Wie schmal der Grat zwischen einer super Fußball-Atmosphäre und brandgefährlichem Unsinn ist, das erlebte Andy Baumgartner vor dem Rückspiel um den Aufstieg in die Landesliga hautnah. Der Trainer der SG Weinsheim wurde sozusagen Opfer der herrlich anzuschauenden Feuerwerksshow, die die Anhänger des TuS Bedesbach-Patersbach da vor ihrem Sportheim abfackelten. „Mich hat das Zeug beim Rausgehen aus der Kabine getroffen“, erzählte der SG-Coach nach der Partie, ehe er sich von Sanitätern die Brandblessuren behandeln ließ. „Jetzt erinnern mich auch noch Narben an diese Relegation“, seufzte Baumgartner. Umso mehr, weil nicht nur der TuS-Funkenflug schmerzhaft war, sondern auch das Ergebnis. 0:3 (0:0) unterlag die SG Weinsheim, die nach ihrer 2:4-Hinspielniederlage damit klar den Sprung in die Landesliga verpasst hat.
So unnötig diese Feuerwerks-Unsitte ist, die übrigens auf der anderen Seite auch der Weinsheimer Block abbrannte, so beeindruckend großartig war die Kulisse. 1360 Zuschauer säumten den Hybridrasenplatz des TuS Bedesbach-Patersbach. Baumgartner war auch deshalb nicht sauer auf die Fans der Gastgeber. „Die wollten ja das Beste und uns Mannschaften ein Fest bereiten“, sagte er. Stolz durften er und sein Team definitiv auf die eigenen Anhänger sein, die unter anderem mit drei Bussen angereist waren und die Spieler auch noch unterstützten, als alles gelaufen war. „Wir sind stolz auf unser Team, Halleluja“, skandierten die Fans, die sich und die Mannschaft auch nach dem Schlusspfiff und trotz des Scheiterns am Landesliga-Aufstieg feierten.

Das war ganz nach dem Geschmack Baumgartners, der seinem Team im Kreis nach der Partie deutlich machte, welch ausgezeichnete Saison es hinter sich gebracht hatte. „Wir hatten in diesem ersten Jahr zusammen schon eine gute Reise, auf die wir stolz sein können. Jetzt versuchen wir nächste Saison, den einen Platz besser abzuschneiden“, sagte der Weinsheimer Coach, der übrigens nicht der einzige Weinsheimer war, der Sanitätshilfe benötigte. Christian Krämer erlitt nach einem Zweikampf eine Platzwunde am Kopf und musste nach einer halben Stunde vom Feld.
Baumgartner fand, dass der TuS Bedesbach „den Tick cleverer“ und sein Team „ein bisschen zu blauäugig“ gewesen war. Der Trainer machte das unter anderem am 1:0-Führungstor der Gastgeber fest. David Selesi warf von links weit ein, und in der Mitte setzte sich Jerome Sefert robust in der Luft durch, um die Kugel ins lange Eck zu verlängern (55.). Baumgartner hatte gesehen, dass der Angreifer sich mit zwei Händen Platz verschafft hatte. „Das ist aber alles okay, das gehört dazu, aber da waren wir halt naiv“, sagte der Trainer, der dem TuS Bedesbach-Patersbach herzlich zum Aufstieg gratulierte.
„Jetzt erinnern mich auch noch Narben an diese Relegation.“
Andy Baumgartner
Dieses 1:0 war im Grunde schon die Entscheidung, denn die SG Weinsheim vermittelte zu keinem Zeitpunkt der Partie das Gefühl, dass sie zwei Tore schießen könnte. Das bedeutet freilich nicht, dass die SG nicht alles probierte. Die Mannschaft kämpfte, gab alles und bemühte sich auch um die 1:0-Führung und dann den Ausgleich – doch sie hatte kaum klare Chancen. Im ersten Abschnitt schoss die Baumgartner-Equipe nur einmal einigermaßen gefährlich aufs Tor. Niklas Mittwich scheiterte mit einem 25-Meter-Freistoß an Felix Niebergall im TuS-Kasten.
