Regionalliga: Koblenzer geben beim 0:5 in Haiger eine abstiegsreife Vorstellung
Rot-Weiss Koblenz fällt nach dem 0:1 auseinander – Abstiegsreifes 0:5 in Haiger
Widerstand? Über weite Strecken nicht vorhanden. Die Koblenzer ergaben sich beim ernüchternden 0:5 gegen den TSV Steinbach Haiger nach dem ersten Gegentreffer fast schon willenlos in ihr sportliches Schicksal. Abstiegskampf geht sicher anders. Hier bremst der eingewechselte Fabian Rüth (links im schwarzen Trikot) unsanft den starken Steinbacher Flügelspieler Serkan Firat. Foto: René Weiss
René Weiss

Koblenz. Zehn Spieltage vor Saisonschluss spitzt sich die prekäre Lage für den FC Rot-Weiss Koblenz im Tabellenkeller der Fußball-Regionalliga Südwest weiter zu. Als ob die eigene 0:5 (0:2)-Niederlage beim TSV Steinbach Haiger nicht schon deprimierend genug ist, vergrößerte sich auch noch der Abstand zum rettenden 15. Platz auf stattliche zehn Punkte, weil Hessen Kassel den FC Homburg mit 2:0 bezwang. Da ist nun schon ein mittleres Wunder nötig, um den drohenden Abstieg noch abzuwenden.

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Seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte hatte sich der Koblenzer Trainer Adrian Alipour sicher ganz anders vorgestellt. Darauf angesprochen, winkte er aber ab: „Es geht hier gar nicht um mich, sondern um die Mannschaft. Wir haben uns viel vorgenommen, aber nichts von dem umgesetzt. Nach dem ersten Gegentor gab es keinerlei Gegenwehr mehr. Ab dann haben wir alles vermissen lassen, was Fußball ausmacht.“ Am Ende stand für Alipour die höchste Niederlage seit seinem Amtsantritt am 8. November, in 15 Punkt-, Pokal- und Testspielen gab es bisher nie mehr als zwei Gegentreffer.

Ausgeglichenes Spiel in den Anfangsminuten

Dabei war in den 20 Anfangsminuten keinerlei Unterschied zwischen beiden Teams auszumachen. Rot-Weiss begegnete dem 4-1-4-1-System des Gegners mit einem 4-4-2 inklusive Mittelfeldraute. Yanni Regäsel gab dabei den Sechser vor der Abwehr, Florian Engelhardt spielte direkt hinter den beiden Spitzen John Sesay und José Vunguidica. Thilo Töpken, üblicherweise im Angriff gesetzt, saß zunächst nur auf der Bank. Der ansonsten agile Marius Köhl ebenfalls, für ihn wirkte Nils Lihsek auf der rechten Seite mit. Beide kamen zu Beginn des zweiten Abschnitts in die Partie, gefruchtet hat diese personelle Maßnahme aber keine Spur.

Gegentor und Wolkenbruch

Nach einer Ecke des Steinbachers Serkan Firat sollte sich das anfangs ausgeglichene Geschehen komplett ändern. Arif Güclü und Jonas Singer beförderten den Ball am vorderen Pfosten gemeinsam zum hinteren, dort köpfte Sasa Strujic zur Führung ein (20.). Dem sportlichen Niederschlag folgte direkt ein meteorologischer: Wind und Regen in Kombination entwickelten sich rasch zum veritablen Wolkenbruch, Schiedsrichterin Karoline Wacker bat die Mannschaften erst einmal in die Kabine.

Koblenzer nach Wiederanpfiff wie ausgewechselt

Und als sich das Wetter knapp sechs Minuten später beruhigt hatte, waren die bis dato stabilen Koblenzer nach Wiederanpfiff nicht mehr wiederzuerkennen. Steinbach schaltete und waltete fortan nach Belieben, Rot-Weiss bettelte förmlich um weitere Gegentreffer. Der nächste ließ aber noch ein Weilchen auf sich warten. Sören Eismann schließlich spazierte ungehindert von der Mittellinie bis zum gegnerischen Strafraum, spielte einen unfreiwilligen Doppelpass mit dem am Boden liegenden Koblenzer Florian Engelhardt und passte dann vorm Tor uneigennützig quer auf Arif Güclü – 2:0 (40.) für Steinbach.

