Fußball-C-Klasse: Starkes Fair Play von Daniel Brenner und Jonas Gross vom TuS Leisel im Derby gegen die SG Niederhambach/Schwollen II
Schiri bittet Schützen, Elfer zu verschießen: Fair Play zum Staunen beim TuS Leisel

Symbolbild

Daniel Karmann/dpa

Leisel. Eine ganz besondere Form von Fair Play gab es in der C-Klasse Birkenfeld 2 beim Derby zwischen dem TuS Leisel und der SG Niederhambach/Schwollen II zu bestaunen. Leisels Jonas Gross schoss nämlich in der 90. Minute einen Elfmeter, der das 2:2 hätte bedeuten können, mit voller Absicht über das Tor – und das in Absprache mit dem Schiedsrichter, den der TuS Leisel stellte.

Das Spiel lag in den letzten Zügen. Die SG Niederhambach/Schwollen II führte seit wenigen Minuten durch einen Handelfmeter mit 2:1 beim TuS Leisel, als es im Strafraum der Gäste zu einer unübersichtlichen Situation kam und Daniel Brenner pfiff – es sollte wieder Handelfmeter geben, diesmal für den TuS Leisel.

In der Pause vom Spieler zum Schiri

Daniel Brenner, der Fußball-Abteilungsleiter der Leiseler, hatte das Derby als Spieler begonnen, sein Trainer Michael Brandstetter amtierte als (Vereins-)Schiedsrichter. Weil sich Brenner leicht verletzt hatte, tauschten er und Brandstetter in der Pause die Rollen. Der TuS-Coach spielte jetzt, der Abteilungsleiter pfiff. Und Brenner erlebte den kniffligeren Part des Derbys vor etwa 150 Zuschauern.

Handelfmeter für Niederhambach II

Nachdem Luca Scharold (48.) die Gästeführung der Niederhambacher durch Matthias Wiesen (40.) ausgeglichen hatte, bog die Partie irgendwann in ihre Endphase ab. Spannend ging es zu, und in der 88. Minute flog der Ball im TuS-Strafraum an die Hand eines Leiseler Spielers. „Ich habe nur zehn Meter weggestanden, hatte freie Sicht. Ich musste Elfmeter pfeifen“, erzählt Daniel Brenner ein paar Stunden später und es ist herauszuhören, dass er es schweren Herzens tat. Schließlich drohte seinem TuS Leisel nun die Niederlage.

„Schon dafür gebührt ihm Respekt“, findet Rüdiger Biehl, der 1. Vorsitzende des SV Schwollen, wohl wissend, dass nicht jeder Vereinsschiedsrichter in der C-Klasse, in der im Fußballkreis Birkenfeld keinen echten Unparteiischen pfeifen, so gehandelt hätte. Die Elfmeterchance ließ sich Biehl nicht entgehen und verwandelte zur Führung der SG Niederhanbach/Schwollen II. Es lief die 88. Minute.

Ein Pfiff im Reflex

Zwei Minuten plus Nachspielzeit hatte Leisel noch, um auszugleichen. Und dann war es soweit. Die Kugel flog, es gab Geschrei – und Daniel Brenner pfiff. Handelfmeter. Diesmal für Leisel. Allerdings war dem Abteilungsleiter an der Pfeife nicht ganz wohl dabei. Er erzählt: „Ich habe eigentlich gar nicht so gut gestanden, als alle auf einmal „Hand“ gerufen haben.“ Brenner hatte zwar nichts Konkretes gesehen, aber er pfiff. „Das war wie im Reflex“, berichtet er.

Und er erlebte sogleich, was Schiedsrichter nun einmal in solchen Momenten erleben. „Von unserer Seite gab es viel Palaver, wie das halt so geht“, räumt Rüdiger Biehl ein, und Daniel Brenner bestätigt: „Es gab ein richtiges Getümmel.“ Und der Abteilungsleiter gesteht: „Ich habe gewusst, dass der Elfmeterpfiff nicht richtig war.“ „Das hatten inzwischen auf dem Platz fast alle gemerkt“, erzählt Biel und berichtet, dass es dann für ihn so ausgesehen habe, als hätten sich Brenner und Jonas Gross, der als Schütze des Elfmeters vorgesehen war, kurz abgestimmt.

Er hat mich gerettet. Das war großartig

Daniel Brenner über Jonas Gross

„So war es“, bestätigt Brenner. „Den Schuh, dieses Derby mit einem falschen Pfiff entschieden zu haben, wollte ich mir nicht anziehen. Ich habe in der Aufregung auch gar nicht an die einfachste Lösung gedacht, nämlich den Elfmeter zurückzunehmen.“ Also sprach Brenner kurz mit Jonas Gross. „Ich habe ihn gefragt, ob er den Elfmeter verschießen könne“, verrät der Abteilungsleiter – und auch die Antwort: „Klar, mache ich“, habe Jonas Gross gesagt.

„Er hat dann auch Wort gehalten. Er hätte ja trotzdem verwandeln können“, betont Brenner. Gross donnerte die Kugel über das Tor. „So, dass jedem klar war, er hat diesen Strafstoß mit voller Absicht verschossen“, ergänzt Rüdiger Biehl. „Er hat mich gerettet. Das war großartig“, streicht Daniel Brenner heraus, während Rüdiger Biehl klarstellt: „Das war wirklich fair von allen Seiten.“

Die Rolle von Fredi Faller

Dass es nach dem Spiel immer noch Leiseler Zuschauer gab, die ein Handspiel gesehen hatten, darf als normal gelten. Anders als das Verhalten von Daniel Brenner und Jonas Gross. „Sein Opa kann stolz auf ihn sein“, findet Rüdiger Biehl und erklärt: „Sein Opa ist Fredi Faller, der früher bei der JSG Schwollbachtal, zu der der TuS Leisel genauso gehört wie der SV Niederhambach und der SV Schwollen, unser aller Jugendtrainer war, und dem der Fair-Play-Gedanke extrem wichtig gewesen ist.“

Das Derby gegen die SG Niederhambach/Schwollen II hat der TuS Leisel zwar trotzdem verloren, aber seine Protagonisten Daniel Brenner und Jonas Gross haben dafür gesorgt, dass über diese Partie deutlich länger gesprochen werden wird als wenn der TuS in der Nachspielzeit durch einen falschen Elfmeter noch einen Punkt ergattert hätte.

Von Sascha Nicolay

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