Mein Name ist Andreas Röhrig. Viele fußballinteressierte Leser werden mich kennen. Ich bin selbst Schiedsrichter und Vater von Alex Röhrig, der das Spiel FC Frauenberg gegen SV Nohen geleitet und abgebrochen hat. Ich war als Zuschauer vor Ort.
Eine Sache vorweg. Ich schätze die Frauenberger sehr, aber das Flutlicht war so schlecht, dass ab der 60. Minute ein Abendspiel eigentlich so nicht durchführbar ist. Hinzu kam, dass der SV Nohen komplett in Schwarz gekleidet war. Diese beiden Faktoren sind für eine objektive Betrachtungsweise sehr wichtig.
Schlechtes Flutlicht und schwarze Trikots
Das Foul am Tormann von Frauenberg, das sozusagen alles auslöste, erschien mir schon recht grob. Mit offener Sohle und gestrecktem Fuß voraus in den mit Ball liegenden Torwart hineinzurutschen, ist sehr unglücklich. Es war bestimmt keine Absicht, aber jeder, der sich mit Fußball auskennt, weiß, was „offene Sohle und gestreckter Fuß voraus“ bedeuten.
Danach überschlugen sich die Ereignisse. Nachdem auch ein Spieler des SV Nohen, wohl durch ein Stoßen eines Frauenberger Spielers zu Boden ging, liefen die komplette Ersatzbank, Betreuer von Nohen und auch dritte Personen auf das Feld, die auf einem Platz absolut nichts zu suchen haben. Die Platzordnung war somit nicht mehr gegeben, und alles war komplett unübersichtlich.
Verharmlosung der Ereignisse
Die Aussagen der beiden Vereinsverantwortlichen, es habe nur ein „kleines kurzes Gerangel“ gegeben und keiner habe auf irgendeine Art und Weise auch geschlagen, sondern es sei „nur ein wenig gestoßen“ worden ist nach meiner Wahrnehmung schlichtweg falsch. Sehr wohl ist dies leider geschehen. Dementsprechend sind die Aussagen eine absolute Verharmlosung des tatsächlichen Geschehens.
Den Mut zu solch einer sehr harten Entscheidung muss man erst einmal aufbringen
Da es bei diesen Lichtverhältnissen praktisch unmöglich war, genau zu sagen, wer von den 22 Spielern, den Auswechselspielern, den Betreuern und weiteren Personen an wem genau eine Tätlichkeit begangen hat und auch keine Platzordner zur Schlichtung auf dem Feld waren, war die einzig logische und für mich auch richtige Entscheidung, das Spiel abzubrechen. Das hat auch nichts mit Überforderung oder dem Alter in Bezug auf Erfahrung zu tun, sondern hier hat sich ein junger Schiedsrichter getraut, die Spielregeln konsequent durchzusetzen. Den Mut zu solch einer sehr harten Entscheidung muss man erst einmal aufbringen, gerade weil man sich dadurch gegebenenfalls unbeliebt macht.
Der Vorsitzende des SV Nohen hat absolut Recht. „Es darf nicht sein, dass gleich alle auf den Platz rennen.“ Richtig! Er meinte weiter, der Schiri hätte „ein paar Gelbe und Rote Karten verteilen“ können. Hätte es danach einfach so weitergehen sollen? Das wäre eine Relativierung und auch nicht im Sinne dieser tollen Sportart.
Geschehnisse wie in Frauenberg nicht dulden
In der Bundesliga wäre es vielleicht weiter gegangen. Da hat der Schiedsrichter zwei Assistenten auf dem Platz, einen vierten Offiziellen am Platz und noch unzählige Schiedsrichter am Bildschirm, die jedes einzelne Stoßen, Schlagen oder Treten genaustens analysiert hätten. Das würde wahrscheinlich einige Minuten dauern, und wenn dann noch mindestens sieben Spieler pro Team auf dem Platz stehen würden, ja, dann wäre es auch weiter gegangen.
Leider hatte Alex aber all diese Hilfsmittel nicht, denn wir sprechen hier von einem B-Klasse-Spiel. Das ist in unserem Verband die zweittiefste Klasse beziehungsweise die zehnte Liga. Daher war es nach meiner Meinung absolut konsequent und richtig, dieses Spiel abzubrechen – auch wenn dies niemandem gefällt. Solche Geschehnisse wie in Frauenberg haben auf einem Fußballplatz nichts zu suchen, sie können nicht geduldet werden, sie sind respektlos, und man kann sich so was auch nicht schönreden.