Enkler ist ein Mensch, der sich im besten Sinne des Wortes als „treue Seele“ bezeichnen lässt. Drei Vereine kennzeichnen seinen Weg als Fußballer. Seine komplette Jugendzeit verbrachte er in seinem Heimatort Guldental, elf Jahre lang kickte er anschließend beim TuS Waldböckelheim. Nach einem Jahr als Trainer beim TuS Stromberg landete er 2008 beim TuS Gutenberg, dessen Trainer er 2009 wurde.
Schon vor zwei Jahren hatte er seinen Rückzug angekündigt, der nun vollzogen wird. Enkler, mittlerweile auch Abteilungsleiter des TuS Gutenberg, empfand es als großes Glück, dass er an der Suche nach seinen Nachfolgern beteiligt war. Die Nachfolge-Regelung ist nun eingetütet. Michael Engelhardt und der bisherige SG-Kapitän Kevin Freudenberg coachen ab der neuen Saison das Team, das als Tabellenletzter aus der A-Klasse Bad Kreuznach absteigt.
15 Jahre Trainer in Gutenberg. Welche Bilanz ziehen Sie?
Es war einfach phänomenal. Als ich als Spielertrainer angefangen habe, war ich 33 Jahre alt, jetzt gehe ich auf die 50 zu. Es ist verrückt, was da alles passiert ist.
Was hat die Zeit in Gutenberg ausgemacht?
Das Familiäre. Karl-Heinz und Inge Weidmann, zu Beginn auch ihr Sohn Dirk als Sportlicher Leiter, und das gesamte Umfeld, sie haben es so liebenswert gemacht. Es gab am Ende nichts, was ich nicht in diesem Verein gemacht habe. Ich fasse es gerne so zusammen: Wenn du einmal beim TuS Gutenberg warst, hast du anschließend das Gefühl, nach Hause zu kommen.
Seit 2019 bildet der TuS Gutenberg eine Spielgemeinschaft mit dem SV Waldlaubersheim. Gelten Ihre Aussagen auch für die SG?
Ja, für mich sind das Zwillingsvereine, die sehr gleich ticken, vor allem im Vorleben einer Gemeinschaft. Da haben sich zwei gesucht und gefunden.
15 Jahre bei einem Verein. Gab es da nicht die oft zitierten Abnutzungserscheinungen?
Nein. Zum einen hatte ich in den 15 Jahren ja gefühlt drei verschiedene Mannschaften, weil sich immer mal etwas verändert. Ich habe es aber auch immer so gesehen, dass ich das Vertrauen vom Verein erhalten habe, seine Mannschaft zu trainieren, und dann muss ich mit der Zeit gehen und schauen, dass wir in der Spur bleiben. Ich hatte in der langen Zeit aber auch viele Top-Charaktere unter den Spielern, die es mir leicht gemacht haben. Und der Schritt zur SG hat es mir ermöglicht, einen neuen Verein kennenzulernen, ohne den Verein wechseln zu müssen. Das war sehr schön.
Sie sind dreimal aufgestiegen, einmal als Meister, und dreimal abgestiegen. Gab es dabei einen magischen Moment?
Zwei. 2017 haben wir in Fürfeld das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft gegen die TSG Planig verloren, durch einen Elfmeter in der 118. Minute. Dabei war alles gerichtet in Gutenberg für die Meisterfeier. Wir sind trotzdem ins Sportheim gefahren, haben bis nächsten Morgen um 8 Uhr gefeiert und sind mit diesem Geist dann über die Aufstiegsspiele in die A-Klasse aufgestiegen. Zudem 2023 der Aufstieg mit der SG über die drei großartigen Spiele gegen den VfL Sponheim, das letzte in Spabrücken nach unserer Abschlussfahrt. Viele der Waldlaubersheimer hatten so etwas noch nie mitgemacht. Ihnen das zu ermöglichen, war mir eine große Freude.
Warum erfolgt ausgerechnet jetzt der Rückzug?
Weil ich ein Mensch mit sehr klaren Prinzipien bin. Mein Opa Hans Enkler hat mich extrem geprägt, er war mein Ein und Alles. Und Opa Hans war bis Mitte 60 Trainer in Guldental. Ich habe mir zu seiner Zeit bereits zum Ziel gesetzt, dass mit 50 Schluss ist. Hinzu kommt, dass es berufliche und private Gründe gibt, warum ich nicht mehr die erforderliche Zeit aufbringen kann. Auch deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Neuanfang.
