900 Zuschauer in Bärenbach
SV Oberhausen gewinnt den Meisterkrimi gegen den BSV
30 Spieltage und ein Entscheidungsspiel über gut 130 Minuten, inklusive aller Nachspielminuten, waren nötig, um den Meister der A-Klasse Birkenfeld zu ermitteln: Der SV Oberhausen durfte schließlich feiern.
Michael Greber

Der Bollenbacher SV traf ganz früh und ganz spät im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in Bärenbach, aber ganz am Ende eines unglaublichen Fights mit Wendungen, Kipppunkten und Verlängerung jubelte doch der SV Oberhausen.

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Selbst, als die Sache endgültig entschieden schien, als der SV Oberhausen zum zweiten Mal Meisterbanner und Meister-Shirts startklar machte und sich 900 Zuschauer in Bärenbach damit abgefunden hatten, dass es kein Elfmeterschießen geben würde, weil Alexander Claus gerade in der 119. Minute das 4:2 geschossen hatte, selbst in dieser ausweglosen Lage gab der Bollenbacher SV noch nicht auf. Erst, als dann Innenpfosten, Latte und dazwischen die Faust von Keeper Kevin Grünewald noch einmal gerettet hatten, war der Krimi um den Titel vorbei und der SV Oberhausen tatsächlich Meister der A-Klasse Birkenfeld und Direktaufsteiger in die Bezirksliga.

„Was für ein Fight“, sagte SVO-Spielertrainer, nachdem er den ersten Meisterjubel hinter sich und den ersten Schluck Meisterbier getrunken hatte. „Alles, was in so einem Entscheidungsspiel drin sein konnte, das war auch drin“, ergänzte und vergaß im größten Siegestaumel auch den Unterlegenen nicht: „Ich habe Riesenrespekt davor, was auch der BSV hier geleistet hat.“

Natürlich feierte der SV Oberhausen seine Meisterschaft ausgelassen.
Michael Greber

Verlängerung im Amateurbereich, zumal in einem wirklich besonderen Spiel, ist einfach eine brutale Sache. Fußballer, von denen außerhalb des Platzes kaum jemand auf den Gedanken käme, zwei Stunden am Stück zu laufen, bewegen sich, nachdem sie wirklich alles aus sich herausgeholt haben, im tiefroten Bereich. So ging es in der 116. Minute auch den 18 Feldspielern, die sich nach Zeitstrafen gegen André Müller und BSV-Akteur Lukas Dahm da über den Platz schleppten und trotz allen Willens zu keiner koordinierten Angriffsaktion mehr fähig schienen. „Jetzt wollen wir auch noch das Elfmeterschießen sehen“, meinten die Zuschauer, und nichts anderes war eigentlich auch zu erwarten.

Doch dann entschied die ausgezeichnete Schiedsrichterin Miriam Dietz (SC Kirn-Sulzbach) auf Freistoß für den SV Oberhausen. „Ich weiß nicht, warum es diesen Freistoß gegeben hat“, meinte Carsten Fuchs, der Coach des BSV. Tatsächlich war der Pfiff etwas überraschend, aber sicher nicht falsch – aber vor allem passte ausgerechnet jetzt die BSV-Deckung nicht auf. Alle Spieler versammelten sich in Erwartung eines hohen Balles im Strafraum, aber Franz Kromer brachte mit einem kurzen flachen Pass rechts die Linie entlang noch einmal Sinan Sas ins Sprinten. Bis sich der BSV auf die veränderte Lage eingestellt hatte, war Sas schon in den Strafraum eingedrungen und hatte abgezogen. Timo Furtwängler im BSV-Tor parierte, aber die Situation blieb scharf, weil es der BSV nicht schaffte, endgültig zu klären. Sekunden später landete die Kugel über Umwege vor den Füßen von Matthias Krzyzowski, der den Ball dann aus fünf Metern über die Linie nagelte – 3:2 für den SV Oberhausen (116.).

Die Entscheidung: Alexander Claus (Nummer 7) dreht ab, während BSV-Torwart Timo Furtwängler samt Ball hinter der Linie liegt. Der SV Oberhausen hat das 4:2 erzielt.
Michael Greber

Ausgerechnet Krzyzowski, der am Ende der kurzen Pause vor Verlängerungsbeginn die letzten Worte im SVO-Kreis gesprochen hatte. „Er hat geschrien, ’ich habe keinen Bock mehr, noch zwei, drei Spiele zu machen, deshalb reißt euch jetzt noch 30 Minuten lang den Arsch auf’“, verriet Coach Müller lachend. Drei Minuten später, als Timo Furtwängler ein Schüsschen von Alexander Claus durch Hände und Beine über die Linie zum 4:2 flutschte, schien dann wirklich alles klar. Furtwängler, Co-Coach und Keeper des BSV, war da schon untröstlich.

