Verbandsliga: SC Idar-Oberstein gastiert am Samstag bei der SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach - Wer hat mehr Power?
Armdrücken auf Deslochs Höhen: SC Idar-Oberstein und die SG Meisenheim messen die Kräfte
Endlich wieder Tore erzielen möchte der SC Idar-Oberstein am Samstag beim Verbandsliga-Gastspiel bei der SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach. Vielleicht gelingt Innenverteidiger Paulo de Souza (rechts) dann ja sein vierter Saisontreffer. Foto: Joachim Hähn
Joachim Hähn

Idar-Oberstein. Wenn der SC Idar-Oberstein am Samstag (16.30 Uhr) in Desloch auf die SG Meisenheim/Desloch/Jeckenbach trifft, dann erleben die Zuschauer eine der spannendsten und auch brisantesten Partien in der Verbandsliga überhaupt. Es geht dabei durchaus um die Frage, wer derzeit die Nummer eins in der Region, wer im Moment der Stärkere ist. Das Spiel hat etwas von Armdrücken.

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Noch in der vergangenen Saison hatte der SC Idar-Oberstein den eindeutig dickeren Arm. Doch nach dem sang- und klanglosen Abstieg des SC aus der Oberliga und dem gleichzeitigen extrem souveränen Aufstieg der Meisenheimer aus der Verbandsliga sahen nicht wenige Fußballexperten die beiden Mannschaften vor der Saison auf Augenhöhe. Nach acht Spielen bleibt festzuhalten, dass die Experten recht hatten. Meisenheim und der SC begegnen sich am Samstag exakt auf Augenhöhe – die Teams sind punktgleich, der Arm ist gleich dick. Jetzt stellt sich nur die Frage, wer kann mehr und ausdauernder Druck ausüben, wer hat mehr Pudding, wer mehr Stahl im Bizeps.

Hartenberger: Wir haben vom Potenzial die bessere Mannschaft

Uwe Hartenberger, der Trainer des SC Idar-Oberstein, ist sich sicher, dass seine Mannschaft grundsätzlich über mehr Power verfügt. „Wir haben vom Potenzial her sicher die bessere Mannschaft am Start“, erklärt er, und es hat etwas von Bizepsanspannen. Doch dann stellt er sofort klar: „Das müssen wir auch auf dem Platz beweisen.“ Für den Moment erwartet der SC-Trainer ein offenes Spiel und nennt zwei Gründe: „Wir wissen, was uns auf Deslochs Höhen erwartet, wir wissen wie schwer es dort ist“, sagt er und erklärt weiter: „Außerdem haben sich die Voraussetzungen vor der Partie verschoben. „Wir haben zweimal 0:1 in der Liga verloren, Meisenheim ist seit sieben Spielen ungeschlagen.“ Hat Meisenheim deshalb gerade mehr „Sputz“ im Arm?

Andy Baumgartner, der Trainer der SG Meisenheim sieht das nicht so – zumindest öffentlich nicht. Er betont: „Die Favoritenrolle liegt klar beim SC Idar-Oberstein. Das ist ein Verein mit Oberligastrukturen.“ Für Baumgartner scheint der derzeitige Tabellengleichstand überraschend zu sein und der sehr guten Arbeit bei der SG geschuldet. Baumgartner sagt: „Wenn man die Unterschiede zwischen beiden Vereinen in den Strukturen sieht, dann ist es umso erstaunlicher, dass wir sportlich gleich stehen.“ Trotzdem – Baumgartner schiebt die Favoritenrolle dem SC zu. „Die Idarer sind der Favorit, auch wenn sie ihrer Zielsetzung gerade hinterherhinken.“ Dieser dezente Hinweis auf das Ziel Hartenbergers, mit dem SC innerhalb von zwei Jahren in die Oberliga zurückkehren zu wollen, klingt durchaus wie ein erstes Drücken mit dem im Moment so kräftigen Meisenheimer Arm.