Beide Teams hatten auf dem furchtbar holprigen Hybrid-Geläuf große Probleme, ein Kombinationsspiel aufzuziehen – und so dominierten lange Bälle, mal durchs Zentrum, mal diagonal gehauen, den allergrößten Teil der Partie. Bedesbach-Patersbach startete ein paar fußballerische Versuche mehr und ging robuster zu Werke. Deshalb hatten die Gastgeber bis zu ihrem Führungstor Vorteile – auch bei den Torchancen. Aber Martin Steeg parierte Felix Beckers Lupfer (25.) und hatte Glück, dass Sefert die anschließende Ecke knapp über die Latte köpfte (25.). Bis zur Pause brachten zwei weitere Ecken der Gastgeber Gefahr. Beide Male vergaß die Weinsheimer Deckung Tobias Daniel. Einmal knallte er den Ball an den Innenpfosten (34.) und einmal ans Außennetz (45.+4).
Drouet hat die Chance zur Weinsheimer Führung
Die Führung der Gastgeber relativ rasch nach der Pause war also verdient. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die SG Weinsheim zuvor eine Top-Möglichkeit hatte, um selbst die Nase nach vorne zu bringen und so womöglich doch in Richtung Entscheidungsspiel abzubiegen. Schön herausgespielt war diese Gelegenheit auch. Felix Frantzmann sandte die Kugel diagonal auf Mittwich, der auf Jannik Drouet tropfen ließ. Doch Drouet traf den Ball dann in aussichtsreicher Position im Strafraum nicht (49.).
TuS Waldböckelheim jetzt auch abgestiegen
Das Scheitern der SG Weinsheim hat auch Konsequenzen für den TuS Waldböckelheim und den TuS Roxheim. Die Waldböckelheimer steigen neben dem VfL Simmertal und dem VfR Baumholder II als Drittletzter aus der Bezirksliga ab. Das führt weiter dazu, dass aus der A-Klasse Bad Kreuznach neben dem TSV Langenlonsheim/Laubenheim und der SG Merxheim/Monzingen/Meddersheim II auch der TuS Roxheim eine Etage nach unten in die B-Klasse muss.
Nach dem Rückstand hätte Frantzmann zudem beinahe sofort ausgeglichen. Aus der Drehung zog er aus 17 Metern ab, und es war Pechsache, dass die Kugel um Zentimeter am Pfosten vorbeizischte (57.). Doch obwohl die Weinsheimer sich gegen die Niederlage stemmten und immer wieder auch anrannten, Chancen zum Ausgleich gab es gegen die starke TuS-Deckung, in der Spielertrainer David Becker wie eine Wand stand, nur noch eine. Joshua Weber nahm einen zu kurz abgewehrten Ball direkt, verfehlte die Kiste aber knapp (86.).
Kurz darauf war der Drops gelutscht. In Unterzahl – Felix Becker musste nach einem TuS-Abseitstor von Sefert (80.) wegen Meckerns für zehn Minuten vom Feld – schnürte Maximilian Stöbener einen Doppelpack. Zunächst ließ Steeg – der vorher zweimal glänzend das 0:2 verhindert hatte – einen verdeckten Schuss Stöbeners unter dem Körper durchflutschen (88.), und dann vollendete der Angreifer einen Konter zum 3:0 (90.). „Wir haben eine geile Saison gespielt“, meinte Baumgartner mit Fug und Recht. Sprachs und ließ sich seine Brandwunden behandeln.
TuS Bedesbach-Patersbach - SG Weinsheim 3:0 (0:0)
TuS Bedesbach-Patersbach: Niebergall – Hebel, Steiger, Daniel, Selesi (90. Allmann) – Fruck, D. Becker – Dietz, F. Becker, Maurer (71. Stöbener) – Sefert (86. Horbach).
SG Weinsheim: Steeg – D. Saadalla, Schilz (82. Bernhard), Zimmermann, Krämer (42. Bäder) – Mittwich (57. Feller), Kuß (74. Gätcke) – Kremer (63. Weber), Redschlag, Drouet – Frantzmann.
Schiedsrichter: Kacper Spychala (SV Völkersweiler).
Zuschauer: 1360.
Zeitstrafe: F. Becker (80.).
Tore: 1:0 Sefert (55.), 2:0 Stöbener (88.), 3:0 Stöbener (90.).
Beste Spieler: D. Becker, Maurer, Fruck – Redschlag.