„Ich habe keinen Bock mehr, noch zwei, drei Spiele zu machen, deshalb reißt euch jetzt noch 30 Minuten lang den Arsch auf“
Matthias Krzyzowski, Oberhausens Torschütze zum 3:2 vor der Verlängerung

„Ausgerechnet in diesem Spiel passiert mir das“, schüttelte er später den Kopf. Doch vorher stürmte seine Mannschaft noch einmal an – mit dem Mut der Verzweiflung. Christian Horbach schien der 3:4-Anschluss zu gelingen, doch die Kugel knallte gegen den rechten Innenpfosten (120.). Dann ballerte Furtwängler den Ball selbst einfach nach vorne. Das Ding setzte fies im Fünfmeterraum auf und Kevin Grünewald im SVO-Kasten hatte alle Mühe, den Ball mit der Faust über die Latte zu bugsieren (120.+3). Die anschließende Ecke zirkelte Florian Decker auf die Latte (120.+4).

Das 2:1-Führungstor für den SV Oberhausen. Sinan Sas lupft die Kugel ins Netz.
Michael Greber

Erst jetzt war der Fight wirklich vorbei. Und während der SV Oberhausen lautstark feierte, hatten die Zuschauer des Bollenbacher SV ein gutes Gespür für die aufopferungsvolle Leistung, die auch ihre Mannschaft abgeliefert hatte. Es gab viel Applaus für die „Daaler“, und Coach Fuchs meinte: „Meine Mannschaft hat wirklich ihr Herz auf dem Platz gelassen. Ich kann ihr überhaupt keinen Vorwurf machen.“ „Irgendwie musste das ja so kommen, dass wir beide auch noch in diesem Spiel in die Verlängerung gehen“, meinte SVO-Trainer Müller und spielte darauf an, dass ja erst die Punktgleichheit beider Teams am Ende einer langen Runde dieses Entscheidungsspiel um den Titel nötig gemacht hatte.

„Meine Mannschaft hat wirklich ihr Herz auf dem Platz gelassen“
BSV-Trainer Carsten Fuchs

Ein Entscheidungsspiel, das mit einem Paukenschlag begann. Keine Minute war gespielt, da tauchte Jonas Peters ziemlich alleine vor dem SVO-Kasten auf und schlug sofort zu. Leicht abgefälscht zischte die Kugel zum 1:0 für den BSV über die Linie (1.). 38 Minuten später musste Peters wegen einer Muskelverletzung vom Feld, doch vorläufig hatten die „Daaler“ erst einmal die Trümpfe in der Hand. Aber die Oberhausener schüttelten sich und die Partie kippte ziemlich schnell in ihre Richtung. In der 24. Minute hatte der SVO die Angelegenheit gedreht – durch zwei Klassetore. Das 1:1 von Leandro Fritz war wunderbar herausgespielt und wurde final von Jan-Peter Greber über links mit einem präzisen Querpass eingeleitet (15.). „Vor dem 2:1 haben wir Eckball“, monierte BSV-Trainer Fuchs. Oberhausen klärte die Kugel und konterte den schlecht abgesicherten BSV gnadenlos und schulbuchmäßig aus. Claus bediente letztlich Sas, der Furtwängler mit einem Lupfer über den linken Innenpfosten bezwang (24.).

Später Jubel beim Bollenbacher SV. Thomas Köhler (Zweiter Spieler von rechts) ballt triumphierend die Faust. In der Nachspielzeit hat er mit dem 2:2 die Verlängerung erzwungen.
Michael Greber

„Wir haben nur in der ersten und den letzten 20 Minuten Fußball gespielt“, meinte ein BSV-Zuschauer später und lag nicht ganz falsch. Viel zu lange versuchte sich das Team von Fuchs und Furtwängler fast nur mit langen Schlägen und stand außerdem zu tief. Bis in die Schlussviertelstunde hinein blieb Philipp Martins Schuss genau auf Kevin Grünewald die einzige BSV-Chance zum Ausgleich (41.). Oberhausen hatte auch nicht so viele Chancen, aber lange alles im Griff. Claus verpasste jedoch den dritten Treffer. Zunächst scheiterte er an Furtwängler (59.) und dann schoss er aus aussichtsreicher Position drüber (61.). „Mal war die eine Mannschaft am Drücker, während die andere einen Hänger hatte, und dann war es wieder umgekehrt“, fasste Müller das Geschehen in den regulären 90 Minuten gut zusammen. Und auch sein Eindruck, nachdem es „nicht immer schön“ gewesen sei, stimmte sicherlich. Aber spannend war es und wegen des Einsatzes der Akteure auch faszinierend.

