Meister nach Zitterspiel
700 Besucher feiern erfüllte Mission der SG Hüffelsheim
Vor den lautstarken Fans auf dem Hügel feierten die Fußballer der SG Hüffelsheim die Landesliga-Meisterschaft. Es jubelten: Jan-Niklas König, Niclas Mörbel, Paolo Walther, Johannes Balzer, Tim Krafft, Mostafa El-Haiwan, Nik Schmidt, Tim Reidenbach, Kapitän Cedric Lind, Tim Müller, Lars Hermann, Nikolai Staub, Thierno Keita, Jannik Kern, Manuel Hohmann, Jannick Geiß, Tom Baier, Christian Hahn, Jaden Dayton, Philip Klein, Trainer André Weingärtner, Co-Trainer David Holste, Simon Engelbert (Sportlicher Leiter) und Vorsitzender Eric Butzbach-Stelzel.
Klaus Castor

Alle in Rot – so lautete das Motto am letzten Spieltag in Hüffelsheim. Und die Roten durften jubeln: Ihre SGH sicherte sich die Meisterschaft in der Landesliga und steigt in die Verbandsliga auf.

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In der fünfminütigen Nachspielzeit hängt eine ganze Saison am seidenen Faden. Die SG Hüffelsheim wehrt sich mit Mann und Maus gegen die Angriffe des SV Nanzdietschweiler, zittert die Freistöße, Flanken und Einwürfe des Absteigers neben und übers Tor oder wirft sich in die Schüsse und schlägt die Bälle weit und hoch aus dem eigenen Strafraum. Und dann ertönt er: der alles erlösende Schlusspfiff. Mit dem 1:0 (0:0) ist die Meisterschaft in der Fußball-Landesliga eingetütet, und die Feierzeremonie kann starten.

„Mission Aufstieg“ steht auf den T-Shirts, die sich die Spieler überstreifen, viele Familienmitglieder und Freunde sind mit auf dem Platz. Die Fans brennen eine ganz Wand an Pyrotechnik in Rot und Weiß ab. Überhaupt war mächtig viel los, 700 Besucher bevölkerten den Palmenstein. „In diesem Verein bewegt sich etwas. Es ist so viel entstanden im vergangenen Jahr“, zeigt sich André Weingärtner, der Meistertrainer, begeistert und ergänzt: „Viele sagen ja immer, dass wir so ein zusammengekauftes Team sind, aber eigentlich ist das die Mannschaft von vor drei Jahren, die sich einfach weiterentwickelt hat.“

„In den vergangenen drei, vier Jahren ist in Hüffelsheim einfach eine ganz neue Energie entstanden.“
Hannes Balzer

Hannes Balzer ist schon lange dabei, sehr lange sogar. 2012 scheiterte er in einer vergangenen Hochzeit mit Dimi Mayer als Trainer am Aufstieg, 13 Jahre später und nach einer Ehrenrunde durch die Bezirksliga (2019/20) gelang es ihm doch noch, die Verbandsliga zu erreichen. „Eigentlich hatte ich nicht mehr daran geglaubt. Aber in den vergangenen drei, vier Jahren ist in Hüffelsheim einfach eine ganz neue Energie entstanden. Diese wollte und will ich sehr gerne auch noch weiterhin mitnehmen“, sagt Balzer.

Das Gegenstück zum Urgestein sind die vor der Saison nach Hüffelsheim gewechselten ehemaligen Regionalliga-Spieler Lars Hermann und Tim Müller. Der spielende Co-Trainer war beim finalen Schritt der Mann des Tages, schließlich verwandelte er in der 70. Minute einen Foulelfmeter zu dem Treffer, der die Meisterschaft bedeutete. Fünf Minuten vorher hatte er bereits Maß genommen und einen Freistoß an die Latte gedonnert. Nach einer Aktion gegen Torjäger Tim Reidenbach, die der souveräne Schiedsrichter Florian Stahl als elfmeterreifes Foul wertete, schnappte sich Müller das Leder, obwohl er im letzten Heimspiel gegen die SG Kirn noch verschossen hatte. „Natürlich habe ich Druck gespürt, aber es war positiver Druck, zumal ich alles um mich herum ausblenden konnte“, sagt Müller und fügt an: „Aber das war an diesem Tag keine Leistung eines Einzelnen, sondern des gesamten Teams. Und das gilt auch für die gesamte Saison.“