Wie wurden Sie ein solch treuer Vereinsmensch?
Alle Vereine, bei denen ich war, waren Herzensvereine für mich. Das hing auch mit den vielen Menschen zusammen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Mein Opa und mein Vater haben mich in der Jugend trainiert, in der A-Jugend auch Achim Reimann, später in Waldböckelheim Jens Bohr. Menschen, die einem Loyalität zu einem Verein und die notwendige Disziplin mit auf den Weg gegeben haben. Disziplin ist übrigens eines meiner Lieblingsworte bei meinen Ansprachen geworden. Von Jens habe ich auch gelernt, was es heißt, eine Gruppe zu führen, was mir als Trainer sehr geholfen hat. Außerdem komme ich noch aus einem Zeitalter, in dem es nur schwarze Fußballschuhe gab, und wenn die nicht sauber waren, wurde bei Opa Hans eine Mark fällig. Beides heute undenkbar, aber eben Dinge, die meinen Weg als treuen Vereinsmenschen und als Trainer gepflastert haben.
Sie waren immer im Kreisliga-Fußball aktiv. Hat Sie nicht mal ein Trainerjob bei der Eintracht oder in der Landesliga interessiert?
Absolut, natürlich. Eine solche Phase gab es, in der ich überlegt habe, wie der nächste Schritt aussehen könnte. Aber am Ende habe ich nicht nach Höherem gestrebt, weil ich mich für mein Herz entschieden habe. Und je länger ich Trainer in Gutenberg war, desto enger wurde die Verbindung zum Verein. Was ich dort hatte, war perfekt für mich.
Zumal ja auch der Kreisliga-Fußball seinen Reiz hat.
Definitiv. Sie glauben gar nicht, wie viele gute Bekanntschaften ich geknüpft habe, nur über den Fußball. Manche Leute sehe ich nur zweimal im Jahr, beim Hin- und beim Rückspiel. Und bei diesen zwei Treffen können wir großartig über Fußball philosophieren. Ich habe mich als festen Teil der Fußballfamilie im Kreis Bad Kreuznach gefühlt. Und das war und ist sehr wichtig für mich.
Kameradschaft spielt in Ihrem Fußballkosmos eine große Rolle?
Die größte. Es gab eine Zeit in Waldböckelheim, da haben wir nach den Spielen im Sportheim bei Anne Holzapfel die Tische zusammengeschoben und stundenlang zusammengesessen. Und zwar Spieler und Spielerfrauen. Da haben nicht nur wir Fußballer eine Abschlussfahrt gemacht, sondern auch die Spielerfrauen, so eng war deren Verbindung. Und das Schöne ist, dass uns ein ähnlicher Zusammenhalt in den vergangenen Jahren auch wieder bei der SG in Gutenberg und Waldlaubersheim geglückt ist. Auch da wurden die Frauen wieder integriert, sind 10 bis 15 immer dabei, wenn wir feiern. Und das sogar in dieser so miserablen Saison.
Sie sprechen es an, es lief diese Saison nicht rund.
Nein, wir haben in der Rückrunde nur einen Punkt geholt, und gegen den TSV Bockenau wird kaum noch einer dazukommen am Sonntag. Viele haben mich auch gefragt, warum ich jetzt nach einem Abstieg aufhöre. Für mich war und ist Erfolg aber nicht nur in der Tabelle messbar. Natürlich wollte auch ich Erfolge feiern, mir war es aber viel wichtiger, dass wir super-viele Jungs im Training hatten. Ich wollte kein Trainer sein, der mit sieben Spielern trainiert oder Einheiten ausfallen lassen muss. Und die Vielfalt der Möglichkeiten macht es uns Trainern sehr schwer. Früher gab es Fußball, vielleicht noch Tennis und Tischtennis. Heute noch Wandern, Laufen, Radfahren und Klettern. Alles Dinge, die den Fußball madig machen.
Wo sehen Sie weitere Probleme?
