Ralf Erbach hat schon einige Jahre Vereinsarbeit auf dem Buckel bei seinem TSV Hargesheim. Es hat also Gewicht, wenn er sagt: „Bei uns tut sich im Moment extrem viel im Verein, es bewegt sich einiges.“ Das liegt auch daran, dass bei den Hargesheimern in den vergangenen Jahren die Vereinsarbeit auf mehrere Schultern verteilt wurde.
Einer, der eine große Last trägt, ist Dennis Müller, der Zweite Vorsitzende. Er kennt sich blendend aus in Vereinsarbeit. Sein Vater leitet in Hessen seit vielen Jahren einen Verein, in dem Müller selbst auch seit seinem 18. Lebensjahr in die Vorstandsarbeit eingebunden ist. Er bringt also viele Vorkenntnisse mit zum TSV. „Mir geht es vor allem darum, dass der Sportplatz ein Ort ist, an dem sich die Hargesheimer treffen und wohlfühlen“, erklärt Müller. Damit meint er in erster Linie die vielen Kinder und Jugendlichen, die jeden Tag den Kunstrasenplatz bevölkern. Rund 300 Nachwuchsfußballer trainieren und spielen in 14 Teams, werden von 36 Trainern betreut. Für die neue Saison wird auch ein Mädchen-U12-Team gemeldet, und einmal die Woche richten die Hargesheimer ein Inklusionstraining aus. Dann kicken Menschen mit Handicap und Nicht-Behinderte gemeinsam auf dem Kunstrasenplatz.
Biergarten ist ein beliebter Treffpunkt
Müller freut sich aber auch darüber, dass viele ältere Menschen den Weg auf den Wißberg finden. „In Hargesheim gibt es keine Kneipe mehr, deshalb sind wir ein Treffpunkt für alle geworden“, erklärt Müller und berichtet, dass der Außenbereich des Sportheims zu einem Biergarten ausgebaut wurde, in dem im Sommer an den Abenden viel Betrieb ist. „Es geht alles nur im Team. Unser Vorstand ist groß, trotzdem sind die Wege kurz. Es läuft richtig top“, lobt Erbach die Zusammenarbeit innerhalb des TSV.
Die Hargesheimer haben in den vergangenen Jahren auch ihr Sportheim renoviert und modernisiert. So wurden die kompletten Fenster ausgetauscht. Die Kosten von 10.000 Euro wurden über Zuschüsse und Sponsoren hereingeholt. Auf dem Dach wurde eine Fotovoltaik-Anlage installiert, die den Hargesheimern helfen wird, die Stromkosten zu senken, beispielsweise für das Flutlicht. Finanziert wurde die Anlage von der Uefa. Die hatte sich zum Ziel gesetzt, die zurückliegende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland klimaneutral zu gestalten. Aus diesem Grund wurden Modernisierungsmaßnahmen von Amateurvereinen mit großen Summen bezuschusst, um den CO2-Ausstoß der Besucher auszugleichen. Im ersten Anlauf gehörten die Hargesheimer nicht zu den privilegierten Vereinen. Nachdem die Uefa aber feststellen musste, dass bei der EM mehr CO2 ausgestoßen wurde als erwartet, schob sie eine zusätzliche Geldmenge in die Aktion, 31.500 Euro davon gelangten nach Hargesheim. „Das war ein absoluter Glücksfall für uns. Wir haben im November eine Mail von der Uefa bekommen, mussten sehr schnell antworten, und im Frühjahr konnte dann alles umgesetzt werden. Damit sparen wir als Verein jedes Jahr richtig Geld“, freut sich Müller.

Und die nächsten Pläne der Hargesheimer liegen schon auf dem Tisch. So würden die TSVler gerne gemeinsam mit der Gemeinde die Parkplatzsituation auf dem Wißberg verbessern. In einem Zug könnte die Anlage auch um ein Kleinspielfeld erweitert werden. Das würde helfen, die Trainingszeiten der vielen Nachwuchsteams auszuweiten. Auch ein Basketball-Court ist angedacht, um sich noch breiter aufzustellen.
Und das vielleicht größte Projekt: Der 16 Jahre alte Kunstrasenplatz muss saniert werden. „Das Schlimmste, was uns passieren kann, wäre, dass der Platz Risse bekommt oder aus einem anderen Grund nicht mehr benutzbar ist. Dann könnten mehrere Hundert Kinder nicht mehr ihrem Hobby nachgehen, und 18 bis 20 Mannschaften hätten keine Heimat mehr. Wo sollen die alle hin?“, sagt Müller. Bevor dieses Szenario eintritt, möchte er lieber selbst aktiv werden und den Kunstrasen erneuern. „Dafür braucht eine Spezialfirma höchstens zwei Wochen“, weiß der Hargesheimer Experte. Knackpunkt ist wie so oft in solchen Fällen das liebe Geld. 250.000 Euro würden fällig werden.
„Wir sind das Herz der Dorfgemeinschaft.“
Dennis Müller
Die Gemeinde als Eigentümer der Anlage und der Verein als Nutzer versuchen, die Töpfe anzuzapfen, aus denen Zuschüsse zu erwarten sind. Zudem möchte Müller das Sponsoring intensivieren. „Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen und Firmen erkennen, welche Bedeutung wir für Hargesheim haben. Jeden Tag in der Woche passiert etwas bei uns auf dem Sportplatz. Wir sind das Herz der Dorfgemeinschaft“, betont der Zweite Vorsitzende.
Parallel dazu arbeiten die Hargesheimer auch an ihrer sportlichen Performance. Vor zwei Jahren klopften sie an die Tür zur Bezirksliga, verpassten die A-Klassen-Meisterschaft nur denkbar knapp im Entscheidungsspiel gegen den TuS Waldböckelheim und unterlagen anschließend auch in der Aufstiegsrunde der Spvgg Nahbollenbach. Nach zwei durchwachsenen Spielzeiten soll nun wieder angegriffen werden. „Es war klar, dass die zurückliegende Saison ein Übergangsjahr ist. Ältere Spieler haben aufgehört, das neue Team musste sich erst einspielen“, erläutert Erbach, der zuversichtlich ist, dass es wieder aufwärtsgeht. „Mein Ziel ist es, mit erster und zweiter Mannschaft in der Bezirksliga und A-Klasse zu spielen“, sagt der Sportliche Leiter und fügt an: „Ich finde, wir sollten mit beiden Männer-Teams eine Klasse höher spielen, um dem großen Aufwand, den wir im Jugendbereich betreiben, gerecht zu werden.“
Niklas Paulus und Tom Edinger kehren zurück
Zur neuen Saison kehrt der ehemalige Erfolgsgarant Niklas Paulus vom Landesligisten FC Schmittweiler-Callbach zurück. Er wird aber nicht nur als Spieler eingreifen, sondern übernimmt im Nachwuchsbereich auch die Funktion des Athletiktrainers. Weitere Zugänge sind Tom Edinger und Fabio Bügus. Vor allem aber möchte Erbach die vielen nachrückenden Jugendspieler integrieren und mit ihnen gemeinsam den Weg nach oben antreten.