Mitten im Abstiegskampf der Mainzer, gegen Ende der vergangenen Spielzeit, im Rahmen der Bundesligapartie gegen den 1. FC Köln zog der TSV Langenlonsheim/Laubenheim das große Los. Und das ist wörtlich zu nehmen. Die „Nullfünfer“ losten nämlich an diesem Tag – Ende April – aus, welcher ihrer mehr als 200 Partnervereine ihr Gegner beim ersten Vorbereitungsspiel der neuen Saison sein sollte. Der TSV gewann. „Das ist für unseren Verein natürlich eine Riesengeschichte“, betont Karl-Otto Kreer, der Vorsitzende, und ergänzt lachend: „Für viele unserer Spieler wird das der sportliche Höhepunkt ihres Lebens sein.“
Darts und Bum Bum Baller Box
Nun kann ein Amateur-Klub in den seltensten Fällen einfach mal so einen Bundesligisten empfangen. Da gibt es einiges zu bedenken und zu tun, und das ist natürlich auch beim TSV Langenlonsheim/Laubenheim so gewesen. Doch Kreer findet das gut: „Es war ein guter Anlass, um unser Gelände fit zu machen“, erklärt er und ergänzt: „Die Mainzer haben auch ein paar Vorgaben gemacht.“ Diese Vorgaben drehen sich in erster Linie um den Rahmen, denn die „Nullfünfer“ wollen die Partie zu einem echten Fußballfest machen. Beim Fußball-Darts, der „Bum Bum Baller Box“ oder auf der großen Hüpfburg kann sich ordentlich ausgetobt werden, ehe die Profis und ihr Gegner aus der A-Klasse den Rasen betreten. Außerdem steht das Fanmobil der „Nullfünfer“ am Platz, und selbstverständlich wird es ausreichend Möglichkeiten für Fotos und Autogramme geben.
Pendelbusse im Einsatz
„Wir sind gespannt, wie viele Zuschauer kommen werden“, überlegt Kreer und fügt hinzu: „Im vergangenen Jahr bei der gleichen Veranstaltung in Grolsheim waren 2500.“ Mit dieser Größenordnung rechnet auch der TSV Langenlonsheim und hat Vorkehrungen getroffen. Aufgrund der begrenzten Parkplatzsituation bittet der Klub, möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Sportplatz zu kommen. Zudem wird ein Pendelbus eingesetzt, der in Langenlonsheim an drei Stellen halten wird (Kloningersmühle, Rewe, Bahnhof). Außerdem hat der TSV eine große Helferschar im Einsatz. „Rund 60 Leute machen Dienste und kümmern sich um alles“, sagt Kreer.
Nullfünfer mit komplettem Kader
Wenn Schiedsrichter Sebastian Hilsberg vom JFV Leiningerland dann um 14 Uhr anpfeift, werden die A-Klasse-Kicker des TSV Langenlonsheim/Laubenheim zu den Hauptpersonen. Sie können dann den Profis um ihren Trainer Bo Hendriksen mal zeigen, was eine Harke ist, dürfen demonstrieren, dass sie Jonathan Burkardt stoppen oder Keeper Robin Zentner bezwingen können. Die Mainzer werden mit ihrem kompletten Kader in Langenlonsheim aufschlagen. Darunter auch der gerade erst vom FC Bayern München ausgeliehene Angreifer Armindo Sieb, der in den beiden vergangenen Jahren für die Spvgg Greuther Fürth gespielt hat. Lediglich die Nationalspieler, die bei der EM am Start waren, wie der Österreicher Philipp Mwene oder der Schweizer Silvan Widmer, werden noch nicht dabei sein.
Mainzer Bus vor dem Tor parken
„Ich freue mich auf jeden einzelnen Spieler, aber schon auch besonders auf Coach Bo Hendriksen“, erklärt Ferdi Özcan, der Trainer des TSV Langenlonsheim und ergänzt lachend: „Er ist ja ein emotionaler Typ wie ich. Ich bin sicher, wir werden miteinander auskommen.“ Verschmitzt verrät Özcan auch die Taktik, die er sich überlegt hat, um den Bundesliga-Profis beizukommen: „Meine erste Idee war, dass ich als Parkplatz-Einweiser fungiere und den Bus der Mainzer direkt auf den Platz vors Tor lotse.“
Das dürfte tatsächlich auch die einzige Möglichkeit für den A-Klasse-Fünften der vergangenen Saison sein, um die Partie ohne Gegentreffer zu überstehen. „Wir haben auch noch den Vorteil, dass wir schon länger im Training sind“, scherzt Özcan weiter. Der A-Klassist trimmt sich bereits seit dem 25. Juni für die neue Runde, Bo Hendriksen hat seine Profis erst am Mittwoch zur ersten Einheit gebeten. Der Trainingsvorsprung dürfte den Langenlonsheimern aber wohl nicht ausreichen, um den Platz als Sieger zu verlassen.
Ergebnis spielt keine Rolle
Auf das Ergebnis kommt es Özcan und seiner Mannschaft freilich überhaupt nicht an. Der Coach stellt klar: „Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, ob wir mit Fünfer- oder Achterkette kicken, die Jungs sollen das Spiel genießen.“ Özcan hat beobachtet, dass seine Akteure gespannt darauf sind, was sie erwartet. „Einige von ihnen haben sich ja schon mit Verbands- oder Oberligisten gemessen, jetzt wollen sie natürlich wissen, wie das so gegen ein Bundesliga-Team ist“, erzählt der Trainer und fügt lachend hinzu: „Wir sind ja immer die, die im Stadion und Fernsehen meckern, wie schlecht diese Profis doch kicken. Jetzt können die Jungs mal sehen, wie schlecht die in Wirklichkeit sind.“
Der TSV hat sich bewusst dagegen entschieden, mit einer Art Auswahl gegen die Profis anzutreten. „Wir werden mit unseren Jungs spielen, und sicher bekommt auch der eine oder andere unserer Zweitmannschaftsspieler seinen Einsatz“, sagt Özcan Zwei Ausnahmen freilich gibt es. Von der SG Eintracht Bad Kreuznach hat sich Özcan in Absprache mit Trainer Thorsten Effgen Torwart Felix Basting sowie Abwehrmann Mika Brunswig „ausgeliehen“. Özcan erklärt: „So ein bisschen Stabilität schadet sicher nichts, weil, wenn es hinten nur rappelt, dann ist der Spaßfaktor auch nicht mehr so hoch.“
Torwart Nils Keber fehlt
Gerade einen weiteren Torhüter benötigen die Langenlonsheimer, denn ihr etatmäßiger Erstmannschaftsschlussmann, Nils Keber, fehlt. „Sein bester Freund heiratet ausgerechnet am Samstag“, berichtet Özcan, der freilich auch Zweitmannschafts-Torwart Fabian Corell auflaufen lassen mnöchte. „Wir sind ein Verein, ein Team. Ich möchte, dass möglichst alle von diesem Erlebnis profitieren“, erklärt Özcan und rät: „Die Jungs sollen auf den Platz gehen und die Stimmung aufsaugen.“ Und den ersten Tanz genießen...