VfL holt den Kreispokal
Rüdesheimer Matchwinner Semih Celebi läuft allen davon
Große Freude über den Gewinn des Kreispokals: Der VfL Rüdesheim jubelt mit Can Christ, Alexander Merk, Cihan Yakut, Baris Yakut, Dominik dos Santos, Youssef Rabaa, Vural Ikiz, Semih Celebi, Andreas Rodionov, Alen Nurkovic, Fevzi Almazoglu, Andino Loritz, Arthur Gontscharow, Hayri Gülsen, Geworg Dadjan, Tiago Gomes, Kamer Yakut, Furkan Senel, Can Does, Shahab Ghafori, Co-Trainer Cihat Yakut und Sportvorstand Alexander Thomas.
Klaus Castor

Neun tolle Tore, zwei Feldverweise, lautstarke Fans und viele Emotionen – das Kreispokalfinale auf der tollen Anlage des TuS Seibersbach hielt, was es versprochen hatte. Und der Außenseiter siegte, der VfL Rüdesheim sicherte sich den Pott.

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Der Pokal war der heimliche Star. Nach der Siegerehrung beim Fußball-Kreispokalfinale in Seibersbach wollte jeder Spieler des VfL Rüdesheim den Pott mal haben. Ein Jubellauf hier, ein Pokalfoto mit den Mitspielern oder den Liebsten dort. Es wurde mehr als deutlich, wie sehr sich die Spieler und die Verantwortlichen vom Rosengarten nach diesem Triumph, den sie mit einem 7:2 (4:2) gegen den TuS Winzenheim finalisierten, gesehnt haben – nach zuvor zwei Finalniederlagen in Folge.

„Endlich, endlich hat es geklappt“, sagte Kapitän Andreas Rodionov. Und Sportvorstand Alexander Thomas ergänzte: „Aller guten Dinge sind eben doch drei.“ Der Spruch ließ sich auch auf die Duelle mit den Winzenheimern in dieser Saison übertragen. Zweimal hatten die Rüdesheimer in der Liga gegen den A-Klassen-Meister verloren, dieses Mal nahmen sie ihn nach allen Regeln der Kunst auseinander. „Die Rüdesheimer waren in allen Belangen überlegen“, gab Ercan Ürün, der Trainer des TuS, unumwunden zu.

Fevzi Almazoglu zerlegt TuS-Viererkette in ihre Einzelteile

Vor allem in den Bereichen Tempo und Spielintelligenz hatten die Rüdesheimer die Nase vorn. Einfach genial, wie passgenau Fevzi Almazoglu aus der Sechser-Position heraus immer wieder die Viererkette der Winzenheimer in ihre Einzelteile zerlegte. Er fand dabei meist Semih Celebi, der seinen Tordrang auch im Finale auslebte und die ersten drei Treffer des VfL erzielte. Die waren deshalb so wichtig, weil die Winzenheimer in der ersten halben Stunde durchaus am Spiel und vor allem am Toreschießen teilnahmen.

Den ersten Almazoglu/Celebi-Streich (8.) konterten Enes Softic (11.), dessen Abschluss von Vural Ikiz noch abgefälscht wurde, und Merdan Köse. Der stand in der 20. Minute Celebi in nichts nach, als er aus 40 Metern mit Riesen-Tempo auf Can Christ zulief, diesen klasse umkurvte, einschob und auf 2:1 stellte. Bemerkenswert: Der Treffer fiel in Unterzahl, weil Klaudio Rexhepi eine frühe und absolut berechtigte Zeitstrafe nach heftiger Grätsche abbrummte.

„Jede Minute, die Klaudio auf dem Platz steht, ist für jede Mannschaft weit und breit eine Bereicherung.“
Ercan Ürün

Viele Trainer bringen Zeitstrafen-Akteure anschließend nicht mehr, weil in der Folge eine Kleinigkeit zu Rot führen kann. Für Ürün kein Thema: „Jede Minute, die Klaudio auf dem Platz steht, ist für jede Mannschaft weit und breit eine Bereicherung.“ In Minute 49 endete diese Bereicherung dann aber, als sich der TuS-Kapitän über ein aus seiner Sicht ungerechtfertigtes Strafmaß bei Schiedsrichter Rouven Bösand beschwerte und der ihn daraufhin vom Platz stellte.

