Auszeichnung für den TSG-Chef
Stefan Becker gehört zum Club 100 des DFB
Stefan Becker zeigt auf seinen Namen auf der Ehrentafel der Club-100-Mitglieder des DFB.
Philipp Schumacher

So stellt man sich eine gute Partnerschaft vor: Der VfL Algenrodt hat den Vorsitzenden seines SG-Partners TSG Idar-Oberstein für den DFB-Ehrenamtspreis vorgeschlagen - mit Erfolg.

Voller Begeisterung blickt Stefan Becker auf das erste April-Wochenende zurück, das er in Dortmund verbrachte: Im Deutschen Fußballmuseum zeichnete der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Vorsitzenden der TSG Idar-Oberstein als Mitglied des aufgrund des 125-jährigen Bestehens einmalig 125-köpfigen „Club 100“ aus.

„Das war eine ganz tolle Veranstaltung“, bilanziert der 58-Jährige, der die Feier „als Anerkennung für mein bisheriges Engagement und Ansporn für die Zukunft“ empfindet, der auch andere motiviere: „Hier hat der DFB bewiesen, dass er zu würdigen weiß, was alles freiwillig und unentgeltlich geleistet wird“, was auch Verbandspräsident Bernd Neuendorf zum Ausdruck brachte: „Das Ehrenamt ist das Rückgrat des Fußballs.“ Für den ehemaligen Staatssekretär steht fest: „Seine Bedeutung muss daher stärker anerkannt und steuerlich gefördert werden, und es bedarf dringend eines umfassenden Bürokratieabbaus.“

Seit 2017 Vorsitzender der TSG

Wie sehr Vorschriften und langwierige Verfahren die Vereine lähmen, weiß Becker nicht nur als TSG-Chef, sondern auch als Kreissportreferent, der die Sorgen und Nöte an der Basis aus dem Austausch mit vielen Funktionären kennt.

Seit 2017 lenkt er als „erster Hammersteiner“, wie er schmunzelnd anmerkt, die Geschicke der 1973 aus dem VfL Enzweiler und dem SV Hammerstein entstandenen Turn- und Sportgemeinschaft. Zuvor war er 14 Jahre Stellvertreter seines Vorgängers Sven Ohlsen, mit dem er den Posten tauschte.

Währen der Corona-Krise tat sich bei der TSG viel

Während andere Klubs in der Corona-Krise ums bloße Überleben kämpften, tat sich bei der TSG gerade in dieser Zeit allerhand: Einen Teil des Erlöses aus dem Verkauf des Hartplatzes „Auf Schachen“ in Enzweiler an eine Immobiliengesellschaft steckte sie in den Ausbau der Sportanlagen am „Meerhafen“ in Hammerstein, die sie „wintertüchtig“ machte, wie es „Beckersche“ formuliert – durch die Installation einer LED-Flutlichtanlage und die energetische Sanierung des vorher unbeheizten Vereinsheims: „Unsere Fotovoltaikanlage liefert so viel Strom, dass wir autark sind – und die Infrarotheizung sorgt für angenehme Wärme in allen Räumen.“

Neben dem Geldsegen trug beträchtliche Eigenleistung zur Verwirklichung des Projekts bei: „Im Vorstand haben alle voll mitgezogen.“ Sportlich ging es mit dem Wiederaufstieg der Fußballer in die A-Klasse ebenfalls bergauf, was auch der Spielgemeinschaft mit dem VfL Algenrodt zu verdanken ist, der den Vorsitzenden des SG-Partners für den Ehrenamtspreis vorschlug.

„Ich habe ein Faible für Zahlen“
Stefan Becker

Als „Steckenpferd“ bezeichnet der Biathlon-Fan, dass er sich um Personalabrechnung und Steuerwesen kümmert: „Ich habe ein Faible für Zahlen, außerdem war ich in der Kreisverwaltung lange in diesem Metier tätig.“ Ferner trainiert er die E-Jugend der JSG Edelstein, der auch der VfL Algenrodt, der SV Göttschied und der SV Regulshausen angehören: „Vorher habe ich zwei Jahre lang in Göttschied das Training der D-Jugend geleitet.“

