Fußball: Ex-Koblenz-Keeper Sebastian Patzler patzt in Oberhausen und erhält Arnd Zeiglers Klobrille - Felix Könighaus geht von Düsseldorf nach Mainz
Viele ehemalige Spieler der TuS Koblenz spielen mittlerweile bei Vereinen in der viertklassigen Regionalliga West
Sebastian Patzler hält im Spiel der Regionalliga West gegen Rot-Weiß Oberhausen einen Elfmeter. Der Torhüter, der von 2015 bis 2017 das Tor von TuS Koblenz hütete, gewann mit dem Wuppertaler SV den Niederrheinpokal. Zudem erhielt er die legendäre Klobrille, mit der Fernsehjournalist Arnd Zeigler die Kacktor-Schützen des Monats prämiert. Patzler leistete sich nämlich – ebenfalls in Oberhausen – einen Patzer.
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Koblenz. Neben der Fußball-Regionalliga Südwest hat auch die Westgruppe der Regionalliga ihren Spielbetrieb beendet. Während im Südwesten 42 Spieltage anstanden, haben auch die West-Vereine ein heftiges Programm hinter sich. Auch viele bekannte Gesichter, die man aus Koblenz und Umgebung kennt, waren daran beteiligt.

Gewiss, die Dimensionen im Westen sind andere. Im Südwesten beträgt die längste Fahrt 459 Kilometer – das entspricht der Strecke vom Kasseler Auestadion zum Freiburger Möslestadion. Im Westen liegen knapp 300 Kilometer zwischen den Extrempunkten Aachen und Rödinghausen. Englische Wochen waren dennoch mehrfach angesagt. Die heftige Belastung mag auch der Grund dafür sein, dass letztlich nur fünf Akteure alle 40 Saisonspiele absolviert haben: Neben den Torhütern Christopher Balkenhoff (Lippstadt) und Philipp Gutkowski (Homberg) waren dies die Dortmunder Niklas Dams und Richmond Tachie sowie Essens Simon Engelmann. Dams verpasste als einziger Feldspieler keine einzige Minute.

Ähnlich wie im Südwesten wird es auch im Westen keine Aufsteiger aus den Oberligen geben, die Anzahl der Absteiger wurde auf eins reduziert – als Schlusslicht verlässt der SV Bergisch Gladbach 09 die Liga. Meister Borussia Dortmund II steigt in die Dritte Liga auf.

Einige Spieler mit Koblenzer Vergangenheit liefen in dieser Saison in der Regionalliga West auf. Einer dieser Spieler ist Rudolf Gonzales Vass, Nationalspieler der Dominikanischen Republik, einst für die TuS Koblenz am Ball und in der Hinrunde Spieler des ZFC Meuselwitz. Im Winter heuerte er beim Bonner SC an und half dort mit, den Klassenverbleib zu stemmen. 16 Mal lief er für Bonn auf, meistens als stürmender Rechtsverteidiger, erzielte dabei ein Tor.

Von Bonn ist es nur ein Katzensprung zum Geißbockheim am Militärring im Süden Kölns, hier trägt die zweite Mannschaft des FC ihre Heimspiele aus. Dass bei den Nachwuchsteams von Erst- und Zweitligisten nur drei Spieler, die älter als 23 sind, auf dem Feld stehen dürfen, minimiert die Chancen besagter Routiniers. Einer bei Köln ist Lukas Nottbeck, der einst in der Drittligasaison 10/11 mit Dennis Brinkmann und Michael Stahl das zentrale Mittelfeld bei der TuS bildete. Mittlerweile 32, bestritt er 36 Saisoneinsätze und zählt zu den Leistungsträgern.

An Lucas Musculus bei der TuS Koblenz erinnert sich nicht jeder noch sofort, zumal der damalige A-Junior nur einen Zweitligaeinsatz für die Schängel vorzuweisen hat. 25 Saisonspiele, 14 davon als Joker, und drei Tore lautet seine Saisonbilanz für Köln II. Musculus verlässt den FC im Sommer in Richtung Mittelrhein-Landesligist Eintracht Hohkeppel.

