Andreas Klosheim spricht von einem Transfercoup. Und dem Abteilungsleiter des TSV Bockenau ist mit Blick auf seine Trainer-Verpflichtung nur schwer zu widersprechen. In Jannik Huber übernimmt einer der ambitioniertesten Trainer der Region den Fußball-Bezirksligisten mit sofortiger Wirkung.
„Die Trainingspläne sind schon ausgearbeitet. In wenigen Tagen geht es los“, sagt der 28-Jährige. Er arbeitete bereits beim renommierten JFV Rhein-Hunsrück, beim Oberligisten TuS Kirchberg und zuletzt beim Landesligisten Hassia Bingen fungierte er als Co-Trainer von Patrick Joerg. Gemeinsam hatten sich die beiden nach dem Abstieg aus Bingen verabschiedet. „Eigentlich war ich auf Pause eingestellt, aber als dann die Anfrage aus Bockenau kam, ist in mir die Entscheidung gereift, als Cheftrainer zu arbeiten. Es ist jetzt ein guter Zeitpunkt dafür, und Bockenau ist ein gutes Pflaster dafür“, erzählt Huber, der ergänzt: „Ich habe mich in den vergangenen Tagen sehr bewusst mit dem Standort Bockenau auseinandergesetzt. Der TSV verfügt über ein ausgeprägtes Vereinsleben und eine Mannschaft mit einem sehr guten Teamgefüge. Es gibt eine erfahrene Achse, aber auch viele talentierte Spieler.“
„Ich war sehr begeistert, als ich die Vita von Jannik gelesen habe.“
Andreas Klosheim
Für diese haben die Bockenauer einen Trainer gesucht, der es versteht, eine Mannschaft zu entwickeln. „Das war explizit der Wunsch unserer Spieler gewesen. Und ich war sehr begeistert, als ich die Vita von Jannik gelesen habe. Wir sind überzeugt, mit ihm genau den richtigen Mann gefunden zu haben“, sagt Klosheim. Die Trainersuche war notwendig geworden, weil Sascha Küstner, der nach der Trennung von Dirk Reidenbach übernommen hatte, von Anfang an klargestellt hatte, dass er im Sommer wieder aufhört. Unter Küstners Regie gelangen die Trendwende nach zuvor acht Niederlagen und der Klassenverbleib. „Alles hat mit dem Phantomtor gegen den SC Birkenfeld begonnen. Manchmal musst du eben auch ein bisschen Glück haben. Anschließend hat sich die Mannschaft aber auch gegen den Abstieg gestemmt. Was dann passiert ist, war einfach sensationell“, lobt Klosheim den Charakter seines Teams und ergänzt: „Die Arbeitsgrundlage für einen jungen Trainer ist top.“
Vier Zugänge stehen schon fest
Die Mannschaft bleibt bis auf eine Ausnahme zusammen. Matthias Roselt verlässt den Verein aus beruflichen Gründen. Dafür stehen bereits vier Zugänge fest: Ben Kemmer kommt von der JSG Merxheim/Monzingen/Meddersheim, Jona Langenberg und Alex Mecking vom SV Winterbach, und auch Mike Fülöp verstärkt die Bockenauer. Nicht zu vergessen: Lukas Höft, der seit der Winterpause für die Bockenauer spielt. Weitere Verpflichtungen sind denkbar, Huber lässt seine Drähte glühen, um sich noch zu verstärken.
Unter Huber werden sich die Bockenauer Spieler ein wenig umstellen müssen. Bis zu fünf Einheiten (Training und Tests) plant der neue Coach in der Vorbereitung, darunter werden knackige Athletikeinheiten sein. Zwei Beispiele fallen in dem Zusammenhang. „Die Mannschaft des SV Winterbach hat in ihrer Meistersaison bis zum Schluss von ihrer Vorbereitung gezehrt“, sagt Huber, und Klosheim kennt das Gegenbeispiel: „Bei uns war die durchwachsene Wintervorbereitung ein Grund dafür, warum wir anschließend weniger Punkte als in der Hinrunde geholt haben.“ Hinzu kommt, dass Huber im Trainerteam von Joerg sehr viel mit Gegner- und Videoanalysen gearbeitet hat. Das will er auch in Bockenau etablieren. „Darauf werden sich die Spieler einstellen müssen, auf jeden Fall“, betont der zukünftige Coach, der über Joerg sagt: „Die Zusammenarbeit mit ihm war extrem vertrauensvoll. Ich habe Patrick viel zu verdanken.“
Huber baut in Bockenau auf ein großes Trainerteam. Als spielender Co-Trainer wird Lucas Brandenburg fungieren, Marc Küstner fungiert als zweiter Co-Trainer am Spielfeldrand. „Das war ein Wunsch der Mannschaft, auch als Motivator wird er uns helfen“, sagt Huber. Hinzu kommen Ahmet Kilic als Torwarttrainer und Mark Tomschin als Coach der zweiten Mannschaft. „Damit sind wir sehr gut aufgestellt“, findet nicht nur Marc Küstner. Auch Huber zeigt sich sehr zufrieden, angesichts der zahlreichen Unterstützung auch mal in mehreren Gruppen trainieren zu können.
„Ich bedauere sehr, dass die Waldböckelheimer abgestiegen sind. Die Derbys werden uns fehlen.“
Andreas Klosheim
Noch immer verblüfft die Entwicklung der Bockenauer. Erst vor sieben Jahren sind sie aus der Versenkung in den Spielbetrieb zurückgekehrt, mittlerweile spielen sie in der Bezirksliga und haben einen so traditionsreichen Nachbarn wie den TuS Waldböckelheim überholt. „Ich bedauere sehr, dass die Waldböckelheimer abgestiegen sind. Den Winterbachern gönne ich den Aufstieg total, die beiden Derbys werden uns fehlen, zumal es zwei befreundete Vereine sind“, erklärt Klosheim. Trotzdem fühlen sich die Bockenauer pudelwohl in der Bezirksliga, können sich zudem auf eine treue Fangemeinde verlassen. „Staffelleiter Thomas Dubravsky hat uns im Winter schon als Zuschauerkrösus bezeichnet“, erzählt Klosheim und fügt an: „Aber das sind doch genau die Menschen, für die wir das alles machen. Wir wollen unseren Zuschauern aus Bockenau einen emotionalen und attraktiven Fußball zeigen. Und dafür ist Jannik der richtige Mann. Wir bieten ihm einen großen Spielplatz, auf dem er sich mit dem Team austoben kann.“