Verbandsliga: Torjäger schießt SC Idar zum Derbysieg - Bad Kreuznacher agieren ohne Durchschlagskraft
Der Eintracht fehlt ein Zimmer
Mit der berühmten Fußspitze ist Mostafa El-Haiwan (blaues Trikot) vor seinem Idarer Kontrahenten Alex am Ball. Torgefahr strahlte der Eintracht-Angreifer allerdings nur selten aus. Das gilt auch für Bertin Gelenbevi (rechts). Mitte: Flavius Botiseriu. Foto: Klaus Castor
Klaus Castor

Bad Kreuznach. Stürmer und ihre Läufe sind eine Geschichte für sich. „In der gesamten Vorbereitung hat Florian Zimmer kein Scheunentor getroffen“, berichtete Andy Baumgartner, Trainer des Fußball-Verbandsligisten SC Idar-Oberstein. Seit es aber um Punkte geht, ist Zimmer nicht zu halten, war bisher in jeder Partie erfolgreich. Mit seinen beiden Treffern entschied er nun auch das Nahe-Derby bei der Bad Kreuznacher Eintracht, das die Idarer hoch verdient mit 2:0 (2:0) gewannen.

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„Ich kann mich nicht über meine Form beschweren, aber entscheidend ist, dass ich dem Team geholfen habe, das Spiel zu gewinnen. Auch ohne meine Tore hätte ich mich über diesen Sieg gefreut. Das Team steht über allem “, erklärte der Youngster, der sogar den Ex-FCKler Justus Klein auf die Bank verbannt hat.

Zimmer stand im Derby in vielerlei Punkten für den Unterschied zwischen beiden Teams. Die Idarer Nummer 25 war der gefährlichste Spieler auf dem Feld. Er war an nahezu jeder guten Angriffsaktion beteiligt, zeigte von Beginn an eine hohe körperliche Präsenz und Zug zum Tor. Das waren alles Attribute, die der Eintracht und ihren Angreifern fehlten. In Lucas fiel der Stoßstürmer gesperrt aus, und Eray Öztürk schleppte auf der Tribüne Getränkekisten. „Er hat aus internen Gründen im Kader gefehlt, steigt am Montag wieder ins Training ein“, sagte SGE-Trainer Thomas Schwarz zu der Personalie. So versuchte sich Mostafa El-Haiwan ganz vorne, schaffte es aber genauso wenig, Durchschlagskraft zu entwickeln, wie Zugang Paolo Walther als hängende Spitze.

Er war einer von vier Derby-Akteuren der Eintracht, die in der Vorsaison noch in der Bezirksliga gekickt hatten, während bei den Idarern in Klein und Christian Henn Spieler von der Bank kamen, die schon in höheren Ligen Duftmarken gesetzt haben – womit die Qualitätsfrage schon einmal beantwortet wäre. „Der SC hat eine extrem hohe Qualität. Ich könnte nun auf den zehnmal so hohen Etat verweisen, aber das möchte ich gar nicht“, sagte Schwarz und ergänzte: „Defensiv war das okay, was wir gezeigt haben.“

Die Diskrepanz zwischen intensivem Verteidigen und fehlerhaften Ballbesitzphasen war wie zum Auftakt gegen den FK Pirmasens II groß. Erneut konnte lediglich eine einzige Chance der Eintracht notiert werden. Beim Auftakt nutzte sie Deniz Darcan zum 1:0-Sieg, dieses Mal ließ sie Walther in der letzten Aktion vor seiner Auswechslung liegen, als er frei aufs Tor zulief, aber neben den Kasten zielte (68.). „Uns fehlen im letzten Drittel Geschwindigkeit, Präzision und Laufwege. Aber das kannst du trainieren, und daran werden wir weiter arbeiten“, erklärte Schwarz, für den das 0:2 im vierten Pflichtspiel als Eintracht-Trainer nach drei Siegen die erste Niederlage war.

Das Problem des einen ist meist ein Kompliment für den anderen. „Wir haben wenig zugelassen, waren sehr gut vom Trainer eingestellt worden“, sagte Jeffrey Renner. Der langjährige Spieler der SG Schmittweiler hatte an der defensiven Kontrolle des SC Idar als Rechtsverteidiger einen gehörigen Anteil. „Direkt nach meinem Wechsel habe ich gemerkt, dass in der Verbandsliga das Tempo höher ist. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt. Zumal ich von der ganzen Mannschaft super aufgenommen wurde“, sagte Renner, der in Schmittweiler zentral unterwegs war. „Ich bin beim 1. FC Kaiserslautern aber als Rechtsverteidiger ausgebildet worden. Daran hat sich Andy erinnert und sieht mich dort“, berichtete der Derby-Sieger.

