Zehn Spieler nach Dickenschied
SG Alteburg orientiert sich ins Rheinland
Er hatte die Idee: Michael Minke, Trainer der SG Dickenschied, stellte den Kontakt zur SG Alteburg her.
Christian Kiefer

Abmeldungen von Teams und Spielerwechsel sind nicht unüblich. Im Fall der SG Alteburg ist das anders, weil zehn Spieler eines Vereins gemeinsam in einen anderen Fußballverband übersiedeln.

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In der SG Alteburg verschwindet ein weiterer Baustein von der regionalen Fußball-Landkarte – zumindest vorerst und zumindest im Bereich des Südwestdeutschen Fußballverbandes.

Die SG meldet im Kreis Bad Kreuznach nämlich zur neuen Saison keine Mannschaft mehr. „Wir haben alle Optionen geprüft, alles Mögliche überlegt, aber egal wie, als SG Alteburg wäre es nicht mehr weitergegangen, noch nicht einmal mit einem Neuner-Team“, sagt Christian Fett, der Vorsitzende des ASV Seesbach, der gemeinsam mit dem FSV Schwarzerden die SG Alteburg bildet. Bis vor einigen Jahren gehörten auch noch der TuS Königsau-Kellenbach und der TuS Weitersborn dazu, doch beide sind bereits früher ausgestiegen.

„Mit der Anfrage von Michael ist für uns eine Tür aufgegangen.“
Christian Fett

Mitten im Orientierungsprozess der SG Alteburg meldete sich Michael Minke bei den Alteburgern. Minke ist im Kreis Bad Kreuznach als Trainer zahlreicher Klubs kein Unbekannter. Zuletzt trainierte er bis zum Sommer 2024 den Bezirksligisten SV Winterbach. Nach seinem Engagement dort wechselte er in den Fußballverband Rheinland und wurde Trainer des B-Ligisten SG Dickenschied/Gemünden, mit dem er kurz vor dem Aufstieg steht. Im Umfeld der Gemündener greift gerade eine große Fusionswelle um sich, auch die SG hatte Anfragen, zögerte aber. Bis Minke die Idee kam, über den Tellerrand, der in diesem Fall zwei unterschiedliche Fußballverbände sind, zu schauen.

„Mit der Anfrage von Michael ist für uns eine Tür aufgegangen. Für uns ist eine Zusammenarbeit mit den Gemündenern die große Chance, dass wenigstens noch ab und zu auf den Sportplätzen in Seesbach und Schwarzerden gekickt wird. Auch die Sportfeste könnten erhalten bleiben“, gibt Fett einen Einblick in die Überlegungen der Alteburger. Und die erste Kontaktaufnahme verlief positiv. „Wir haben uns bei einem gemeinsamen Training mal beschnuppert, anschließend auch gegrillt und ein paar Bier getrunken“, erzählt Minke und fügt an: „Ich habe den Eindruck, das kann richtig gut werden.“ Fett bestätigt: „Natürlich kommt es auf das Zwischenmenschliche an, und von den Leuten her passt das. Es ist bemerkenswert, wie viele Leute da im Training waren. Das war so, wie ich es aus meiner Anfangszeit bei uns vor 30 Jahren kenne. Im Hunsrück wird Fußball noch ganz anders gelebt. Ich habe ein gutes Gefühl.“

Testlauf für ein Jahr

Und so sieht der gemeinsam erarbeitete Fahrplan für die Zusammenarbeit aus: Die zehn verbliebenen Spieler der SG Alteburg werden sich im Sommer per Spielerwechsel der SG Dickenschied/Gemünden anschließen. Sollte das Ganze auf fruchtbaren Boden fallen, sich alle verstehen und weiter zusammenarbeiten wollen, würde dann im Sommer 2026 eine offizielle Spielgemeinschaft aus dann vier Vereinen gebildet werden. Das eine Jahr Schnupperkurs soll absichern, dass es wirklich passt.

Eingeplant ist das Gros der Alteburger Spieler für die zweite Mannschaft der SG Dickenschied. „In der ist es zuletzt auch bei uns immer dünner geworden mit den Spielern, deshalb haben wir ja auch den Vorstoß gewagt. Gemeinsam mit den Alteburgern bin ich überzeugt, dass wir wieder breiter und damit stabiler aufgestellt sind“, sagt Minke. Fett traut drei, vier Spielern der Alteburger aber auch zu, in der ersten Mannschaft anzugreifen.

„Das wird für uns eine Herausforderung, keine Frage. Aber noch einmal. Es ist ein Strohhalm für uns.“
Christian Fett

Egal, in welcher Mannschaft und in welcher Liga, die Spieler aus Seesbach und Schwarzerden werden sich auf deutlich weitere Fahrten einstellen müssen. „Die zehn Minuten über die Serpentinen nach Gemünden sind nicht das große Problem, aber dann geht es bei Auswärtsspielen ja weiter bis nach Boppard. Da bist du für ein Auswärtsspiel bis zu einer Stunde unterwegs“, rechnet Fett vor und fügt an: „Das wird für uns eine Herausforderung, keine Frage. Aber noch einmal. Es ist ein Strohhalm für uns. Es gibt keine Alternative, wenn wir weiter zusammen Fußball spielen wollen und in unseren Dörfern den Fußball erhalten wollen.“

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