Der Termin ist festgetackert im Terminkalender des regionalen Fußballs. Am Ostermontag steigen seit Jahren exklusiv die beiden Halbfinals im Kreispokal. Dank ihres Alleinstellungsmerkmals haben sie sich zu Zuschauermagneten entwickelt. Am Montag um 15 Uhr dürfte es voll werden in Winzenheim (gegen die SG Soonwald) und in Oberhausen (gegen den VfL Rüdesheim). Das liegt auch daran, dass jeder der vier Vereine eine (Pokal-)Geschichte zu erzählen hat.
Der VfL Rüdesheim könnte zum dritten Mal in Folge ins Finale einziehen. Das hat es in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben. Kurioserweise würden dann jeweils unterschiedliche Trainer das Finalzepter schwingen. In Schmittweiler (gegen die SG Soonwald) stand Tobi Beltz an der Linie, in Bad Sobernheim (gegen den ASV Langweiler/Merzweiler) Paco Berg. Damals beobachtete bereits Baris Yakut sein zukünftiges Team, er könnte nun Finaltrainer Nummer drei des VfL werden. „Unser erstes Ziel haben wir bereits erreicht. Wir wollten unbedingt ins Halbfinale, um in der nächsten Saison am Verbandspokal teilnehmen zu dürfen“, sagt Yakut und ergänzt: „Wir nehmen aber auch jetzt das Halbfinale sehr ernst.“ Das lässt sich daran ablesen, dass sein Co-Trainer Cihat Yakut sich auf den Weg nach Oberhausen gemacht hat, um den Gegner zu beobachten. „Wir werden versuchen, das Spiel in die eigene Hand zu nehmen“, nennt Baris Yakut die Herangehensweise. Die Rüdesheimer können mit dem gleichen Kader wie zuletzt antreten und wollen nicht nur das dritte Finale in Folge erreichen. „Irgendwann sollte der VfL Rüdesheim dann auch mal ein Endspiel gewinnen“, sagt Baris Yakut mit einem Lächeln und einem Blick auf die beiden zurückliegenden Niederlagen.
Der SV Oberhausen ist die große Unbekannte. Der Verein aus der VG Kirner Land spielt in der A-Klasse Birkenfeld und ist in die Phalanx der drei mit Abstand besten Mannschaften der A-Klasse Bad Kreuznach eingebrochen. „Beides kann, nichts muss“, sagt André Müller, der Spielertrainer des SVO, und ergänzt: „Das gilt für die Meisterschaft und für den Pokal. Aber wenn du so nahe dran bist, willst du natürlich auch ins Finale.“ In ihrer A-Klasse sind die Oberhausener Dritter, der Abstand auf Platz zwei ist gering. Es könnte also auch in den Aufstiegsspielen zur Bezirksliga zu Duellen mit den Rüdesheimern kommen, die im Kreis Bad Kreuznach Zweiter sind. „Es könnte eine Generalprobe sein, das stimmt“, sagt Müller. Doch zunächst einmal gilt die Konzentration der Oberhausener dem Pokalspiel. Der langjährige Landesliga-Leistungsträger des VfR Kirn hat die Rüdesheimer nicht aktiv beobachtet, aber alte Drähte angezapft, sich in Merxheim und Medard nach den Rüdesheimern erkundigt. Daher weiß er um die individuelle Klasse des VfL, allen voran von Baris Yakut, der schon in der Regionalliga für Kickers Offenbach gespielt hat. „Wir werden versuchen, früh zu pressen, ihnen die Lust am Spiel zu nehmen und den Ball weit wegzuhalten von der gefährlichen Zone. Im Idealfall schaffen wir es, dass die entscheidenden Spieler der Rüdesheimer kaum in Ballbesitz kommen“, gibt er einen Einblick in seinen Matchplan. Und ein gutes Omen gibt es auch für die Oberhausener. Im Vorjahr holte sich im ASV Langweiler ein Verein aus der A-Klasse Birkenfeld den Pott, bezwang im Finale den VfL Rüdesheim.
Die SG Soonwald ist heiß auf das Finale daheim. Lars Flommersfeld bringt es vor dem Duell beim TuS Winzenheim auf den Punkt: „Dieses Spiel ist das absolute Saison-Highlight. Der Liga-Alltag ist ausgesetzt. Der Fokus liegt einzig auf diesem Spiel. Wir wollen in das Finale. Koste es, was es wolle.“ Der Kreisvorstand hat die Finalaustragung nach Seibersbach vergeben. „Vor eigenem Publikum den Pokalsieg zu feiern, wäre etwas Einmaliges“, weiß Flommersfeld. Doch bei aller Euphorie und allem Willen, das Finale zu erreichen, die Soonwälder sind sich der Schwere der Aufgabe bewusst. „Die Winzenheimer haben den Heimvorteil, sie sind der überlegene Tabellenführer der A-Klasse, sie sind der Favorit. Aber ist das nicht schön? Wir wollen uns doch mit den Besten messen auf dem Weg zum Pokalsieg“, sagt der Coach des A-Klassen-Dritten. Den Kunstrasen in Winzenheim sieht er als Vorteil für sein Team an. „Da wir spielerische Lösungen suchen. Der Matchplan steht, und wenn wir ihn umsetzen, bin ich überzeugt, dass wir die Winzenheimer ausschalten können“, sagt der Coach. Die zu erwartende große Kulisse kennen seine Spieler aus den (gewonnenen) Pokalfinals von 2022 und 2023. „Die Jungs sollen diese besondere Atmosphäre aufsaugen und in positive Energie umsetzen“, fordert Flommersfeld.
Der TuS Winzenheim träumt vom Double. Die Meisterschaft in der A-Klasse Bad Kreuznach und damit der Durchmarsch ist den Winzenheimern kaum noch zu nehmen. Acht Punkte Vorsprung hat der Aufsteiger, im Oktober gab es die einzige Saison-Niederlage. Nun soll auch der Pokal her. „Wir verfolgen beide Ziele mit der gleichen Priorität und Intensität. Das Double wäre natürlich die Krönung einer tollen Saison“, sagt Sebastian Grünewald, der Abteilungsleiter der Winzenheimer. Der TuS stellt sich nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch auf ein Saison-Highlight ein. In einer Vorstandssitzung Anfang der Woche wurden die Voraussetzungen geschaffen, um das zu erwartende Zuschaueraufkommen am Montag bewältigen zu können. Die Mannschaft setzt wie bisher auf ihre gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. „Ein paar Spieler haben kleinere Blessuren, doch für Montag sieht es gut aus“, sagt Grünewald. Kurioserweise folgt nur wenige Tage später an gleicher Stelle auch das Punktspiel-Duell der beiden Teams, so etwas wie der letzte Stolperstein auf dem Weg zur Meisterschaft. Und damit führt zweimal der Weg zu einem Titel über die SG Soonwald.