Nur noch gelegentlich tritt Becker bei den Alten Herren selbst gegen den Ball, nachdem er bis zu seinem 53. Lebensjahr regelmäßig in der 2. Mannschaft auflief: „In der Endphase meiner Laufbahn belohnte mich Trainer Armin Decker mit einem zehnminütigen Einsatz in der Ersten.“

„Die TSG war und ist mein Verein, bei dem ich mich einfach wohlfühle“
Sefan Becker

Obwohl er sportlich immer im zweiten Glied stand, kam für ihn ein Wechsel nie in Betracht: „Die TSG war und ist mein Verein, bei dem ich mich einfach wohlfühle.“ Darüber hinaus „will ich durch mein ehrenamtliches Engagement zurückgeben, was der Verein mir vor allem als Kind gegeben hat.“

Insbesondere erinnert sich der eingefleischte Anhänger von Borussia Mönchengladbach an „wunderschöne Fahrten, zum Beispiel nach München, Ostende oder Blankenberge – ohne den Fußball wäre ich nie dorthin gekommen“. Urlaubsreisen mit den Eltern kannte er nicht. Größter Erfolg war die Bezirksmeisterschaft mit der A-Jugend 1984/85 unter Trainer Wolfgang Kunz: „Der hat mich gefördert und im defensiven Mittelfeld eingesetzt, wo ich meine Ausdauer voll zur Geltung bringen konnte“, erzählt der damalige Vize-Kapitän, der in der Aufstiegsrunde zur Südwestliga als Spieler des älteren Jahrgangs nicht mehr mitwirken durfte.

Dankeschön-Wochenende in der Sportschule in Edenkoben

Hingegen hätten seine früheren Übungsleiter seine Stärken nicht erkannt und ihn meistens auf die Ersatzbank gesetzt. Später war er trotz seiner drei Kreuzbandrisse im linken Knie jahrzehntelang eine verlässliche Kraft des erfolgreichen Reserveteams, dessen Zusammenhalt ihm gefiel: „Ich bin eben ein geselliger Typ.“ Auch den Kindern, die er coacht, möchte er zeigen, „dass es im Fußball Wichtigeres gibt als Ergebnisse, zum Beispiel Kameradschaft und Fairness“.

Den weithin geschätzten Sportsmann wählte die Kommission Gesellschaftliche Verantwortung des Südwestdeutschen Fußballverbands (SWFV) um Vizepräsident Axel Rolland guten Gewissens für den „Club 100“ aus, was nur fünf der zehn Kreisehrenamtspreisträger im Verbandsgebiet und 125 der 257 bundesweit vergönnt war. Beim Dankeschön-Wochenende in der Sportschule Edenkoben überreichte SWFV-Präsident Thomas Bergmann die Urkunden und die DFB-Uhren. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch des Bundesligaspiels zwischen Mainz 05 und dem SC Freiburg.

„Ohne Rheinland-Pfalz läuft hier gar nichts – das Bier ist aus Bitburg und der Wein aus der Pfalz“
Stefan Becker im Grespräch mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Sowohl die Führung durch das Deutsche Fußballmuseum, „das ganz besondere Exponate besitzt“, als auch die Gala mit Vorträgen und Interviews zum Ehrenamt, Livemusik und leckerem Essen bleiben Stefan Becker nachhaltig im Gedächtnis – ebenso sein Dialog mit dem DFB-Präsidenten: „Ohne Rheinland-Pfalz läuft hier gar nichts – das Bier ist aus Bitburg und der Wein aus der Pfalz“, sagte der Idar-Obersteiner Stadtrat, der noch einen 250-Euro-Gutschein für Länderspiel-Tickets und für seinen Verein zwei Minitore sowie einen Ballsack einheimste. Demnächst folgt noch ein Zusammentreffen der SWFV-Ehrenamtspreisträger mit jenen aus dem Rheinland und dem Saarland.

Zusätzlich zu Sport und Kommunalpolitik führte er 30 Jahre den Vorsitz der Interessengemeinschaft Hammerstein, die die Wasserkirmes organisierte. Wie ist ein solches Pensum überhaupt zu schaffen? „Als Junggeselle muss ich bei meiner Planung keine Rücksicht nehmen, aber manchmal muss ich Prioritäten setzen, weil Termine kollidieren.“ Vorrang genießen dann seine Schützlinge aus der E-Jugend.

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