Die Kapitänsbinde am muskulären Oberarm: Meisterspieler Mostafa El-Haiwan zeigt seine Freude und seine Verbundenheit mit der SG Hüffelsheim.
Klaus Castor

Dass die Hüffelsheimer aufsteigen werden, war eigentlich schon nach der Verpflichtung Hermanns im Sommer klar gewesen. „Ich kann keine normale Saison“, erzählt der Innenverteidiger mit einem Lachen und erläutert: „Mit Schott Mainz bin ich zuvor immer auf- und abgestiegen. Und ich hatte den Hüffelsheimern schon vor der Saison gesagt, dass das bedeutet, dass es diese Saison hochgeht, für mich und damit auch fürs Team.“ Mission erfüllt in einer Liga, die Hermann nicht kannte und die er nach 30 Spielen als „verrückt“ bezeichnet, „weil es keine klaren Spiele gibt, weil jeder jeden schlagen kann“. Deshalb zeigte er sich auch im Triumph als fairer Verlierer. Vor dem Jubeln ging er zur Bank der Nanzdietschweilerer, klatschte jeden Kontrahenten ab. „Die Jungs sind unheimlich sympathisch, haben alles gegeben und nicht wie ein Absteiger gespielt“, zollt Hermann den Pfälzern Respekt.

Apropos Respekt: Den sprachen die Hüffelsheimer auch ihrem großen Rivalen, dem TuS Hohenecken, aus. „Dass wir die Saison so durchgezogen haben, haben wir ihnen zu verdanken“, sagt beispielsweise SGH-Kapitän Cedric Lind. Weingärtner ergänzt: „76 von 90 Punkten waren nötig, um Meister zu werden. Das ist ein unfassbarer Wert, genau so wie das, was die Hoheneckener geleistet haben.“ Und Balzer vermutet: „Mit 74 Punkten sind die Hoheneckener vermutlich der beste Zweite aller Zeiten.“

Mörbel analysiert treffend und freut sich auf das Duell mit der Eintracht

Und da die Hoheneckener auch am letzten Spieltag die Spannung hochhielten, indem sie in Hackenheim aus einem 0:1 ein 2:1 machten, blieb es bis zur letzten Sekunde spannend. Der Ausgleich der Nanzdietschweilerer hätte ein Entscheidungsspiel bedeutet. So aber gehen die Hüffelsheimer hoch und freuen sich auf viele heiße Duelle mit Weingärtners Ex-Verein Alemannia Waldalgesheim, mit den Mainzer Klubs Basara, Marienborn und Bretzenheim. Vor allem aber natürlich auf das Kreisduell mit Eintracht Bad Kreuznach. Allen voran gilt das für Niclas Mörbel, der die Eintracht nach der Landesliga-Meisterschaft vor zwei Jahren verließ, weil er an das Projekt in Hüffelsheim glaubte. Nun gibt es ein Wiedersehen mit den alten Kameraden. „Darauf freue ich mich sehr“, sagt Mörbel und blickt auf die jubelnden Teamkollegen: „Ich bin unheimlich stolz, auf das, was die Mannschaft geleistet hat, auf den Teamspirit, den wir entwickelt haben. Jung und Alt, erfahren und unbekümmert, es ist alles dabei. Natürlich haben wir uns unter André auch spielerisch entwickelt, aber wir haben auch mit kämpferischem Einsatz unsere Spiele gezogen.“ Klingt nach einer ziemlich perfekten Saison.

SG Hüffelsheim: König – Mörbel, Hermann, Walther (85. Baier) – Müller, Schmidt – Balzer, Lind (90. Kern), El-Haiwan (88. Hohmann), Krafft (78. Keita) – Reidenbach (87. Staub).

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