Vor allem, als die Partie wieder kippte. Innenverteidiger Christian Horbach verstärkte etwa ab der 70. Minute den BSV-Angriff und Zentrumsspieler Marc Lotzmann verteilte die Bälle von ein paar Meter weiter hinten. Er wurde nun immer stärker – wie seine gesamte Mannschaft, die es nun immer öfter schaffte, über die Seiten durchzubrechen. Der SV Oberhausen hatte offenbar zittrige Knie, verteidigte nur noch und schuf praktisch keine Entlastung. Und er wackelte und wankte bei einem Freistoß von Decker auf Grünewalds Fäuste (77.), bei Torben Retzlers Großchance und Lattenschuss (79.), bei Deckers Direktabnahme knapp übers Tor (80.) und als Nakharin Schmeier Lotzmanns Flachschuss von der Linie kratzte (84.). Der BSV-Ausgleich lag in der Luft – und er fiel dann auch in der Nachspielzeit. Abwehrspieler Thomas Köhler war zur Stelle und traf zum 2:2 (90.+1).

Für den BSV geht es am Montag in Rüdesheim weiter

Jetzt taumelte Oberhausen gar, hing in den Seilen und hatte ganz viel Glück, dass Dahm, nachdem er sich klasse über links durchgesetzt hatte, zu spät und deshalb ins Leere quer spielte (90.+3). Hätte er es nur einen Moment früher getan, dann wäre Martin im Strafraum ganz alleine gewesen. „Verlängerung hätte es dann wahrscheinlich nicht gegeben“, meinte der BSV-Mittelstürmer später trocken. So blieb es beim 2:2. „Vor der Verlängerung haben wahrscheinlich alle gedacht, dass das Ding der BSV jetzt zieht“, meinte Müller und hatte recht. Das berühmte Momentum schien bei den Mittel- und Kirchenbollenbachern, doch in der verrückten Schlussphase der Verlängerung kam alles anders.

Und während die Oberhausener nun die Füße hochlegen und sich auf die Bezirksliga freuen dürfen, geht für den BSV die Reise durch diese Saison weiter. Am Montag (16 Uhr) steht das erste Aufstiegsspiel beim VfL Rüdesheim, dem Vizemeister der A-Klasse Bad Kreuznach, auf dem Plan. Das Rückspiel in Mittel- oder Kirchenbollenbach (die Entscheidung, ob auf dem BSV-Hart- oder Rasenplatz gespielt wird, war in Bärenbach noch nicht gefallen) findet dann am darauffolgenden Donnerstag (19 Uhr) statt. Und vielleicht ist danach sogar noch ein drittes, entscheidendes Spiel nötig. Das wäre dann am Sonntag, 15. Juni, in Simmertal.

Bollenbacher SV – SV Oberhausen n.V. 2:4 (1:2; 2:2)

Bollenbacher SV: Furtwängler – Dahm, Köhler, Horbach – Peters (39. Juchem), Ruppenthal (65. El-Saleh), Kornetzky, Lotzmann, Retzler – Decker, Martin.

SV Oberhausen: K. Grünewald – S. Kromer (77. L. Sas), Müller, Greber, M. Uebel (73. M. Uebel) – S. Sas, Krzyzowski, Poth (112. B. Uebel), F. Kromer – Claus, Fritz (53. T. Grünewald).

Schiedsrichterin: Miriam Dietz (SC Kirn-Sulzbach). Assistenten: Alex Röhrig (TSG Idar-Oberstein), Mattis Fabian (SV Niederhambach).

Zuschauer: 900.

Zeitstrafen: Dahm (BSV), Müller (SVO, beide 111.)

Tore: 1:0 Peters (1.), 1:1 Fritz (15.), 1:2 S. Sas (24.), 2:2 Köhler (90.+1), 2:3 Krzyzowski (116.), 2:4 Claus (119.).

Beste Spieler: Lotzmann, Juchem – Krzyzowski, Poth.

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