Fußball-Bezirksliga: Witt tritt zurück - Darcan umreißt Nachfolgekriterien - US-Projekt eingestellt
SG Guldenbachtal begibt sich auf Trainersuche: Sascha Witt tritt zurück
Nicht mehr Trainer der SG Guldenbachtal: Sascha Witt kniet sich nicht mehr an der Seitenlinie für den Bezirksligisten rein. Foto: Klaus Castor
Klaus Castor

Sascha Witt ist nicht mehr Trainer des Fußball-Bezirksligisten SG Guldenbachtal. Er hat seinen bis zum Sommer 2023 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst.

Nicht mehr Trainer der SG Guldenbachtal: Sascha Witt kniet sich nicht mehr an der Seitenlinie für den Bezirksligisten rein. Foto: Klaus Castor
Klaus Castor

„Die Gründe für meine Entscheidung werde ich nicht nennen. So habe ich es mit dem Verein besprochen“, erklärt der Coach auf Nachfrage und ergänzt: „Es gab einige Vorfälle, da hat sich einiges aufgestaut bei mir und dafür gesorgt, dass ich jetzt sagen muss, dass es nicht mehr passt. Auch wenn mir diese Entscheidung nicht leichtgefallen ist.“ Witt hat den Zeitraum bewusst gewählt: „Wenn ich belastet in die Rückrunde gegangen wäre und dann erneut Dinge vorgefallen wären, dann wäre es blöd gewesen, mitten in der Runde zurückzutreten. Nun hat der Verein genügend Zeit, sich einen neuen Trainer zu suchen. Deshalb habe ich auch im Sinne des Vereins jetzt gehandelt.“

Die Gründe für den Rücktritt sind im Verhältnis zwischen Trainer und Verein zu suchen. Daraus macht Witt keinen Hehl. Die komplette Mannschaft lud er dagegen zu sich nach Hause ein, nachdem er die Entscheidung getroffen hatte, und teilte ihr seinen Rücktritt mit. „Ich habe von den Spielern ein positives Feedback erhalten. Zumal meine Entscheidung null Komma nichts mit der Mannschaft in Zusammenhang steht. Auf die Jungs lasse ich nichts kommen. Sie sind für mich seit sechs Jahren zu einer Herzenssache geworden“, berichtet der Ex-Coach und ergänzt: „Eine saubere Trennung ist mir ganz wichtig, ich möchte keine dreckige Wäsche waschen. Ich bin Guldentaler, spiele auch weiter in der AH und möchte jedem in die Augen schauen können, wenn ich auf dem Sportplatz bin.“

Auf die Jungs lasse ich nichts kommen. Sie sind für mich seit sechs Jahren zu einer Herzenssache geworden.

Sascha Witt

Von Vereinsseite sind ebenfalls positive Stimmen zu vernehmen. „Von meiner Seite aus gibt es nichts, aber auch gar nichts Negatives über die Zusammenarbeit mit Sascha zu sagen“, erklärt beispielsweise Bernd von der Weiden, der Vorsitzende der SG Guldental. Selim Darcan, der Sportliche Leiter der SG Guldenbachtal, ergänzt: „Sascha Witt hinterlässt definitiv eine Lücke.“

Darcan lässt aber durchblicken, dass der Zeitpunkt der Trennung dem Verein schwer im Magen liegt. „Dass es im nächsten Sommer zu einer Trennung kommen könnte, war abzusehen, das ließen seine Aussagen vermuten. Der sofortige Rücktritt ist nun überraschend und macht es nicht gerade leicht für den Verein. Wir sind jetzt nicht in einer Luxussituation. Gute Trainer sind nicht unbedingt frei. Einfacher wäre es gewesen, zur neuen Saison einen neuen Trainer zu finden“, sagt Darcan.

