Wer Carsten Fuchs nach dem Schlüssel zum Sieg gegen den SV Oberhausen fragt, der erntet vom Trainer des Bollenbacher SV ein Grinsen und die knappe Antwort: „Wenn ich den hätte, dann hätten wir nicht zweimal gegen den SVO verloren.“ Am Mittwoch versucht sich der BSV ein drittes Mal – im spannendsten, brisantesten und wichtigsten Spiel der Saison. In Bärenbach geht es ab 19 Uhr dabei um nichts weniger als die Meisterschaft in der A-Klasse Birkenfeld und den direkten Aufstieg in die Bezirksliga.
Tatsächlich trifft der BSV in dieser Entscheidungspartie um den Titel ausgerechnet auf die einzige Mannschaft, die ihn in dieser Saison geschlagen hat – und das gleich zweimal innerhalb von zehn Tagen. Im November war das. Neun Punkte lagen die Oberhausener zurück, als sie den an das Ende der Vorrunde gehängten ersten Spieltag nutzten und die „Daaler“ 2:0 bezwangen. Zehn Tage später beim Rückspiel in Mittelbollenbach wiederholte der SVO seinen Coup, gewann 2:1. Der Rückstand betrug noch vier Punkte – aber der FC Brücken war Spitzenreiter. Danach verloren weder der BSV noch der SVO noch eine Partie. Beide hängten Brücken ab, aber am 28. Spieltag zogen die Oberhausener mit dem BSV nach Punkten gleich.
„Wenn ich einen Schlüssel zum Sieg hätte, dann hätten wir nicht zweimal gegen den SV Oberhausen verloren“
BSV-Trainer Carsten Fuchs
Es ist unstrittig, dass beide Titelkandidaten eine überragende Runde hinter sich haben. Je 72 Punkte sind auf ihre Konten gewandert. Ein starker Wert. Ob der SV Oberhausen nun wegen seiner beiden Siege gegen den BSV als Favorit in das Entscheidungsspiel geht, ob er gar der Angstgegner der Mittel- und Kirchenbollenbacher ist, darüber lässt sich diskutieren. André Müller, der Oberhausener Spielertrainer, glaubt aber zumindest: „Vielleicht macht sich der BSV deshalb ein paar Gedanken mehr.“
Nun sollte davon auszugehen sein, dass so ein Entscheidungsspiel vor wahrscheinlich vielen Zuschauern in Bärenbach maximalen Druck bedeuten muss. Doch genau das bestreitet sowohl der Trainer des SV Oberhausen als auch der Coach des BSV. „Wir haben keinen Druck, der SVO lebt, egal, ob in der A-Klasse oder in der Bezirksliga“, sagt Müller. „Ich sehe das ähnlich“, meint Fuchs und erklärt: „Unser Saisonziel war ein Platz im oberen Tabellendrittel. Das haben wir erreicht. Natürlich nehmen wir eine Meisterschaft und einen Aufstieg mit, aber wenn wir in der A-Klasse bleiben, dann ist das auch okay.“
Selbstverständlich hofft auch beim SV Oberhausen jetzt alles auf den großen Sieg in Bärenbach. Die Vorfreude auf das Spiel ist riesig – gerade bei Müller selbst: „Ich persönlich war noch nicht so oft in der Situation, dass ich in einer Partie richtig etwas gewinnen kann“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir wissen, wie der BSV spielt, wir haben eine Idee, wie wir die Aufgabe lösen können.“
BSV hat Erfahrung mit entscheidenden Spielen
Möglicherweise entscheidet in einer derart besonderen Partie auch die Erfahrung. Davon dürfte das BSV-Team etwas mehr gesammelt haben. Zumindest Philipp Martin, Christopher Kornetzky, Dominic Gee und Marc Lotzmann kennen Drucksituationen dieser Art aus früheren Entscheidungsspielen. Lotzmann und Gee haben das sogar schon zweimal erlebt. Sie waren sowohl 2012 gegen den FV Hochstädten als auch 2014 gegen die SG Weinsheim dabei, als der BSV jeweils drei Aufstiegsspiele bestritt. In beiden Fällen klappte der Sprung in die Bezirksliga übrigens nicht.

