VfR Baumholder verliert wieder
Einmal kann der bockstarke Michel Schmitt nicht helfen
Michel Schmitt nimmt den Ball vor dem Spiel beinahe liebevoll in die Hände. Später verwehrte der VfR-Keeper der Kugel gleich mehrfach den Weg ins Tor. Genutzt hat der Glanztag Schmitts nichts. Der VfR Baumholder unterlag TB Jahn Zeiskam 0:1.
Sascha Nicolay

Eine Viertelstunde vor Schluss war Niklas Alles im Pech. Der Schuss des Kapitäns wurde großartig pariert. Es war, als würde Michel Schmitt im Tor von Zeiskam stehen. Zuvor hatte nämlich der Keeper des VfR Baumholder mehrfach so überragend gehalten.

Irgendwann war dann auch Michel Schmitt machtlos. Der Torhüter des VfR Baumholder hatte bis zur 57. Minute mit einigen großartigen Paraden seiner Mannschaft das 0:0 festgehalten, doch gegen den 23-Meter-Schuss von Marc Barisic konnte auch er nichts ausrichten. Der 1:0-Sieg für den TB Jahn Zeiskam war perfekt – und er war verdient.

Christian Schübelin war einverstanden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. „Ich bin mit der Leistung zufrieden. Die Jungs sind viel gelaufen und haben alles versucht“, sagte der Trainer des VfR Baumholder und ergänzte: „Ich kann ihnen wenig vorwerfen.“ Tatsächlich war die Defensivleistung der Westricher im pfälzischen Zwiebeldorf okay. Mit Einsatz und großer taktischer Disziplin – oft in einem tiefen 5:4:1-Block – gelang es den Baumholderern, dem gastgebenden Tabellenvierten das Angriffsleben schwer zu machen.

Tajik vergibt die Großchance zur VfR-Führung

Zumindest im ersten Abschnitt strahlte der VfR bei Umschaltaktionen auch Gefahr aus. „Wir hatten die größte Chance“, stellte Schübelin fest und verwies auf die 38. Minute, als Marius Gedratis nach einem Ballgewinn in der Zentralen Ahmad Tajik in die Tiefe schickte. Alleine steuerte Tajik auf Sebastian Weisser zu, hatte aber nicht die Nerven, den Torhüter, der wie ein Fels im Weg stand, zu bezwingen. Zur Wahrheit gehört freilich auch – es war eine von gerade drei Möglichkeiten der Baumholderer im kompletten Spiel.

„Ich bin mit der Leistung zufrieden. Die Jungs sind viel gelaufen und haben alles versucht“
VfR-Trainer Christian Schübelin

Dabei wäre gerade in den ersten 45 Minuten mehr möglich gewesen. Zeiskam war beim Bemühen um Struktur, um einen konstruktiven Spielaufbau und dem Ringen um eigene Chancen hinten offen wie ein Scheunentor. Es entstanden oft jene Momente, in denen der VfR mit schnörkellosen Gegenstößen die Gastgeber-Deckung hätte aufreißen können. Es wären mehr als die eine Eins-gegen-eins-Situation möglich gewesen, doch für die schnellen (offensiven) Außenspieler Finn Kley und Tajik, die natürlich auch viel mit dem Verteidigen beschäftigt waren, sowie die Außenverteidiger Danny Lutz, der im Übrigen einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte, und Joshua Fuchs waren die Wege weit, um den sich vorne aufreibenden Marvin Lind mit Läufen in die Tiefe zu unterstützen. Trotzdem gab es die Situationen, allerdings führten sie meist bestenfalls zu Eckbällen.

VfR Baumholder gerät nach dem Wechsel ins Schwimmen

Die zweite dieser Ecken von Jonas Gedratis führte zu einer Chance für Jonas Brenner am hinteren Pfosten, doch der Innenverteidiger schoss vorbei (8.). Trotzdem – die erste Halbzeit der Baumholderer war in Ordnung, das 0:0 verdient, wenngleich es auch nur deshalb Bestand hatte, weil Michel Schmitt sehr souverän auftrat und ganz ausgezeichnet hielt. Gegen Maximilian Krämer wäre er nach 14 Minuten nach einem Aufbaufehler von Brenner und Gedratis zwar machtlos gewesen (der Angreifer verfehlte das Tor), doch fortan war der VfR-Keeper als letzte Instanz immer zur Stelle, wenn es galt. Bei Barisics fieser Ecke aufs kurze Eck (21.) ebenso, wie bei den Abschlüssen von Ünal Altintas (31. und Krämer (41.). Bockstark parierte Schmitt vor allem den flachen, verdeckten 17-Meter-Schuss von Florian Simon. Die Kugel setzte noch auf, aber der Torwart hielt sie auch noch fest, obwohl er sie erst spät gesehen haben dürfte (26.).

