Nicht nur der FC Bayern München hat das Finale daheim verpasst, auch die SG Soonwald muss auf die historische Chance, das Kreispokal-Finale vor eigenem Publikum austragen zu dürfen, verzichten. Dabei waren die Soonwälder Fußballer ganz knapp dran, unterlagen beim TuS Winzenheim erst in der Verlängerung mit 2:3 (2:2, 0:1). Die Winzenheimer, die nach dem Schlusspfiff einen Spieler nach dem anderen vor Freude in die Luft wirbelten, treffen nun am 28. Mai in Seibersbach auf den VfL Rüdesheim.
„Wir sind überglücklich, es ins Finale geschafft zu haben. Schließlich haben wir zwei große Ziele, die Meisterschaft und den Pokal“, sagte Sebastian Grünewald, der Sportliche Leiter der Winzenheimer. Er fügte an: „Es war ein geiles Spiel. Unsere Jungs haben alles rausgehauen, ihre Erfahrung ausgespielt, aber auch ganz viel Leidenschaft gezeigt.“
„So ist das eben, der Ball geht nicht rein, und beim 2:3 fällt den Winzenheimern der Abpraller genau vor die Füße.“
Lars Flommersfeld
Nach einem Winzenheimer Sieg hatte es am Ende der normalen Spielzeit nicht ausgesehen. Die Soonwälder hatten das Momentum eindeutig auf ihrer Seite, waren drauf und dran, das Spiel innerhalb der 90 Minuten zu entscheiden. Und das wäre nicht unverdient gewesen. Lars Flommersfeld, der Spielertrainer der Soonwälder, traf in der 88. Minute per Kopf aber nur die Latte. „So ist das eben, der Ball geht nicht rein, und beim 2:3 fällt den Winzenheimern der Abpraller genau vor die Füße“, haderte der SG-Coach.
Die Soonwälder waren auch deshalb am Drücker, weil sie in mehrfacher Überzahl agierten. Schiedsrichter Marcel Bender (Langweiler) verteilte nicht nur reihenweise Gelbe Karten an die permanent reklamierenden Winzenheimer, sondern auch vier Zeitstrafen, die sich teilweise überlappten. In diesen Überzahlsituationen fiel das 2:2 durch einen Kopfball von Tom Craß (82.) und hatte Flommersfeld seine Kopfball-Möglichkeit. Der Spielertrainer hatte mit einem überlegten Abschluss zum 1:2 (58.) das Spiel erst scharf gemacht.
In der Verlängerung erholt sich der TuS Winzenheim
In der Verlängerung ebbte die Soonwälder Überlegenheit wieder ab. „Fand ich nicht, ich sah uns schon auch weiter als überlegen, vor allem spielerisch“, sagte Flommersfeld. Die Winzenheimer fanden allerdings wieder zu ihrer Stabilität zurück, auch weil sie bis in die Schlussphase der Verlängerung mit elf Mann agierten. Einer stach dabei heraus: Enes Softic. Der Ex-Profi war überall zu finden. Er startete im Sturm, wechselte aber intuitiv nach hinten, als ihn sein Team dort brauchte. In der Verlängerung wurde er dann wieder offensiver. Während andere Spieler mit Verletzungen minutenlang liegen blieben, stand Softic immer wieder auf und rannte einfach weiter – ein echter Leader eben. Hinzu kam seine Effektivität. In der 110. Minute hatte Anil Öztürk den Ball klasse behauptet, gefährlich wurde die Szene aber erst, als Softic aus spitzem Winkel abzog. SG-Torwart Timo Nimtz ließ den Schuss abprallen, Erhan Kurpejovic war zur Stelle und staubte zum 3:2 ab.
Das 2:0 war komplett auf die Kappe von Softic gegangen. Er köpfte den Ball an den Pfosten, schaltete aber nicht ab und drückte die zurückprallende Kugel gedankenschnell ein. 51 Minuten waren da gespielt, und die Partie schien entschieden. Doch diese Rechnung wurde ohne die Soonwälder gemacht. „Erst nach dem 0:2 waren wir in der Partie und ab diesem Zeitpunkt auch die deutlich bessere Mannschaft. Vor allem die ersten 20 Minuten haben wir verschlafen“, erläuterte Flommersfeld. In der Tat: Die erste Hälfte ging klar an die Winzenheimer, die die SG-Abwehr immer wieder über die linke Seite und den schnellen Merdan Köse aufrissen. Das 1:0 (19.) markierte Klaudio Rexhepi mit einem tollen Schuss. Nach einem Einwurf blieb er allerdings auch komplett unbedrängt und konnte sich den Ball zurechtlegen.
Soonwälder Tor in der 120. Minute zählt nicht
Ausgerechnet mit dem 2:0 endete die starke Winzenheimer Phase, auch weil das Team den Soonwäldern konditionell deutlich unterlegen war, doch die zweite Luft in der Verlängerung trug den TuS zum Finaleinzug. Eine brisante Szene gab es aber noch zu überstehen, als Flommersfeld den Ball in der 120. Minute ins Tor wuchtete, allerdings per Hand, was dem aufmerksamen Bender nicht entgangen war. „Ich hatte gehofft, dass wir den Flow nach dem 2:1 nutzen können. Leider ist uns das nicht gelungen, auch weil das Matchglück gefehlt hat“, bilanzierte Flommersfeld. Grünewald resümierte: „Entscheidend war, dass wir in der Verlängerung das Spiel beruhigt haben. Dann haben wieder alle das gemacht, was sie können. Und dann sind wir am stärksten.“
TuS Winzenheim: Tamr – Bilgic, Degirmenci, Kerolli (91. Kurpejovic) – Yi, Kuba (66. Öztürk), Az Taifeh (70. Kitia) – Sayim (106. Adila), Rexhepi, Köse (64. Azimi) – Softic.
SG Soonwald: Nimtz – Sulzbacher, Schmidt (83. Hoch), Diether, Tillmann (60. Schulz) – Gohres – Nurkovic, Kellerer, Craß (112. Hain), Griesang (53. Förster) – Flommersfeld.
Schiedsrichter: Bender (Langweiler).
Zuschauer: 350.
Tore: 1:0 Rexhepi (19.), 2:0 Softic (51.), 2:1 Flommersfeld (58.), 2:2 Craß (82.), 3:2 Kurpejovic (110.).
Zeitstrafen: Kerolli (72.), Sayim (81.), Softic (85.), Degirmenci (119.) – Flommersfeld (120.).