder auch schon nach 14 Minuten schießen können, eigentlich sogar müssen. „Ein super Lauf von Danny Lutz“, lobte Schübelin den Antritt von Lutz fast von der Mittellinie vollkommen zurecht. Lutz hatte sich freie Bahn erarbeitet und lief wie beim Penaltyschießen alleine auf Torwart Tera zu. „Der weiß selbst nicht, wie er den gehalten hat“, meinte Schübelin über die anschließende Rettungstat des Keepers. Und auch hier dürfte der VfR-Trainer richtig liegen. Tera hatte sich nämlich im Duell, Auge in Auge mit Lutz, nicht einmal sonderlich geschickt angestellt, sich viel zu früh auf den Hosenboden gesetzt. Wenn Lutz das erkannt hätte, wäre er bestimmt einfach weitergelaufen und mit dem Ball ins Tor gerannt oder hätte die Kugel nur ein wenig in Richtung rechte Ecke angelupft. Doch Lutz schob den Ball und scheiterte am großen Zeh Teras (14.).

Womit ein Wort über Lutz zu verlieren wäre. Der VfR-Akteur, der diesmal im Angriff spielte, stellte sich in den Dienst der Mannschaft. Trotz einer Schulterverletzung, die ihn offensichtlich hemmte, lief er auf. Diese Haltung ist im Abstiegskampf wirklich vorbildlich. Allerdings ging es irgendwann trotz allen Willens wirklich nicht mehr. In weiten Teilen der zweiten Hälfte quälte sich Lutz mit angewinkelten Arm über den Platz und erinnerte an Franz Beckenbauer 1970 im epischen WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien. Ganz offensichtlich wollte er mit Macht und Willen, konnte aber einfach nicht mehr. Seine Auswechslung erst in der 79. Minute kam viel zu spät. „Er hat mir gesagt, dass es gehe“, erklärte Coach Schübelin, warum er so lange gewartet hatte.

„Lucas war seit Wochen nicht mehr im Training“
VfR-Coach Christian Schübelin

Lucas kam und brachte mächtig Schwung. Es war unübersehbar. In der Viertelstunde, in der der Brasilianer auf dem Platz war, herrschte Alarm. Die Steinwendener Abwehr hatte ihre liebe Mühe, den südamerikanischen Hünen zu halten. Neben seiner famosen Vorlage für Tajik (88.), schoss er in der Nachspielzeit nur knapp aus 16 Metern vorbei (90.+1) und erschreckte dann Keeper Even noch mit einem knallharten Schuss auf die kurze Ecke (90.+3). Da hätte der Treffer freilich nicht gezählt, weil der Linienrichter Lucas im Abseits sah.

Es wäre zweifellos spannend gewesen, Lucas schon früher auf dem Platz zu erleben. Mehr als eine Viertelstunde hatte Schübelin allerdings sowieso nicht für den Brasilianer eingeplant – und der Coach hatte einen guten Grund: „Lucas war seit Wochen nicht mehr im Training“, stellte er klar. Selbst, wenn es Begründungen für die ausgelassenen Einheiten geben mag, ist es in einer Mannschaft wie der des VfR Baumholder kaum möglich, ohne Training zu spielen – schon aus Fairnessgründen den anderen Akteuren im Kader gegenüber. Verbandsliga ist nun einmal keine Kreisklasse.

Michel Schmitt verhindert späten Rückstand

Die ordentliche Viertelstunde am Schluss reichten Lucas und dem VfR jedenfalls nicht, um den Dreier einzusacken. Und auch wenn Schübelin die Ansicht vertrat, dass sein VfR den Sieg eher verdient gehabt hätte, so muss nüchtern festgestellt werden, dass das 0:0 passte. Und zwar tatsächlich das 0:0. Denn dieses Resultat belegt am besten, wie schwach und fehlerbehaftet die Partie wirklich war, und wie viel Leerlauf die Zuschauer ertragen mussten. Beide Mannschaften demonstrierten leider, dass sie zurecht zu den Abstiegskandidaten gehören. Das 0:0 passte auch deshalb, weil auch Steinwenden Tormöglichkeiten besaß und zwischen der 23. und 39. Minute viermal frei im Strafraum zum Abschluss kam. Der VfR hatt Glück, dass sich die Gäste dabei kläglich anstellten. Besonders, als David Höft in Minute 36 gleich zweimal blank schießen durfte, aber zunächst acht Meter vor dem Tor den Ball nicht richtig traf und dann ein paar Sekunden später aus 16 Metern drüber ballerte.

Und beinahe hätten die Baumholderer noch kurz vor Schluss lange Gesichter gemacht. Akanni Olahinde war durch und zog stramm auf die kurze Ecke ab. Doch Michel Schmitt, Baumholders Schlussmann, reagierte – wie auch zuvor bei einigen Flanken und Ecken – souverän und parierte stark (82.). „Ich bleibe dabei. Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen. Sie geben alles“, betonte Schübelin nach der Partie. Dem kann nicht widersprochen werden. Allerdings reicht dieses „alles“ im Moment maximal gerade so für die Verbandsliga – und lässt den zweiten Abstieg in Folge befürchten.

VfR Baumholder – SV Steinwenden 0:0

VfR Baumholder: Schmitt – Brenner, D. Schübelin (46. Röhrig), Ludwig, Fuchs – Gedratis – Tajik (89. Schindler), Alles, Kley (34. Schäfer) – Lutz (79. Lucas), Lind.

SV Steinwenden: Tera (66. Even) – Bender, Meisenheimer (34. Fuchs), Heinz, Trapp – Hasemann, Hammann – Olahinde (90.+1 Yildiz), Hofstadt (77. Schulze), Artemov – Höft (70. Petry):

Schiedsrichter: Jonas Fichtenkamm (Rheinzabern).

Zuschauer: 250.

Beste Spieler: Brenner, Ludwig, Lucas – Hasemann, Olahinde, Heinz.

Nächste Aufgabe für den VfR: Am Sonntag (18. Mai) beim TuS Steinbach.

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