Das Schlusslicht der Fußball-Regionalliga Südwest startet am Samstag mit gemischten Gefühlen in die zweite Halbserie, um 14 Uhr steht das Auswärtsspiel beim FC 08 Homburg auf dem Programm. Zum Auftakt der Saison 2022/23 unterlagen die Koblenzer, da noch unter der Regie ihres mittlerweile entlassenen Trainers Oliver Reck, zu Hause im Stadion Oberwerth mit 1:3.
Die Koblenzer Fans erinnern sich nur allzu gern an die Anfangsphase des Spiels, als Robin Afamefuna die Führung gegen die Saarländer gelang. Jetzt aber, rund dreieinhalb Monate sowie 16 Partien und 72 Spielminuten später, sieht die Realität ganz anders aus. Lediglich neun Tore kamen noch hinzu, die reichten unterm Strich gerade mal für einen einzigen Sieg (1:0 am 21. August gegen die Kickers aus Offenbach).
Zwölf Spiele ohne Sieg
Nach zwölf Spielen ohne dreifachen Punktgewinn zogen die Verantwortlichen der Rot-Weißen die Reißleine, seit dem 8. November ist Adrian Alipour als Reck-Nachfolger am Ruder. Es folgte ein ernüchterndes 0:1 gegen den insolventen VfR Aalen, die sich anschließende Aufgabe an einem Freitagabend bei der TSG Balingen ging mit selbem Resultat in die Binsen.
Alipour hatte es direkt nach der jüngsten Niederlage mit Blick auf den Folgetag und die wenig erbauliche Tabelle befürchtet: „Wenn Freiberg jetzt gewinnt, Kassel und Worms gegeneinander unentschieden spielen, dann haben wir neun Punkte aufzuholen.“ Neun. Zwei mehr als Rot-Weiss überhaupt in den 17 Spielen der Hinrunde gesammelt hat.
Glaube an Klassenverbleib lebt
So ganz nebenbei distanzierte sich auch Aalen mit einem weiteren Sieg (2:1 gegen den FSV Frankfurt) als Vorletzter mit nunmehr zwölf Zählern von den Koblenzern. Klingt alles nicht gut. Aber Christian Noll, Sportlicher Leiter von Rot-Weiss, wäre nicht Christian Noll, wenn er nicht an eine Restchance glauben würde: „Wir ordnen alles dem Ziel Klassenverbleib unter, an den wir auch weiterhin glauben“, sagte er unlängst noch bei der Jahreshauptversammlung des Vereins im Brustton der Überzeugung.
Diese Aussage teilt auch Alipour, andernfalls wäre er wohl der falsche Mann für diesen Job. So ein wenig klammert er sich an die üblichen Durchhalteparolen, etwas anderes bleibt ihm im Moment auch nicht übrig: „Wir setzen voll und ganz auf die Rückrunde.“ Relativierend schiebt er hinterher: „Klar, die beginnt schon am Samstag. Aber ich meine da mehr die Spiele im neuen Jahr. In der Winterpause kann ich noch mal entscheidenden Einfluss nehmen.“
Vier Spieler schwerwiegend verletzt
Damit meint er wohl vornehmlich die Zusammensetzung des aktuellen Kaders. Der besteht zurzeit aus 24 Spielern, vier davon stehen aufgrund schwerwiegender Verletzungen schon länger nicht zur Verfügung: John Peter Sesay hat noch kein einziges Spiel bestritten, Miroslav Kovacevic gerade mal eins, Fabian Rüth knapp zwei. Christian Stark lief immerhin zehnmal auf, letztmalig am 8. Oktober gegen Wormatia Worms. Im Fall Kovacevic muss Alipour sogar mit Schlimmerem rechnen: „Es kann sein, dass er gar kein Fußball mehr spielen kann. Hoffen wir mal das Beste für ihn.“
Jin An war in Balingen zwar dabei, war aber – von Schüttelfrost geplagt – nicht einsatzfähig. Tristan Zobel fehlte krankheitsbedingt, Maurice Buckesfeld Gelb-gesperrt. Allerwenigstens Letztgenannter steht am Samstag im Saarland wieder zur Verfügung. Am Montag führte der Trainer ein Gespräch mit dem Vorstand: „Da ging es in erster Linie um die Planung der Wintervorbereitung.“ Auf Nachfrage ergänzt er: „Wir haben auch über alle Positionen im Kader gesprochen. Wir schauen uns nach neuen Spielern um, sind sehr aktiv und befinden uns im regen Austausch mit vielen Beratern.“ Fix ist noch nichts.
Noch drei Spiele in diesem Jahr
Der Fokus liegt zunächst auf den 2022 noch offenen Spielen. Jetzt in Homburg und auch beim Jahresabschluss in Offenbach (10. Dezember) hängen die sprichwörtlichen Trauben enorm hoch, eine Niederlage dort wäre selbst für eine Mannschaft aus dem gehobenen Tabellenmittelfeld nicht sonderlich überraschend.
Bleibt zwischenzeitlich die Hausaufgabe gegen die Hessen aus Kassel am Samstag in einer Woche. An diesen Gegner erinnern sich die Koblenzer mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend insofern, weil im Auestadion das erste und bislang auch einzige Mal in der Punktspielrunde zwei Tore am Stück glückten. Weinend deshalb, weil das am Ende nicht zum Sieg reichte.
Homburg rückt aufs Spitzentrio auf
Homburg ist ein anderes Kaliber: Nach drei Niederlagen im Oktober gegen das Spitzentrio hat sich der ehemalige Bundesligist mit zuletzt sieben Zählern aus drei Spielen als Fünfter wieder ein wenig an den Tabellenführer aus Ulm herangekämpft. Das vor Wochenfrist angedachte Spiel gegen die TSG Hoffenheim II wurde auf den 14. Dezember verschoben. Zuvor fegte Homburg die Wormatia aus Worms mit 5:2 von deren Platz, am Ende waren die Platzherren nach zwei Roten Karten auch nur noch zu neunt.
„Eine enorme offensive Power“ hatte Alipour nicht nur in dieser Begegnung bei den Homburgern ausgemacht. Zehn Treffer gehen allein aufs Konto von Fabian Eisele. Diese Durchschlagskraft wünscht er sich auch für die komplette Koblenzer Mannschaft. Schön wär’s.