Damit hatte kaum einer gerechnet. Benny Früh, der erst im Sommer die Trainerstelle beim Oberligaaufsteiger VfR Baumholder angetreten hatte, zieht bereits nach einem halben Jahr einen Schlussstrich bei den Westrichern. „Es stimmt, ich löse meinen Vertrag beim VfR auf“, bestätigt Früh. Letztlich ausschlaggebend war ein Angebot eines anderen Vereins. Gerüchten zu Folge soll Früh Kotrainer beim Baumholderer Oberliga-Konkurrenten Wormatia Worms werden. Dort ist Peter Tretter Chefcoach, dem Früh schon beim 1. FC Kaiserslautern II assistierte und der eine Art Mentor für ihn ist. Früh selbst kommentiert dieses Gerücht freilich nicht, bestätigt nur, dass ein anderer Klub an ihn herangetreten sei und erklärt: „Es ist noch nichts fix mit dem neuen Verein, der Vertrag ist noch nicht unterschrieben.“
Früh folgte auf Erfolgscoach Schnell
Benny Früh war beim VfR Baumholder im Traineramt Nachfolger des überaus erfolgreichen Sascha Schnell, der den Verein 2015 in höchster Abstiegsgefahr in der Landesliga übernommen und ihn in knapp acht Jahren zum ersten Mal in die Oberliga geführt hatte. Schnell entschied sich vor einem Jahr dafür, beim VfR Baumholder nicht zu verlängern und trat als Meister in der Verbandsliga ab. Er hatte das Kunststück geschafft, aus den Westrichern den dritten Klub im Kreis Birkenfeld zu machen, der in der Oberliga spielen darf.
8:0 in Diefflen der Höhepunkt
Bei der Vorstellung des neuen Coaches überraschte der VfR um den federführenden Abteilungsleiter Matthias Dingert mit Benny Früh, der in der Rückrunde der vergangenen Saison Chefcoach der zweiten Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern war. Mit akribischer Arbeit machte sich Früh zusammen mit seinem spielenden Kotrainer Sascha Hammann ans Werk, um das, angesichts von bis zu acht Absteigern, so schwierige große Ziel Klassenverbleib zu bewerkstelligen. Der neue Coach überzeugte schnell, allerdings blieben zunächst die Punkte aus.
Mit einem Sieg beim FC Bitburg Mitte September leiteten Früh und der VfR die Wende ein. Es folgte eine Megaserie mit dem Höhepunkt eines 8:0-Auswärtssieges beim FV Diefflen, der drei Tage zuvor Spitzenreiter Eintracht Trier mit einem deftigen 5:1 die bisher einzige Saisonniederlage beigebracht hat. Früh demonstrierte dabei sein großes Talent als Trainer eindrucksvoll und schmiedete mit Hammann einen Plan, der perfekt aufging. Zwischenzeitlich stand der VfR sogar auf einem Nichtabstiegsplatz. Nach zwei deutlichen Niederlagen zuletzt (2:5 gegen Worms und 0:5 gegen Trier) rangieren die Baumholderer derzeit auf dem sechstletzten Platz, haben aber alle Chancen, um die Oberliga zu halten.
Früh kündigte eine Analyse an
Natürlich stand danach das Thema Vertragsverlängerung im Raum, doch Früh hielt vor etwas mehr als einer Woche fest, dass er mit seinem Kotrainer Sascha Hammann erst in die Analyse der bisherigen Runde gehen müsse und es beim Thema Vertragsverlängerung keine Tendenz in eine Richtung gebe. Umso überraschender kam jetzt Frühs Schritt, den Verein praktisch mit sofortiger Wirkung zu verlassen. „Ich habe das den Verantwortlichen am Donnerstag in einem Gespräch mitgeteilt“, erklärt Früh. Der Mannschaft konnte er seine Entscheidung nicht selbst mitteilen, denn Früh ist Corona positiv und muss deshalb zu Hause bleiben. Und so erfuhr ein Großteil des Teams von Frühs Entscheidung rund um die Weihnachtsfeier des Vereins am heutigen Samstag. Wegen der Weihnachtsfeier äußerte sich Abteilungsleiter Dingert auch noch nicht zum Abschied von Früh, sondern kündigte ein Statement dazu für einen späteren Zeitpunkt an.
Für mich war es die beste Entscheidung, auch wenn ich weiß, dass es sie für den VfR Baumholder nicht war.
Benny Früh
Früh betonte: „Das war keine Entscheidung gegen den VfR Baumholder, der im Rahmen seiner Möglichkeiten alles gemacht und gegeben hat, sondern eine Entscheidung für die neue Perspektive, die sich mir eröffnet.“ Der Trainer erklärte weiter: „Ich habe einen klaren Plan, wo ich mich als Coach in den nächsten Jahren sehe und diesen Weg kann ich im neuen Verein besser gehen als in Baumholder.“ Früh fügte hinzu: „Für mich war es die beste Entscheidung, auch wenn ich weiß, dass es sie für den VfR Baumholder nicht war.“