Im Nachwuchs. Zu meiner Zeit hatte jeder Ort eine A-Jugend. Wir Guldentaler haben in der A-Jugend gegen Windesheim, Bretzenheim und Langenlonsheim gespielt. Jetzt gibt es noch drei A-Jugend-Teams im Kreis und keine Spieler mehr, die du dir als Trainer für dein Team greifen kannst, weil du etwas in ihnen siehst und sie fördern möchtest. Und noch ein großes Problem sehe ich, ein Torhüter-Problem. Du bekommst ja schon keine Feldspieler, aber Torhüter sind komplett rar. Da musst du als Verein das Glück haben, dass ein Torhüter eine gewisse Vereinstreue verspürt.
Beim Nachwuchs und bei den Torhütern endet Ihre Mängelliste aber nicht, oder?
Eines ist mir noch wichtig. Mich stören die Vereine, die still und heimlich ihren Spielern Geld bezahlen. Da wird mir zu viel mit Dollarscheinen gewunken. Vor jeder Saison habe ich zwischen 50 und 70 Spieler angerufen, die ich gerne haben wollte. Von denen sind am Ende ein bis zwei gekommen. Mehr als die Hälfte hat aber gefragt, was es bei uns gibt. Da bin ich raus. Ich habe immer alles aus Leidenschaft gemacht und war dann auch bereit, großen Aufwand zu betreiben. Geldzahlungen im Amateurbereich sind für mich der Anfang vom Ende. Und am meisten stört mich, dass darüber nicht offen diskutiert wird.
Wie ist es Ihnen persönlich gelungen, da gegenzusteuern?
Indem ich meine Einstellung vorgelebt habe. Bis zu dieser Saison, in der es bereits im Vorfeld klar war, dass es zeitlich schwierig werden würde, habe ich in 14 Jahren als Trainer fünf Trainingseinheiten verpasst, weil ich krank war. Zudem kann ich mich an ein Spiel erinnern, bei dem ich gefehlt habe. Fußball ist für mich alles. Ich lebe und liebe den Sport, auch wenn ich damit nicht meinen Lebensunterhalt verdiene. Aber er und die Gemeinschaft geben mir sehr viel. Leider ist der Fokus bei zu vielen Menschen nicht mehr ausschließlich auf den Fußball gerichtet.
Welche Rolle hat der Umgang miteinander gespielt?
Ich habe immer versucht, eine große Nähe zu meinen Spielern aufzubauen. Bei manchen wusste ich vor der Braut vom Heiratsantrag, wurde über Schwangerschaften informiert, die noch geheim waren, und bin bei Trennungen um Rat gefragt worden. Das hat mich geehrt. Trotzdem bin ich als Trainer aber immer als Respektsperson aufgetreten. Wir können Feste feiern und organisieren, aber ich wusste immer, wie ich mich als Trainer zu verhalten habe. Ich war bereit, auch mal eine Abzweigung zu nehmen, mein Weg ist aber immer gerade gewesen. Und noch eines ist ganz wichtig. Alles, was ich getan habe, habe ich immer im Sinne des Vereins getan. Er zahlt mir einen Lohn als Trainer, und dann sind es eine Verpflichtung und ein Muss, mich für diesen Verein einzubringen.
In welcher Form zahlt sich das aus?
Beispielsweise darin, dass es Spieler gibt, die von Beginn an dabei sind. Jonas Klein war damals 18, als ich ihn als Trainer übernommen habe, jetzt ist er Kapitän der zweiten Mannschaft. Jan Schmidt, Erdal Gül, auch Eike Rhein bis zu seiner schweren Verletzung. Meine alte B-Klassen-Mannschaft wurde jetzt Ü40-Kreismeister, was mich total gefreut hat. Die schönste Bestätigung für mich ist, dass viele nicht nur meine Spieler waren, sondern auch meine Freunde wurden.
In welcher Form bleiben Sie dem Kreisfußball erhalten?
Als Abteilungsleiter, der sich das eine oder andere Spiel sicher anschaut, und Organisator im Hintergrund. An Vatertag haben sich Fußballer, Frauen, Kinder und Hunde in Gutenberg getroffen. An Weihnachten und Ostern veranstalten wir unseren Dancefloor, mit dem sich der Fußball im TuS Gutenberg finanziert. Und alle helfen. Das bereitet mir große Freude.
Die Eintracht, die SG Guldenbachtal, der FC Bayern – welcher Verein muss anrufen, damit Sie Ihren Trainerausstieg rückgängig machen?
Im Moment schließe ich das komplett aus. Ich möchte Abstand gewinnen und bin gespannt, was die fußballlose Zeit mit mir macht.