Schmitt verlor seine Spannung auch in der Halbzeitpause nicht – und das war wichtig, denn nun wurde er für eine knappe Viertelstunde lang so richtig gefordert. Jahn Zeiskam kam druckvoll aus der Kabine, hatte sich auf den VfR eingestellt und werkelte sofort am Führungstor. Der VfR Baumholder geriet mächtig ins Schwimmen und durfte sich bei seinem Torhüter bedanken, dass er zweimal ohne Gegentreffer davonkam, als Nico Nagel aus Mittelstürmerposition erst köpfte (54.) und dann direkt schoss (56.). Zwei Riesenreflexe von Schmitt verhinderten den Einschlag.

„Ich war leider drei Sekunden zu spät“
VfR-Trainer Christian Schübelin über seine Umstellung

Außen sah Schübelin die Gefahr und bereitete eine Umstellung auf Viererkette vor. „Ich war leider drei Sekunden zu spät“, meinte der Coach später zerknirscht. Nach der Ecke nach Schmitts zweiter Glanztat gegen Nagel kam Barisic in Schussposition und besorgte das bereits beschriebene 1:0 (57.). Fünf Minuten später hätte Marvin Benefo das 2:0 nachlegen können, aber Schmitt stand wie eine Wand (62.).

Es blieb für die letzte halbe Stunde des Spiels die letzte Chance der Zeiskamer, die sich nun eher aufs Verteidigen verlegten. Ein wirkliches Übergewicht bekam der VfR trotzdem nicht. Die Mannschaft übte auch keinen ernsthaften Druck aus. Sie schaffte es nicht, bei eigenen Angriffsaktionen nachzurücken, und sie attackierte auch viel zu zaghaft, viel zu ängstlich, wenn der Jahn aufbaute. Zeiskam hielt das Spiel so von seinem Tor weitgehend fern – übrigens auch, als Sinan Subas eine Zehn-Minuten-Zeitstrafe erhielt (86.). „Die Überzahl haben wir nicht gut gespielt, aber Zeiskam hat das auch sehr clever gemacht“, sagte Schübelin.

Der VfR Baumholder demonstrierte nach dem Spiel Geschlossenheit und muss im Kampf um den Klassenverbleib weiter zusammenhalten.
Sascha Nicolay

Eine einzige Ausnahme gab es, eine ernsthafte Möglichkeit zum Ausgleich. Kapitän Niklas Alles zog nach Ablage aus 18 Metern knallhart ab. Abgefälscht rauschte der Ball auf den Kasten zu, schien schon zum 1:1 einzuschlagen, als TB-Keeper Weisser doch noch die Hand dazwischen bekam und überragend parierte (74). Es blieb die einzige klare Chance des VfR Baumholder in Durchgang zwei. Dies und die Tatsache, dass Keeper Schmitt gleich siebenmal in 90 Minuten mit überdurchschnittlichen Taten eingreifen musste, zeigt, dass der VfR verdientermaßen als Verlierer vom Platz ging.

Trainer Schübelin kritisierte Schiedsrichter Tim Schmöller aus Mainz: „50:50-Dinge hat er praktisch immer in die Zeiskamer Richtung entschieden.“ Doch auch Schübelin räumte ein, dass der insgesamt mit langer Leine leitende Referee kein entscheidender Faktor bei der fünften Niederlage des VfR Baumholder in den letzten sechs Spielen gewesen sei. Der Kampf um den Klassenverbleib wird immer härter für die Baumholderer. Am Freitag beim Heimspiel gegen den SV Steinwenden besteht die Pflicht zum Sieg.

TB Jahn Zeiskam – VfR Baumholder 1:0 (0:0)

TB Jahn Zeiskam: Weisser – Benefo (65. Schäfer), Altintas, Leposhtaku, Mees – Barisic (80. Kolb), Simon, Subas, Musulin (75. Jakovljevic) – Nagel (70. Perplies), Krämer (90. Lehr).

VfR Baumholder: Schmitt – Lutz (72. Schindler), D. Schübelin (87. Schäfer), Ludwig, Brenner, Fuchs (84. Allkofer) – Kley, Alles, Gedratis, Tajik (69. Röhrig) – Lind.

Schiedsrichter: Schmöller (Mainz).

Zuschauer: 171.

Zeitstrafe: Subas (TB/86.).

Tor: 1:0 Barisic (57.).

Beste Spieler: Krämer, Weisser, Barisic – Schmitt, Gedratis, Lind.

Nächste Aufgabe für den VfR: Am Freitag (19 Uhr) gegen SV Steinwenden.

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