Doch zurück in die packende erste Hälfte, als die Zuschauer gar nicht mehr aus dem Staunen herauskamen. Das 2:2 (26.) war eine Blaupause des 1:0, erneut servierte Almazoglu dem schnellen Celebi, auch wenn dieser aus einer Abseitsposition heraus startete. Nur Sekunden später stand es dann 3:2 für die Rüdesheimer, weil Celebi den noch immer in Unterzahl agierenden Winzenheimern direkt nach dem Anstoß den Ball klaute und aus 25 Metern abzog. Ürün dachte an diese Gegentore, als er feststellte: „Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht.“

Da ist der Pott: Der Rüdesheimer Torjäger Cihan Yakut feiert mit seinem Team.
Klaus Castor

Dreierpacker Celebi war der Nutznießer. „Semih hatte nach der Winterpause eine Phase, in der er sehr an sich gezweifelt hat. Aus dieser Phase ist er nun raus. Er hat ein unfassbares Potenzial, und ich liebe es, mit ihm zu arbeiten. Ich möchte ihm helfen, noch besser zu werden“, erklärte VfL-Trainer Baris Yakut. Und Celebi kann sich bei seinem Coach auch noch einiges abschauen. Das Yakut-Solo vor dem 4:2 (30.) hatte es beispielsweise in sich, als er den schwachen Glody Kuba abschüttelte und seine Flanke Cihan Yakut fand, der vollendete. „Wie die Mannschaft von 1:2 auf 4:2 gestellt hat, war Wahnsinn und der Knackpunkt“, analysierte Thomas.

Nach dem Seitenwechsel war zu spüren, dass die Winzenheimer es noch einmal drehen wollten. Doch nach Kuba patzte auch der zweite Innenverteidiger. Der bärenstarke Cihan Yakut luchste Ömer Degirmenci nur zwei Minuten nach Wiederbeginn den Ball ab und legte quer auf Baris Yakut, der eines der leichtesten Tore seiner Karriere erzielte. Alexander Merk erhöhte nach einer Ecke auf 6:2 (54.), und angesichts der Unterzahl war die Partie damit entschieden. Zumal sich die Winzenheimer weiter dezimierten. Softic erhielt zunächst eine Gelbe Karte, meckerte sich dann aber über eine Zeitstrafe komplett vom Feld (70.).

„Wir wollten den Sieg einfach mehr als die Winzenheimer.“
Andreas Rodionov

„Wir hatten uns in der Pause vorgenommen, weiter bei uns zu bleiben und ruhig zu agieren. Und das haben wir sehr gut umgesetzt, im Gegensatz zu den Winzenheimern, sie hatten diese Ruhe nicht“, analysierte Cihan Yakut richtig. Er ergänzte: „Es ist einfach unglaublich schön, mit dieser tollen Mannschaft diesen großen Erfolg zu feiern.“ Auch Rodionov hob auf den großen Zusammenhalt ab: „Wir sind ein richtiges Team, und wir wollten den Sieg einfach mehr als die Winzenheimer.“ Großen Anteil an der Entwicklung hat Trainer Baris Yakut. „Er hat die Jungs im Griff, hat Disziplin reingebracht“, lobte Thomas. Rodionov ergänzte: „Jedes Training unter Baris macht großen Spaß, jedes Spiel mit ihm ebenfalls.“ Baris Yakut, der seine erste Saison als Cheftrainer bestreitet, gab das Kompliment gerne zurück: „Die Jungs sind sehr fleißig, ziehen mit. Semih Celebi beispielsweise ist in jeder Einheit. Das zahlt sich aus.“

Die Saison ist mit dem Pokal-Triumph aber noch längst nicht zu Ende. Als Tabellenzweiter steht ab nächster Woche die Aufstiegsrunde zur Bezirksliga an. Der Gegner steht noch nicht fest, er wird Bollenbacher SV oder SV Oberhausen heißen. „Die Spielfreude, die Emotionen, wir saugen alles auf und nehmen alles mit in die Aufstiegsrunde“, kündigt Trainer Baris Yakut an. Und Thomas sagt mit einem verschmitzten Lächeln: „Wenn es gut läuft, wird es kein viertes Finale mehr geben.“ Stimmt, Bezirksligisten dürfen nicht am Kreispokal teilnehmen. „Dann hätten wir uns aber mit dem Aufstieg belohnt“, sagt Thomas. Mal sehen, wer oder was dann als Fotomotiv für die Jubelfotos herhalten muss.

TuS Winzenheim – VfL Rüdesheim 2:7 (2:4)

TuS Winzenheim: Tamr – Yi (64. Bilgic), Kuba, Degirmenci, Kerolli (55. Azimi) – Borovskij (68. Öztürk), Jalkama (78. Adila), Az Taifeh (38. Kurpejovic), Köse – Rexhepi – Softic.

VfL Rüdesheim: Christ – Ikiz, Rodionov (60. Gülsen), Merk, Rabaa (81. Ghafori) – Almazoglu, Nurkovic (64. Senel) – Celebi (75. K. Yakut), B. Yakut, dos Santos (67. Does) – Cihan Yakut.

Schiedsrichter: Bösand (Fürfeld).

Zuschauer: 500.

Tore: 0:1 Celebi (8.), 1:1 Softic (11.), 2:1 Köse (20.), 2:2 Celebi (26.), 2:3 Celebi (27.), 2:4 Cihan Yakut (30.), 2:5 B. Yakut (47.), 2:6 Merk (54.), 2:7 Cihan Yakut (84.).

Zeitstrafen: Rexhepi (16.), Softic (70.).

Rote Karten: Rexhepi (49.), Softic (70., jeweils wegen Meckerns).

Beste Spieler: Köse – Almazoglu, Celebi, Cihan Yakut.

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