TuS Koblenz gegen Wormatia Worms – das war am drittletzten Spieltag der Oberliga-Saison das Aufeinandertreffen zweier ambitionierter Mannschaften. Zweier Traditions-Teams, die zum einen ihre Aufstiegsambitionen schon vor geraumer Zeit begraben mussten, die sich auf der anderen Seite aber in der Pflicht fühlen, ihren Fans bis zum Ende einer für sie durchwachsenen Spielzeit engagierten, gut anzusehenden und erfolgreichen Fußball zu bieten.
„Uns fehlt vorn dieser eine Spielertyp, der die Dinger verlässlich reinmacht.“
TuS-Trainer Michael Stahl
Nach flotten 90 Minuten täuschte das Resultat von 1:1 (1:1) vor 1187 Zuschauern auf dem Oberwerth darüber hinweg, dass es die heimische TuS war, die an diesem Tag das klar bessere und auch ambitioniertere Team stellte. Warum all die Mühen und ein deutliches Chancenplus nicht in einen Koblenzer Sieg mündeten, lag einmal mehr an den offensiven Defiziten des Teams von Trainer Michael Stahl. „Diese Abschlussschwäche tragen wir durch die ganze Saison, und die war auch heute wieder klar erkennbar. Uns fehlt vorn dieser eine Spielertyp, der die Dinger verlässlich reinmacht“, legte Stahl den Finger in die Wunde. Ein solcher Typ ist Stoßstürmer Dylan Esmel. Der aber fehlt der TuS verletzt schon seit Jahresbeginn und muss von den Koblenzern auch in Zukunft gleichwertig ersetzt werden, wechselt der vielumworbene Esmel doch zur neuen Saison zum Ligakonkurrenten FC Emmelshausen-Karbach.
Das ist die Zukunft, die auch Stahl schon im Blick hat und der von „einer Herausforderung“ spricht, wenn es gilt, genau einen solchen Angreifer mit der Lizenz zum Toreschießen zu finden. „Der dürfte auch ein paar Euro kosten“, fügte er verschmitzt lächelnd hinzu. Ansonsten aber, und da kehrte der TuS-Trainer gern wieder in die Gegenwart zurück, sei seine Mannschaft von ihrem Charakter her und der Art und Weise, wie sie Fußball spielt, gut aufgestellt für kommende Aufgaben. Das habe ihm das Spiel gegen die Wormatia gezeigt. „Von der Chancenverwertung mal abgesehen haben wir heute in allen anderen Bereichen eine klasse Leistung geboten, zu der ich der Mannschaft gerade nach einer solchen strapaziösen englischen Woche nur gratulieren kann“, zollte Stahl seinen Mannen ein großes Lob.

Die Geschichte dieser Begegnung ist schnell erzählt. Weil TuS-Torhüter Michael Zadach nach einem langen Schlag der Wormser in Ausflugslaune war, beim nicht zwingend gebotenen Verlassen seines Strafraums aber weder Ball noch Gegenspieler erwischte, hatte Wormatia-Spieler Irfan Catovic wenig Mühe, die Kugel ins verwaiste Tor zu schießen (10.). Danach brauchten die Koblenzer zehn bis 15 Minuten, um sich vom Rückstand zu erholen. Doch nach einer halben Stunde spielten eigentlich nur noch die Gastgeber druckvoll und konstruktiv nach vorn.
Nazif Tchadjei lässt Top-Chance liegen
So sehr sich aber Nazif Tchadjei beispielsweise mit seinem Tempo und seinen Dribblings als belebendes Element in der TuS-Offensive hervortat, so oft verhedderte sich der Angreifer aber auch in Einzelaktionen oder vergab die ihm sich bietenden Einschussmöglichkeiten. So auch in Minute 31, als Tchadjei, schön von Igor Blagojevic freigespielt, nur das Außennetz traf.
Zum Glück für die TuS erweisen sich die Defensivspieler in dieser Saison als verlässliche Torschützen. So war es der mitaufgerückte Außenverteidiger Karim Zeghli, der in der 36. Minute einen Abpraller per Kopf zum 1:1 verwertete. Zuvor war, symptomatisch, Tchadjei freistehend an Wormatia-Keeper Luca Pedretti gescheitert. Weil auch Lukas Tuchscherer ein hervorragender Vorbereiter, aber eben kein Knipser ist, wie sich bei seiner vertanen Chance in der 40. Minute zeigte, ging es mit dem Remis in die Pause.
Gefahr nur durch Distanzschüsse
Nach dem Wechsel trat Worms offensiv überhaupt nicht mehr in Erscheinung. Die Koblenzer diktierten zwar das Geschehen, Gefahr im letzten Drittel kam aber nur bei Distanzschüssen auf. Doch Nic Alsbach (66.) und erneut Tuchscherer (68.) scheiterten bei ihren Versuchen knapp. Ein Abschluss weit übers Tor von Tchadjei in der Nachspielzeit zementierte schließlich das Remis. Egal, im Koblenzer Lager nahmen sie das Positive aus dieser Partie mit. So meinte André Mandt, Kapitän und unermüdlicher Antreiber im TuS-Spiel: „Wir haben heute alles reingehauen, jeder hat sich für den Erfolg aufgeopfert. Wir hätten den Sieg sicher verdient gehabt. Doch es sollte einfach nicht sein.“ Auch, weil der TuS bei allem Willen und aller Leidenschaft eines fehlte: ein Knipser.
TuS Koblenz: Zadach – Yaman, von der Bracke, Grgic, Zeghli – Mandt (79. Selinger), Alsbach, Hysenai, Tuchscherer (86. Yeboah) – Tchadjei, Blagojevic.