Er und weitere Vereinsverantwortliche haben sich direkt nach Witts Rücktritt zusammengesetzt und eine Kandidatenliste erstellt. „Den klassischen Favoriten gibt es nicht. Wir sondieren und werden in den nächsten Tagen die ersten Kandidaten kontaktieren“, berichtet Darcan, der ein Anforderungsprofil bereits formuliert hat: „Es sollte ein Trainer mit Erfahrung sein. Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt für einen Neueinsteiger.“ Was die Laufzeit betrifft, zeigen sich die Guldenbachtaler völlig offen. „Ein guter Mann, der bis Sommer tätig ist, ist genauso eine Option, wie eine längerfristige Lösung. Wir wollen keinen Schnellschuss, Gas geben werden wir trotzdem“, erklärt der Sportliche Leiter.

Reger Austausch mit dem Mannschaftsrat

Namen von Kandidaten möchte Darcan weder nennen noch dementieren oder bestätigen. In Cihan Ceylan ist aber ein ambitionierter Trainer auf dem Markt, der als langjähriger Coach der TSG Planig die Bezirksliga sehr gut kennt. Involviert in die Trainersuche sind neben den Vereinsverantwortlichen auch die Mitglieder des Mannschaftsrats. Darcan lobt den regen Austausch. „Wir wollen einen Mann finden, der zum Team passt. Und wir haben als Verein ja auch etwas zu bieten. Es ist ja nicht so, dass der neue Trainer einen Trümmerhaufen vorfindet. Das Gegenteil ist der Fall, wir haben eine gefestigte Mannschaft.“

Diesem Team werden im Gegensatz zu den vergangenen Jahren keine Amerikaner mehr angehören. Die letzten zwei Spieler aus den USA haben Deutschland verlassen. Das Projekt, ambitionierten Kickern aus Übersee eine Plattform in Deutschland zu bieten, ist eingestellt worden. „Das hatte keine Perspektive, weil es jedes Mal aufs Neue eine Wundertüte war. Es hat so keinen Sinn ergeben“, erklärt Darcan. Die SG Guldenbachtal hatte mit Bobby Edet, Shane Wheeler und Timothy Brackett, die mittlerweile in der Ober- und Verbandsliga spielen, sehr gute Erfahrungen gemacht. Zuletzt war die Trefferquote an sportlichen Verstärkungen aber geringer. Witt betont, dass diese Entscheidung keinen Einfluss auf seinen Rücktritt hatte.

Die Konzentration der SG-Verantwortlichen gilt nun der Trainersuche, der ersten überhaupt in der Geschichte der SG Guldenbachtal. Sascha Witt war nämlich direkt beim Zusammenschluss zwischen der SG Guldental, die er zuvor bereits coachte, und dem VfL Windesheim Trainer der Spielgemeinschaft geworden. Zunächst im Gespann mit Lars Flommersfeld, mittlerweile Cheftrainer bei der SG Monzingen/Meddersheim, nach dessen Weggang dann alleine.

Den Kreispokal geholt und in die Bezirksliga aufgestiegen

Die Erfolge können sich sehen lassen: In Witts Schaffenszeit ist die SG Kreispokalsieger geworden und in die Bezirksliga aufgestiegen. Dort hat sich das Team mittlerweile etabliert, auch wenn die Situation in dieser Saison nicht zu unterschätzen ist, der Vorsprung auf einen Abstiegsrang beträgt derzeit sechs Punkte. „Zwischen Platz drei und Platz 16 kann jeder jeden schlagen“, sagt Darcan und ergänzt: „Wir brauchen einen Trainer, der das Risiko minimiert, dass wir in die Abstiegszone rutschen.“

Witt hat sich für die Rückrunde den Besuch von zahlreichen Spielen vorgenommen, zudem will er beim einen oder anderen Kollegen hospitieren. Witt sagt: „Klares Ziel ist es, ab Sommer wieder als Trainer zu arbeiten. Dazu macht mir die Arbeit als Trainer einfach viel zu viel Spaß.“

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