Zügig ging es im zweiten Abschnitt weiter. Die stärkste Offensive der Liga hatte offenbar Gefallen gefunden am Toreschießen. Alipour sagte sarkastisch: „Eigentlich hatten wir vor, ihnen den Spaß zu nehmen. Aber da hatten sie auf einmal wahnsinnig viel Spaß.“ Zunächst in der 48. Minute, als Singer aus der Drehung mit einem Schrägschuss anscheinend mühelos das 3:0 erzielte.

Wir haben einen Sahnetag erwischt.

TSV-Trainer Pascal Bieler

Ein Tor kurz vor der Halbzeitpause, eines direkt danach – das war ganz nach dem Geschmack des TSV-Trainers Pascal Bieler: „Wir haben einen Sahnetag erwischt, hatten viel Ballbesitz, gute Möglichkeiten und alles im Griff.“ Das vierte Erfolgserlebnis des Gastgebers folgte nach einer Stunde. Strujic legte für Mick Gudra auf, der konnte sich beim 4:0 die Ecke aussuchen. Tim Kips, der zwischen den Pfosten wieder den Vorzug vor Carl Leonhard erhalten hatte, verhinderte im Anschluss ein Debakel.

Fünf Tore hinten und nach vorne zu harmlos

Auch nach insgesamt fünf Wechseln binnen acht Minuten gerieten die Platzherren nicht aus dem Rhythmus. Den fünften und letzten Einschlag konnte auch Kips nicht verhindern. RW-Kapitän Robin Afamefuna klärte gegen Benjamin Kirchhoff zwar noch auf der Torlinie, den Nachschuss hämmerte Strujic aber genau in den Winkel (88.). Feierabend.

Der Form halber noch ein Satz zu den Koblenzer Bemühungen in der Offensive: Ab und an tauchten die Gäste am gegnerischen Strafraum auf, Kevin Ibrahim im Steinbacher Gehäuse blieb an diesem für ihn geruhsamen Nachmittag aber weitgehend beschäftigungslos. Lediglich einmal musste er die Hände zu Hilfe nehmen, als Sesay einen netten Versuch aus guter Position zu zentral ansetzte (26.).

Nach dem 0:5 kommt Mainz 05

Ein schönes Rest-Wochenende nach dem samstäglichen Einlauf? Alipour: „Werde ich nicht haben.“ Seine Mannschaft, die er am Sonntag noch zum gemeinschaftlichen Training zitierte, sicher auch nicht. Bis Samstag haben die Koblenzer nun Zeit sich zu schütteln, dann wartet im Heimspiel die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05. Da ist vor allem Moral gefragt.

TSV Steinbach Haiger – FC RW Koblenz 5:0 (2:0)

Steinbach: Ibrahim – Kircher, Langesberg, Kirchhoff, Strujic – Eismann (61. Weigelt) – Firat (68. Guthörl), Stock, Gudra (61. Bogicevic), Singer (61. Tehe) – Güclü (68. Breitfelder).

Koblenz: Kips – Afamefuna, Altuntas, Adewole (70. Buckesfeld), Zobel – Regäsel – Lihsek (46. Köhl), Ike (61. Rüth) – Engelhardt – Sesay (46. Töpken), Vunguidica (76. Stark).

Schiedsrichterin: Karoline Wacker (Backnang).

Zuschauer: 1091.

Tore: 1:0 Strujic (20.), 2:0 Güclü (40.), 3:0 Singer (48.), 4:0 Gudra (60.), 5:0 Strujic (88).

Gelbe Karten: Vunguidica, Rüth.

Nächste Aufgabe für Koblenz: am Samstag um 14 Uhr gegen den FSV Mainz 05 II.

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