SG Nordpfalz jubelt
Aff verabschiedet sich mit Viererpack und Aufstieg
Große Kulisse in Feilbingert, große Freude bei der SG Nordpfalz über die Trefferflut in der ersten Hälfte und den Aufstieg in die A-Klasse. Mittendrin: Julian Aff (Nummer zehn), den Jannik Hahn abklatscht.
Klaus Castor

Die SG Nordpfalz ist nach dem FC Bavaria Ebernburg und der SG Hüffelsheim II der dritte Aufsteiger in die Fußball-A-Klasse Bad Kreuznach. Angesichts von vielen Abgängen wartet dort aber eine Herkulesaufgabe auf Trainer Mario Jost.

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Bierduschen und Sektfontänen gab es natürlich auch. Doch direkt nach dem Schlusspfiff bekamen die Aufstiegsspieler der SG Nordpfalz erst einmal einen Bacardi-Cola auf dem Platz serviert. Den hatte sich das Team auch redlich verdient. Mit 5:0 (4:0) bezwang die SGN den SV Winterbach II im zweiten Aufstiegsspiel zur Fußball-A-Klasse Bad Kreuznach und machte die Rückkehr in die Beletage des Kreisfußballs perfekt.

„Das ist ein toller Tag für unseren Verein“, sagte Andreas Eid, der Vorsitzende des SV Feilbingert, mit einem Blick auf die jubelnden Spieler und die ansprechende Kulisse von 700 Zuschauern. Auch Trainer Mario Jost zeigte sich überglücklich: „Ich freue mich sehr, dass sich die Jungs für die starke Runde belohnt haben.“ Mit nur einer Niederlage und zwei Unentschieden war das Team in die Duelle mit den Winterbachern gegangen. Mittendrin in den Feierlichkeiten steckte auch die Feilbingerter Ortsbürgermeisterin Andrea Silvestri, die ebenfalls eine Bierdusche abbekam und sagte: „Ich bin so stolz auf die Jungs, aber auch auf den Verein, wie er das alles organisiert hat.“ Sie selbst hatte im Getränkestand geholfen und brachte den Spielern nach dem Schlusspfiff zwei große Bierstiefel aufs Feld.

„Bei uns leben ganz viele für die Farben und die Gemeinschaft des Vereins.“
Andreas Eid

Die Zahl der Helden bei der SG Nordpfalz war groß, in Julian Aff stach aber ein Akteur heraus. Fünf der sechs Treffer in den beiden Aufstiegsspielen gingen auf sein Konto, dreimal traf er zur 4:0-Halbzeitführung im Heimspiel, mit der die Partie und damit die Aufstiegsrunde eigentlich entschieden war. „Am Morgen vor dem Spiel hat mir ein Kumpel eine Sprachnachricht geschickt, in der er mir mitgeteilt hat, er hätte gewettet, dass wir zur Pause 4:0 führen und ich drei Tore mache. Ich habe ihm zurückgeschrieben, dass er spinnt. Verrückt, dass es exakt so kam“, berichtete Aff. Kein Wunder, dass sich der Wettkönig bei Aff bereits auf dem Weg in die Kabine bedankte.

Dieses Vertrauen beschreibt sehr gut die enge Verbundenheit zwischen den Spielern und den Fans in Blau. „Bei uns leben ganz viele für die Farben und die Gemeinschaft des Vereins“, brachte es Eid auf den Punkt. Die Fans machten Betze-like über 90 Minuten Stimmung, gaben Gas ohne Ende und waren damit Vorbilder für die Spieler, die ebenfalls auf den Punkt zur Stelle waren.

„Es hat sich ausgezahlt, dass wir bei unserem Plan A geblieben sind und die Dreierkette der Winterbacher konsequent attackiert haben.“
Mario Jost

Und das galt nicht nur für Aff. Bemerkenswert, wie Michael Neumayer in seinem letzten Spiel auf der rechten Seite im Zusammenspiel mit Elias Barie ackerte. Auch Nils Crusius, sichtlich gehandicapt mit einer Handverletzung, verließ erst das Feld, als die Partie entschieden war. Ein weiterer Pluspunkt war, dass die Gastgeber eiskalt zuschlugen. „Ich finde sogar, die Chancenverwertung hat das Spiel entschieden“, sagte Aff. Beim 1:0 nutzten die Feilbingerter einen üblen Fehlpass des Winterbacher Abwehrchefs Nicolas Hennrich zu einer schnellen Umschaltaktion. Den ersten Abschlussversuch der SGN parierte Max Kretzschmar noch, doch mit all seiner Wucht drückte Aff den Abpraller per Kopf ein (15.). Nur fünf Minuten später versenkte der Torjäger einen Freistoß. Das gelang ihm in Hälfte zwei ein weiteres Mal zum 5:0 (55.).