Dass 2014 das entscheidende Spiel der Aufstiegsrunde gegen Weinsheim ausgerechnet in Oberhausen verloren ging, ist angesichts des Gegners am Mittwoch schon kurios, sollte der Verein aber nicht als schlechtes Omen nehmen. Umso weniger, weil der BSV 2015 ja den Sprung in die Bezirksliga schaffte und dort bis 2019 blieb. 2023 stiegen die „Daaler“ als Meister wieder auf, um nur ein Jahr später wieder in die A-Klasse zurückzukehren. Jetzt könnte der Verein also wieder den Fahrstuhl nach oben nehmen.
„Das ist doch viel schöner, vor richtig vielen Zuschauern zu kicken. Ein bisschen Kitzel gehört dazu“
SVO-Trainer André Müller freut sich auf das Entscheidungsspiel
Die mutmaßlich große Zuschauerzahl in Bärenbach könnte eine Wirkung auf die Mannschaften haben, wenngleich Oberhausens Coach Müller lachend meint: „Das ist doch viel schöner, vor richtig vielen Zuschauern zu kicken. Ein bisschen Kitzel gehört dazu.“ Die Besucher können sich jedenfalls auf zwei Top-Mannschaften mit herausragenden Akteuren freuen. Beide haben übrigens nicht den einen überragenden Torschützen, sondern die Titelanwärter haben ihre jeweils mehr als 80 Treffer auf mehreren Schultern verteilt. Beim BSV tragen Freistoß- und Fernschussexperte Florian Decker (20 Tore) und Mittelstürmer Philipp Martin (18) den Löwenanteil. Bei Oberhausen haben Alex Claus (17) und Patrick Poth (15) am häufigsten getroffen. Oberhausen verfügt über ordentlich Tempo, gerade über die Außenbahnen, der BSV ist extrem kompakt.
Beide gehen nahezu in bester Besetzung in dieses Finale um die Meisterschaft. „Bei uns ist alles top, alle sind da“, verrät Müller, während der BSV auf Hendrik Vogt verzichten muss.
Verlierer trifft in der Aufstiegsrunde auf den VfL Rüdesheim
Klar ist, die Begegnung in Bärenbach wird bis zum süßen beziehungsweise bitteren Ende gespielt – notfalls mit Verlängerung und Elfmeterschießen. Aber wer dieses Endspiel verliert, der hat die Bezirksliga noch nicht verdaddelt. Finanziell könnte die Niederlage gar lukrativer sein. Denn während der Sieger der Partie in Bärenbach Meister und direkter Aufsteiger ist, warten auf den Verlierer Aufstiegsspiele. Zumindest im Heimspiel sprudeln dann die Einnahmen – und noch ein weiteres Mal würde die Kasse klingeln, wenn gar noch ein drittes Spiel zur Entscheidung nötig wäre. Der Gegner steht schon fest. Es ist der VfL Rüdesheim.
Sowohl Müller als auch Fuchs machen aber klar, dass sie zwei oder gar drei weitere Spiele nicht bräuchten. Der BSV vielleicht sogar noch ein bisschen weniger, weil er am Donnerstag gleich noch ein Entscheidungsspiel vor der Brust hat. Für die zweite Mannschaft geht es in Hintertiefenbach gegen die zweite Mannschaft des SC Birkenfeld um den Klassenerhalt in der B-Klasse. Wobei – ob diese Partie gegen den Abstieg im Falle eines BSV-Sieges in Bärenbach und anschließender Meistersause wirklich günstig liegt, darf bezweifelt werden. „Schauen wir mal, meint Carsten Fuchs“, und dabei grinst der BSV-Trainer wieder.