Einer seiner Nebenmänner in der Viererkette war Johannes Lang, der die Rolle eines Schlüsselspielers übernahm. Auch auf ihn dürfte folgender Satz von Baumgartner gemünzt gewesen sein: „Wir hatten einen Plan. Und ich bin deshalb mit dem Spiel zufrieden, weil die Jungs das gemacht haben, was wir wollten.“ Zu dem Plan gehörten zweifelsohne Diagonalbälle, um das sich stets verschiebende Spinnennetz der Eintracht aufzureißen. Lang schlug sie in feiner Regelmäßigkeit. In Marius Botiseriu fand er einen dankbaren Abnehmer.

Botiseriu hätte durchaus in Zimmers Derby-Helden-Rolle schlüpfen können, denn vor beiden Toren hätte jeweils auch er abschließen können. In der 18. Minute verarbeitete er einen Lang(en)-Ball so geschickt, dass er seitlich frei aufs Tor zulaufen konnte. Er hob das Leder über Mark Becker, am zweiten Pfosten drückte Zimmer dann ein. In der 38. Minute war Botiseriu nach einem Schnellangriff infolge eines Ballgewinns völlig frei, doch er zog statt abzuziehen noch einmal auf und spielte Zimmer an. Der hatte die deutlich schwierigere Abschlussposition, trifft aber derzeit eben alles und so auch zum 2:0. Na ja, nicht ganz, in der 9. und 64. Minute verhinderte der Pfosten weitere Zimmer-Treffer. In der 20. Minute rettete Becker gegen Alex, in der 31. Minute Cenk Ceylan vor Zimmer, und Lang donnerte auch noch einen Freistoß an die Latte (88.). Hinzu kam noch eine Vielzahl an schlecht ausgespielten SC-Kontern. Dieses Chancenplus im Zeitraffer verdeutlicht, dass die Partie, die von Patrick Simon aus Wöllstein ausgezeichnet geleitet wurde, auch durchaus hätte höher ausgehen können.

„Dass der Sieg der Idarer verdient ist, darüber brauchen wir nicht zu reden. Allerdings hätten die beiden Gegentore nicht fallen müssen, diese Situationen hätten wir besser verteidigen können“, sagte Schwarz. Der Diagonalball vor dem 0:1 war zu erwarten gewesen, und vor dem 0:2 wurde ausgerechnet dem sonst so passsicheren Darcan in einer Pressingsituation von drei aggressiven Idarern der Ball abgejagt. Auch diese überfallartigen Aktionen hatten zum Idarer Plan gehört, genauso wie ein flexibler Spielaufbau über die deutlich verbesserten Zentrumsspieler Flavius Botiseriu, Alexander Davidenko und Marius Gedratis und die Versetzung des agilen Alex auf die rechte Seite. „Wir sind total fit, deshalb können wir auch das Pressing 90 Minuten lang durchziehen“, erklärte Zimmer.

Auch bei der Eintracht war ein Plan erkennbar. Das Team versuchte immer und immer wieder, spielerisch vom eigenen Fünfmeter-Raum aus aufzubauen, lange Bälle standen auf dem Index. „Wenn wir die Bälle nach vorne hauen, sind von zehn Bällen drei automatisch weg. Das wollen wir vermeiden. Und deshalb werden wir auch in Zukunft an unserer Spielidee festhalten“, sagte Schwarz und ergänzte: „Es bringt doch nichts, diesen Weg zu propagieren und ihn im Training mit den Spielern zu bestreiten, und dann bei der ersten drohenden Pflichtspiel-Niederlage in dieser Team-Konstellation deine DNA aufzugeben und zwei Fünferketten vor dem eigenen Strafraum zu platzieren.“ Allerdings: Gerade in der ersten Hälfte manövrierten sich die Gastgeber durch das Aufspielen in hinterster Reihe in schwierige Situationen, angestachelt vom Idarer Pressing. Und die wenigen guten Befreiungen verpufften, „weil wir es dann nicht geschafft haben, den Ball in den torgefährlichen Raum zu bekommen“, analysierte Schwarz. In der zweiten Hälfte hatten die Bad Kreuznacher rund um Walthers Chance eine gute Phase. Unter dem Strich allerdings zu wenig, um die abgeklärteren Idarer und ihren Torjäger Zimmer zu bezwingen.

Von unserem Redakteur Olaf Paare

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