Arbeit an der Durchschlagskraft

Wie stark der SC gegenzuhalten vermag, hängt zweifellos davon ab, ob die Mannschaft ihre derzeitige Offensivschwäche ablegen kann. Zwei Punktspiele lang hat der SC nicht getroffen. Das liegt vordergründig zunächst einmal daran, dass Mittelstürmer Florian Zimmer ausgefallen ist und der SC deshalb versuchen muss, auf andere Art und Weise im Strafraum, in der Abschlusszone, gefährlicher zu werden. „Wir arbeiten an unserer Durchschlagskraft“, gibt Hartenberger Bescheid und erläutert: „Wir müssen uns im Freilaufverhalten, beim Positionsspiel und bei der defensiven Absicherung verbessern. Und wir müssen ganz vorne klarer und weniger verschnörkelt zu Werke gehen.“ Für den Trainer liegt die kleine Torflaute nicht im Abschluss begründet, sondern auf dem Weg dorthin. „Uns fehlt oft die Geduld, Angriffe sauber zu Ende zu spielen“, sagt er. Doch dann wird der SC-Trainer energisch: „Ich will uns wirklich keine offensive Krise herbeireden. Wir haben zwar durch den Ausfall von Florian Zimmer einen Verlust für die Torgefahr erlitten, haben andererseits aber genügend Akteure im Kader, die für Torgefahr sorgen können. Die Mannschaft wird definitiv wieder Tore erzielen.“

Personelle Sorgen beim SC

Ohne Frage plagen den SC allerdings personelle Sorgen. Neben Zimmer fallen weiter Christian Henn (Adduktorenzerrung), Danny Lutz (Muskelfaserriss) und André Spengler (Knieverletzung) aus. Möglich ist die Rückkehr von Lucas Alves da Silva. „Er war bis Mitte der Woche krankgeschrieben“, erklärt Hartenberger und betont dann: „Wenn er fit ist, dann ist er am Samstag auch wieder dabei.“ Schwächt der dünn gewordene Kader den SC also, sorgt er für Pudding im Arm? Nein, wenn man Hartenberger Glauben schenkt. Der Trainer spannt die Muskeln kurz an und hält dagegen: „Ich vertraue meinen Spielern, ich möchte niemandem ein Alibi liefern, nur weil andere Akteure ausfallen.“

Spezielles Thema: Marius Gedratis und der SC Idar-Oberstein

Kein Thema ist für Hartenberger das Personal auf der Meisenheimer Seite. Die Tatsache, dass mit Benjamin Schmell, Marius Gedratis, Leon Walter und Dominik Kranz gleich vier Akteure im Kader der Meisenheimer stehen, die auch schon das Trikot des SC Idar-Oberstein getragen haben, interessiert den SC-Coach nicht. Dabei scheint zumindest das Wiedersehen mit Gedratis speziell zu sein. Der Baumholderer Junge kam vor der vergangenen Saison aus Meisenheim zum SC, bekam unter Hartenberger kaum mehr einen Fuß auf den Haag-Rasen und wechselte zurück nach Meisenheim, ausdrücklich auch, weil er mit dem SC-Coach nicht klarkam.

Baumgartner, der eine Art fußballerischer Ziehvater von Marius Gedratis ist, versucht hier zunächst die Luft aus dem Duell zu nehmen, indem er feststellt: „Es ist meine Aufgabe, den Fokus bei Marius Gedratis weg von Uwe Hartenberger hin auf das Spiel selbst zu lenken.“ Und dann ergänzt der Meisenheimer Coach: „Das ist notwendig, damit wir nach dem Spiel vor dem SC stehen.“ Dazu bräuchte es einen Heimsieg in Desloch gegen den SC Idar-Oberstein in diesem spannenden Duell – diesem Armdrücken um die Nummer eins in der Region. Der Meisenheimer Bizeps ist jedenfalls schon angespannt...

Sascha Nicolay

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