Dazwischen lagen zwei blitzsaubere Aktionen, die zu Toren führten. Nach einem starken Flankenlauf von Hahn vollendete Aff per Kopf seinen Hattrick (38.). Mit einem Befreiungsschlag schickte Benjamin Christmann Barie auf die Reise, der zum 4:0 (42.) einschoss. „Es hat sich ausgezahlt, dass wir bei unserem Plan A geblieben sind und die Dreierkette der Winterbacher konsequent attackiert haben“, analysierte Jost und fügte an: „Irgendwann lief es einfach von selbst. Ich bin sehr zufrieden.“ Die Feierlichkeiten hätten eigentlich schon zur Pause beginnen können.

SG Nordpfalz - Winterbach II
Klaus Castor
SG Nordpfalz - Winterbach II
Klaus Castor
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Klaus Castor
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Zum Feiern war dem SV Winterbach ganz und gar nicht zumute. Trainer Marius Hirsch wechselte bereits vor der Pause zweimal aus Leistungsgründen und dokumentierte damit seine Unzufriedenheit. Verbal hielt er sich zurück. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, da kann so ein Spiel schon mal passieren. Zumal die Nordpfälzer gekämpft und gebissen haben sowie eiskalt vor dem Tor waren“, sagte Hirsch und betonte: „Wir haben eine überragende Saison gespielt, und die lassen wir uns von diesem einen Spiel bestimmt nicht zerstören.“

Zuvor hatte Torben Scherer, Cheftrainer des SVW, minutenlang im Kreis auf seine Spieler eingeredet. Kurios: Die beiden Winterbacher Teams absolvierten mit Platz eins (Bezirksliga) und Rang zwei (B-Klasse) eine fantastische Runde, doch beide kassierten schmerzhafte 0:5-Niederlagen, die erste Garde im Topspiel in Weinsheim – ihre einzige im gesamten Saisonverlauf – und die zweite nun im Aufstiegsspiel.

„Mit Philipp, unserem Captain, noch einmal aufzusteigen, bedeutet mir sehr viel.“
Julian Aff

Doch zurück zum Sieger: Ins Feilbingerter Glück passte, dass nur einen Tag zuvor auch die zweite Mannschaft ihr Entscheidungsspiel gewonnen hatte und dank des Aufstiegs der ersten Mannschaft nun ebenfalls aufsteigen darf. „Doppelaufstieg, Doppelaufstieg“, hallte es denn auch regelmäßig über den Sportplatz. Allerdings mischte sich auch ein wenig Abschiedsschmerz in die Feierlichkeiten. Kapitän Philipp Seiss und Michael Neumayer beenden ihre Karriere. „Mit Philipp, unserem Captain, noch einmal aufzusteigen, bedeutet mir sehr viel“, sagte Aff und machte direkt mal ein Erinnerungsfoto mit seinem Kumpel.

Leon Baderschneider wechselt zudem in die Landesliga zum TuS Hackenheim, und auch Aff, der erst vor der Saison von der SG Alsenztal zur SGN gewechselt war und als spielender Co-Trainer fungierte, wird den Verein wieder verlassen, wie er bestätigte. Trainer Jost erläuterte: „Zwischen mir und Julian hat es perfekt gepasst. Er hat aber trotzdem eine Entscheidung getroffen. Das ist okay, akzeptieren wir.“ Mit Blick auf die A-Klasse, in der es Aufsteiger oftmals schwer haben, sagte Jost: „Das wird brutal schwer, das wissen wir. Aber wir wollten diese geniale Saison nicht unbelohnt lassen. Außerdem rücken einige junge Spieler nach.“ Die in sehr großen Fußstapfen ihrer Vorgänger reifen müssen.

SG Nordpfalz – SV Winterbach II 5:0 (4:0)

SG Nordpfalz: Wolf (89. Schenk) – Neumayer, Christmann, Braden, Hahn – Barie (70. Scheid), Baderschneider, Seiss, Crusius (85. Körper) – Aff (89. Frick) – Luy (70. von der Weiden).

SV Winterbach II: Kretzschmar – Behrenz (44. Warkus), Hennrich, Stork – Herrmann (43. Höft), Keim (56. T. Hirsch), E. Becker, Stumm – Götz (73. Blattau), Lenhart, Wolf (73. Nau).

Schiedsrichter: Diederich (Waldlaubersheim).

Zuschauer: 700.

Tore: 1:0 Aff (15.), 2:0 Aff (20.), 3:0 Aff (38.), 4:0 Barie (42.), 5:0 Aff (55.).

Beste Spieler: Aff, Hahn, Neumayer – E. Becker.

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