Jürgen Falz war richtig zufrieden mit der Vorrundenbesprechung des Fußballkreises Birkenfeld in der Turnhalle des VfL Algenrodt. „Die Atmosphäre war wunderbar angenehm“, betonte der Kreisvorsitzende, der die Tagung mit seinem Ausschuss vorbereitet hatte und in knapp zwei Stunden durchzog. „Es hat ein Fußballspiel lang gedauert, inklusive Halbzeitpause und kurzer Nachspielzeit“, meinte Falz lachend, ehe er festhielt: „Wir hatten zu unseren Themen eine wirklich konstruktive Diskussion, in der kritische wie wohlwollende Stimmen ihren Raum hatten.“
Grundsätzlich fasste Falz den Tenor der Vereine so zusammen: „Die Klubs fühlen sich endlich vom SWFV gehört und mitgenommen. Vorstandstreffs, Abstimmungen, Fragebögen und Vereinsdialoge, das hat alles Früchte getragen.“ In den zwei Stunden in Algenrodt gab es einige Themen zu besprechen, die – wie Falz bestätigt – „konzentriert, aber auch mit Freude und Spaß abgearbeitet“ wurden.
Flex-Spielbetrieb nimmt breiten Raum ein
Einen glänzenden Job machte Patrick Nikodemus, der Schiedsrichter-Lehrwart des Fußballkreises Birkenfeld, bei seiner Präsentation der neuen Regeln, die in der kommenden Saison gelten. Vor allem die Wiedereinführung der Gelb-Roten Karte bei Beibehaltung der Zeitstrafe in bestimmten Situationen wird eine Herausforderung für Schiedsrichter und Mannschaften werden.
Keine großen Überraschungen gab es bei der Einteilung der Spielklassen. Doch breiten Raum nahm die Diskussion um den in der bevorstehenden Saison erstmals praktizierten „Flex-Spielbetrieb“ in der C-Klasse ein. Dabei kann die Mannschaft, die im „Flex-Spielbetrieb“ agiert, ihren Gegner bis 48 Stunden vor Anpfiff darüber informieren, in welcher Mannschaftsstärke gespielt wird – und wie groß das Spielfeld sein soll. Mannschaften können jederzeit in der Saison in den „Flex-Modus“ wechseln, haben dann aber kein Aufstiegsrecht. „Die wöchentliche Betrachtung des Kaders, das Reagierenkönnen auf schwierige Personallagen, also tatsächliche Flexibilität machen es den Vereinen leichter, zu spielen“, erklärt Falz. Hauptsächliche Nutznießer dieser Art des Spielens sind natürlich die zweiten Mannschaften, die bei vielen Klubs personell auf Kante genäht sind.
„Vereine haben es noch leichter, zwei Spiele pro Heimspieltag über die Bühne gehen zu lassen. Das macht aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen Sinn.“
Jürgen Falz über den Flex-Spielbetrieb
Eigentlich sieht der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) den „Flex-Spielbetrieb“ bis maximal zum Neun-gegen-Neun und auf einem Spielfeld von Strafraum zu Strafraum mit Großtoren vor, doch der Fußballkreis Birkenfeld will noch weiter gehen und ein Pilotprojekt im Verband anstoßen und schon zur neuen Saison umsetzen. „Das ist mein Baby“, sagt Jürgen Falz, der dieses Kind dann auch in Algenrodt vor- und zur Diskussion stellte. Dem Kreisvorsitzenden schwebt vor, den flexiblen Spielbetrieb bis zum Sieben-gegen-Sieben von Sechzehner zu Sechzehner auf kleinere Tore und in einer kürzeren Spielzeit – etwa zweimal 35 Minuten – auszuweiten. Falz hat die Rahmenbedingungen mit dem SWFV auch schon weitgehend abgeklopft. Diese Partien auf die kleinen Tore sollen demnach als offizielle Spiele gelten. Allerdings hat die Mannschaft, die diese Art des Kickens bis 48 Stunden vor dem Anpfiff anmeldet, automatisch mit 0:2 verloren.
Falz sieht trotz der automatischen Niederlage klare Vorteile für dieses Kleinfeldspiel. Er erklärt: „Es verhindert Spielabsagen. Vereine haben es noch leichter, zwei Spiele pro Heimspieltag über die Bühne gehen zu lassen. Das macht aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen Sinn.“
Abstimmungs-P att und mutige Entscheidung
„Es gab dann eine spannende Diskussion“, erzählt Falz und hält fest: „Da gab es Vereinsvertreter, die die Idee als ’Thekenmannschaftsfußball’ bezeichneten, die sie also total ablehnten, und es gab diejenigen, die den größeren Spielraum, Fußballpartien über die Bühne gehen zu lassen, sahen und deshalb begeistert waren.“ Der Kreisvorsitzende stellte fest, dass „tendenziell eher die jungen Vereinsvertreter gegen den Gedanken und die älteren, die schon viele Jahre mit den Problemen eines geregelten Spielbetriebs kämpfen, eher dafür waren“.

Nachdem alle Argumente ausgetauscht waren, stellte Falz seinen Plan zur Abstimmung und konstatierte dann verblüfft „eine Patt-Situation“. 14 Klub-Vertreter waren für diesen Spielbetrieb im „Sieben-gegen-Sieben“ oder „Acht-gegen-Acht“, 14 dagegen. Der Kreisvorstand entschied sich daraufhin mutig. „Wir haben gesagt, wir geben der Sache eine Chance, wir probieren es“, sagt Falz und freut sich darüber, dass die Vereine diesen „Testlauf“, wie er es nennt, mittragen. „Unser Ziel ist es doch, alle 31 Mannschaften unserer C-Klasse ins Ziel zu bringen und diesmal keine Rückzüge zu erleben“, betonte Falz in der Versammlung und erinnert auch daran, dass ein solcher Rückzug einen Verein am Ende gut 500 Euro Strafe kostet. Die Ausweitung des „Flex-Spielbetriebs“ könnte die Chance, dass alle gestarteten Teams auch das Ende der Saison erleben, erhöhen.
„Unser Ziel ist es doch, alle 31 Mannschaften unserer C-Klasse ins Ziel zu bringen und diesmal keine Rückzüge zu erleben“
Jürgen Falz
Dem Kreisvorsitzenden ist es wichtig, diese Art des Spielbetriebs wirklich offen und kritisch zu beobachten. „Ich hoffe natürlich, dass die Gegner sich überzeugen lassen, dass alles so funktioniert, wie wir uns das vorstellen, aber es kann durchaus auch sein, dass die Praxis zeigt, dass man so keinen Verbandsspielbetrieb ablaufen lassen kann. Wir wollen nach dieser Saison eine Bilanz ziehen.“ Noch muss der SWFV endgültig zustimmen, muss – weil dieser „erweiterte Flex-Spielbetrieb“ (noch) nicht in der Spielordnung verankert ist, mit dem „Kreis-Birkenfeld-Pilotprojekt“ einverstanden sein, doch Falz hat Vorarbeit geleistet und ist sehr guter Dinge, dass sehr schnell diese endgültige Erlaubnis erteilt wird.