In Jürgen von der Lippe, der in Aachen aufwuchs, hat die Alemannia einen prominenten Edelfan, wenngleich der Komiker unlängst meinte: „Die sind in der 4. Liga, irgendwann hört’s mal auf.“ Acht Jahre bereits kickt die Alemannia auf viertklassiger Ebene im neuen Tivoli, mit dessen Bau man sich offensichtlich übernommen hatte. 37 Saisonspiele absolvierte Marco Müller, der 2018 von der TuS Koblenz nach Aachen gewechselt war und sich als vielseitig verwendbarer Defensivakteur präsentiert.

Bei Fortuna Düsseldorf hat der ehemalige Koblenzer Felix Könighaus nun zwei Jahre verbracht und nach vielen Verletzungen in der Saison 19/20 immerhin 31 von 40 Saisonspielen absolviert. Weiter geht’s für ihn in der neuen Saison bei Mainz 05 II, das aber mit Dominik Wanner von Borussia Dortmund einen zweiten Kandidaten für die linke Außenbahn verpflichtet hat – doch Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.

Steffen Meuer, im Sommer von den Sportfreunden Eisbachtal in die Landeshauptstadt nach Düsseldorf gewechselt, hat sich mit 13 Saisontoren den Titel des besten Torschützen seiner Mannschaft gesichert. Für eine Nominierung ins Aufgebot des Profiteams reichte es noch nicht, und dieser Sprung dürfte 21/22 schwerer werden – dann nämlich spielt Meuer bei Borussia Mönchengladbach II. Hier hätte er um ein Haar Markus Pazurek getroffen. Jedoch steht fest, dass der Ex-Mayener keine vierte Saison bei Borussia Mönchengladbach II bestreiten wird. Dass er mit 32 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört, belegen seine 38 Saisoneinsätze.

Als Stammkeeper der Oberliga-Aufstiegsmannschaft von 2016 ist Torwart Sebastian Patzler vielen TuS-Fans noch in guter Erinnerung. Nach drei Jahren bei Viktoria Köln schloss er sich 2020 dem Wuppertaler SV an. Dort durfte er zwei Trophäen in Empfang nehmen: Einmal den Niederrheinpokal, verbunden mit der Teilnahme am DFB-Pokal 21/22, nachdem man unter anderem im Halbfinale Drittligist Duisburg mit 6:2 abgefertigt hatte. Und zum anderen die legendäre Klobrille, mit der Fernsehjournalist Arnd Zeigler monatlich die Kacktor-Schützen des Monats prämiert. Patzler wurde diese besondere Ehre zuteil, nachdem er sich beim Auswärtsspiel in Oberhausen einen folgenschweren Patzer leistete, sich bei einem Rückpass verschätzte und ein halbes Eigentor fabrizierte. „Manche sagen, das war ein Platzfehler, andere sagen, ich kann einfach nicht Fußball spielen“, nahm der Keeper das Malheur mit Humor.

Zur Rückrunde stieß auch Lars Bender zum WSV, nachdem er in der Hinrunde noch für Fortuna Köln am Ball gewesen war.

Als 2010 die TuS aus der Zweiten Liga abstieg, verabschiedete sich auch RW Ahlen aus dem Unterhaus des deutschen Fußballs. Nach einigen Jahren Oberliga gelang den Westfalen 2020 die Rückkehr auf die Regionalligabühne. Nur dreimal in Liga und Pokal kam Max Wilschrey, vorige Saison noch im Trikot von Rot-Weiß Koblenz, hier zum Einsatz – eine Ausbeute, die sich bei seinem neuen Verein, Oberligist FC Karbach, nächste Saison leicht überbieten lassen sollte.

Galt in der Hinrunde das öffentliche Interesse oft den Sportfreunden Lotte, dann lag dies zu nicht unerheblichem Anteil an Trainerin Imke Wübbenhorst, die sich dort nicht lange hielt und noch vor Weihnachten ihren Spind räumen musste. Mit Dino Bajric im defensiven Mittelfeld (36 Spiele/fünf Tore) und Außenverteidiger Nino Lacagnina (28/-) haben zwei ehemalige Koblenzer ihren Anteil daran, dass die Saison mit dem 15. Platz doch noch ein halbwegs versöhnliches Ende nahm.

Aufatmen durfte auch Rechtsverteidiger Ricardo Antonaci, der mit dem VfB Homberg die ganze Saison über gegen den Abstieg kämpfte, ehe man mit leerem Tank auf Rang 20 ins Ziel kam. Lediglich eine Gelbsperre verhinderte, dass Antonaci die vollen 40 Einsätze vorweisen kann.

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