Das Kribbeln, die positive Anspannung, steigt bei Christian Schübelin. „Ich bin voller Vorfreude auf das Spiel in Marienborn“, sagt der neue Coach des VfR Baumholder und fügt verschmitzt hinzu: „Ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Busfahrt. Das ist etwas Besonderes für mich. Im Saarland ist man nicht mit dem Bus zu den Spielen gefahren, dafür waren die Wege dort zu kurz.“
Aber selbstverständlich ist nicht allein eine schöne Busreise der Grund für die gespannte Erwartung des Trainers, der zuvor bekanntlich Borussia Neunkirchen und den FC Freisen gecoacht hat. Christian Schübelin möchte seine neue Mannschaft in Aktion sehen, möchte erleben, wie sie kämpft. Natürlich wünscht er sich etwas Zählbares bei seiner Premiere, doch bewusst koppelt er seine Vorstellungen vom nackten Resultat ab. „Ich will vor allen Dingen eine gute Leistung sehen. Eine Leistung, auf die man aufbauen kann“, erklärt er.
Gestandene Spieler wieder in die Spur bekommen
Schübelin stellt klar, dass er nicht angetreten sei, um sofort alles zu verändern. „Rom ist auch nicht an vier Tagen erbaut worden“, sagt er und spielt dabei auf seine erste Trainingswoche an. Mit der war der Coach übrigens „ganz zufrieden“. Einen Schwerpunkt hat Schübelin dabei gelegt: „Ganz klar, es ist darum gegangen, die Jungs, die unsere gestandenen Verbandsligaspieler, wieder in die Spur zu bekommen“, betont er und erklärt: „Marius Gedratis, Niklas Alles, Nico Schulz oder auch mein Bruder Dominic, das sind Leute, die vorangehen müssen.“
Schübelin hat festgestellt, dass speziell diesen Akteuren das Selbstvertrauen abhandengekommen ist. „Beim VfR war es im vergangenen Jahr schon unruhig. Ich bin der sechste Coach in diesem Jahr, auf den sich die Jungs einstellen müssen“, stellt er fest, um dann deutlich zu machen: „Gerade diese Akteure müssen aber an sich glauben.“
Das Aufwärmen vor dem Spiel ändert sich
Ansonsten hat Schübelin kleinere Anpassungen vorgenommen. „Es gibt schon ein paar Prinzipien, die ich möglichst sofort umgesetzt sehen will“, sagt er und verrät ein Beispiel: „Das Aufwärmen vor dem Spiel wird sich ändern. Bei mir macht das kein Spieler, auch nicht der Kapitän. Ich finde, dass sich Spieler voll auf die 90 Minuten konzentrieren sollten und sich nicht auch noch Warmmachübungen überlegen müssen.“ Und so wird Schübelin selbst oder Co-Trainer Jonas Gedratis das Aufwärmen übernehmen.
Taktisch und systemisch hat der neue Coach die Axt nicht angesetzt. Schübelin hat das letzte VfR-Spiel – die 1:2-Heimniederlage gegen Spitzenreiter FV Dudenhofen – gesehen und konnte sich mit der Leistung der Baumholderer dort identifizieren. Und so wird der VfR auch in Marienborn mit einer Dreier-Innenverteidigung auflaufen. Wer diesen Block bildet, darauf hat sich Schübelin schon festgelegt. Marius Gedratis wird zentral dort spielen. „Das passt im Augenblick zu seinem Fitnessstand am besten, zudem war er gegen Dudenhofen dort stark“, erklärt Schübelin. An der Seite des Bruders des Co-Trainers werden Jonas Brenner und wohl Dominic Schübelin verteidigen. „Diese Spieler, zusammen mit dem Torhüter, müssen uns Stabilität geben. Wenn ihnen das gelingt, dann sind wir einen großen Schritt weiter“, erklärt Schübelin.
„Personalwechsel dürfen keine Ausreden sein“
Christian Schübelin
Dass er die Abwehrformation personell erneut ändert, sieht Schübelin nicht als Problem an. „Das sind alles Verbandsligaspieler, die sollten so etwas hinbekommen. Personalwechsel dürfen keine Ausreden sein“, sagt der neue Coach. In der Innenverteidigung, die er in Marienborn plant, sieht er sogar einen positiven Nebeneffekt: „Niklas Alles kann wieder eine Position nach vorne rutschen“, erläutert Schübelin und stellt nebenbei klar, in die Hierarchien der Mannschaft nicht eingreifen zu wollen: „Niklas Alles ist ein top Kapitän, Nico Schulz ein toller Stellvertreter und mit dem Spielerrat bin ich in einem sehr guten Austausch.“
„Niklas Alles ist ein top Kapitän, Nico Schulz ein toller Stellvertreter und mit dem Spielerrat bin ich in einem sehr guten Austausch.“
Christian Schübelin
Festgelegt hat sich Schübelin denn auch auf Schulz als Rechtsverteidiger, während dessen Gegenüber noch offen ist. Julian Röhrig und Joshua Fuchs sind die Kandidaten. Mit dem Personal ist Schübelin zumindest für die Aufgabe am Sonntag absolut einverstanden. „Wir werden auch auf der Bank Optionen haben“, stellt der Trainer klar, nicht ohne festzuhalten, dass er und der Verein in der Winterpause „nach einem oder zwei weiteren Spielern Ausschau halten“. Verzichten muss der VfR in Marienborn aber wohl auf Danny Lutz, der nach wie vor Oberschenkelprobleme hat.
Hinspiel gegen die Wundertüte endete 2:2
Gleichwohl ist Schübelin davon überzeugt, dass sein neues Team in Marienborn einen Punkt holen kann. Die TuS nimmt der Trainer als Wundertüte wahr. Angesichts von ziemlich überraschenden Ergebnissen der Equipe von Trainer Ali Cakici, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn, ist das eine durchaus zulässige Draufsicht. Ein ähnliches Resultat wie im Hinspiel, wenn auch nach anderem Verlauf (damals verspielte der VfR eine 2:0-Führung und musste mit einem 2:2 zufrieden sein), wäre bestimmt nach dem Geschmack Schübelins. Und dann würde auch die Heimfahrt im Bus Spaß machen.