Nach einer halben Stunde mussten die Anspannung und der sich aufstauende Ärger über das Geschehen auf dem Rasen einfach mal raus bei Michael Stahl. „Mehr Energie!“ und „Wir bieten zu viel an“ brüllte der Trainer von Fußball-Oberligist TuS Koblenz während der Partie gegen den SV Morlautern lautstark hinaus aufs weite Grün – und das trotz einer verdienten 1:0-Führung durch einen Treffer von Außenverteidiger Yasin Yaman (6.).
Was aber nach gespielten 30 Minuten nur scheinbar ein Widerspruch war. Hatten Stahls Mannen doch nach rund 20 Minuten plötzlich den Faden verloren in ihrem Spiel und waren drauf und dran, den bis dahin mut- und chancenlosen Tabellenletzten stark zu machen. Um es vorwegzunehmen: Die TuS überstand diese heikle, durch eigene Fehler heraufbeschworene Phase unbeschadet und durfte sich nach 90 Minuten völlig zurecht über einen verdienten 4:1 (1:0)-Erfolg gegen einen in seinen fußballerischen Mitteln doch arg beschränkten Gegner freuen. Das Spiel zeigte aber auch, dass die Mannschaft von TuS Koblenz nach drei Niederlagen in Pokal und Meisterschaft zu Beginn des Jahres noch nicht mit dem Selbstvertrauen und dem Selbstverständnis agiert, das dieses Team über weite Strecken der Hinrunde ausgezeichnet hatte.
Die Mannschaft muss noch lernen, dass sie nicht zu ungeduldig wird.
TuS-Trainer Michael Stahl
Stahl bringt für diese momentanen Schwankungen im Spiel seiner Elf durchaus Verständnis auf. „Das muss diese junge Mannschaft noch lernen. Dass sie nach der guten Anfangsphase, in der wir alles unter Kontrolle hatten, nicht zu ungeduldig wird und mit der Brechstange aufs zweite Tor geht. Denn dadurch haben wir den Ball in Räumen verloren, in denen wir auch nicht mehr gegenpressen konnten“, resümierte Stahl, der Böses zu ahnen schien. „Da lag was in der Luft. So haben wir gegen Mechtersheim verloren.“ Zum Glück für die TuS erwies sich Morlautern in der Offensive aber als viel zu harmlos, konnte aus den Stockfehlern und Passungenauigkeiten im Aufbauspiel der Koblenzer bis zur Pause kein Kapital schlagen.
Suche nach Stabilität geht weiter
Aber auch Halbzeit zwei sollte – trotz des am Ende klaren Ergebnisses – ein Beispiel dafür sein, wie sehr dieses TuS-Team, das auch gegen das Oberliga-Schlusslicht auf seine verletzten offensiven Stammkräfte Dylan Esmel und Lukas Tuchscherer verzichten musste, noch auf der Suche nach Stabilität und Sicherheit in seinem Spiel ist. Als dem im Vergleich zum Mechtersheim-Heimspiel vor zwei Wochen stark verbesserten TuS-Kapitän Andre Mandt auf Vorarbeit von Leon Hysenaj per Flugkopfball das 2:0 gelang (51.) für die Platzherren gelang, schien die Partie entschieden. Kam jetzt endlich mehr Lockerheit ins TuS-Spiel? Vorerst mal nicht. Der schnelle Anschlusstreffer für die Gäste durch Felix Bürger (54.) sorgte im TuS-Lager prompt wieder für Anspannung.
Doch dann schwächte sich Morlautern selbst. Die Kräfte beim Gast schwanden, binnen weniger Minuten kassierte der Tabellenletzte drei Gelbe Karten und Torschütze Bürger sah sogar Gelb-Rot (61.). Jetzt hatten die Koblenzer endgültig Oberwasser. Dem 3:1 durch den starken Yaman (68.) nach schöner Kombination über Mandt und Igor Blagojevic (68.) folgte das alles entscheidende 4:1, das Angreifer Nazif Tchadjei erzielte (78.). Stahl wechselte nun munter durch, verhalf sogar den A-Junioren-Spielern Christian Opitz und Albrim Krasniqi ab Minuten 82 zu Spielzeit in der Oberliga. Der Nachwuchs enttäuschte ihn nicht, machte seine Sache gut. So wie sich die gesamte TuS-Mannschaft letztlich den Erfolg verdiente, weil sie sich trotz einiger Schwächeperioden nicht vom Erfolgsweg hatte abbringen lassen.
Mandt: Das Momentum war auf unserer Seite
„Wir sind glücklich, dass wir unser Spiel nach der Pause so durchgezogen haben und noch drei schöne Tore gemacht haben. Klar, die Phase vor der Pause werden wir analysieren. Aber Fußball ist eben ein Momentum-Spiel. Und am Ende war das Momentum deutlich auf unserer Seite“, nahm TuS-Kapitän Mandt die positiven Erkenntnisse aus dieser Partie gern mit in die kommenden schweren Spiele gegen Karbach und Rot-Weiss Koblenz.
TuS Koblenz: Zadach – Yaman (82. Sengül), Grgic, von der Bracke, Zeghli – Wingender (82. Krasniqi), Mandt, Alsbach (74. Vdovychenko), Hysenaj (82. Selinger) – Tchadjei (82. Opitz), Blagojevic.