Stefan Zeidan aus Mülheim-Kärlich lebt Inklusion im Fußball vor
Stefan Zeidan aus Mülheim-Kärlich lebt Inklusion vor: Ziel ist trotz Rollstuhl Trainerjob
Stefan Zeidan ist in Sachen Fußball und Inklusion unterwegs. Foto: Zeidan
Stefan Zeidan

Mülheim-Kärlich. Ein Blick in die Fotosammlung von Stefan Zeidan verrät: Seine Leidenschaft gehört dem Fußball. Ob Jürgen Kohler, Stefan Kuntz oder Célia Sasic – mit vielen Spielerpersönlichkeiten hat sich der 35-jährige Mülheim-Kärlicher schon zusammen ablichten lassen. Jedoch gab sich Zeidan, der seit Kindheitstagen im Rollstuhl sitzt, mit der Rolle des Fans allein nie zufrieden.

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Nachdem er 2005 die Gründung des ersten Fanklubs seines Heimatvereins, der SG 2000 Mülheim-Kärlich, angeregt hatte, stellte er drei Jahre später beim Fußballverband Rheinland einen erfolgreichen Antrag für einen offiziellen Spielerpass. Seitdem trägt Stefan Zeidan das Trikot mit der Rückennummer 33.

Von 2013 an war der Borussia-Dortmund-Fan fünf Jahre als Vereinsmanager bei der SG Eintracht Mendig/Bell tätig. Danach kehrte er zur SG 2000 zurück und erhielt den Posten des Fanbeauftragten. In dieser Funktion ist Zeidan ein wichtiges Bindeglied zwischen Mannschaft und Fans. Sogar als Stadionsprecher bei einem Gastspiel der Lotto-Elf Rheinland-Pfalz hat er Erfahrungen gesammelt.

Inklusionsbeauftragter bei der SG 2000

Der zweite Vorsitzende der SG 2000, Tom Theisen, hatte seinerzeit die Idee, mit Zeidan zusammen das Mikrofon zu teilen. Ein Jahr darauf moderierten die beiden Freunde gemeinsam die Eröffnungsfeier der Special Olympics Sommerspiele in der Schulsporthalle.

Seit Anfang des Jahres ist Zeidan auch Inklusionsbeauftragter der SG 2000. Neben seinen Funktionen innerhalb des Vereins nahm er auch erfolgreich an Lehrgängen des Fußballverbands Rheinland und des Sportbunds Rheinland teil. So erlangte er 2013 die DFB-Vereinsmanager C-Lizenz mit der Zusatzqualifikation Teamleiter Kinder. Damit kann Zeidan Trainingseinheiten im Bereich Kindertraining gestalten.

Vereinsmanager B ist das nächste Ziel

Mittlerweile strebt er auch den Vereinsmanager B an. „Das Vorurteil, dass ein Leben im Rollstuhl mit dem Traineramt unvereinbar ist, ist weit verbreitet“, beklagt Zeidan und hält dagegen: „Taktikbesprechungen kann man auch ebenso gut im Sitzen abhalten.“

Für die Umsetzung seiner Gedanken würde dann ein Co-Trainer sorgen quasi als Zeidans verlängerter Arm auf dem Spielfeld. Insofern lautet sein Ziel, hier in der Region als sportlicher Leiter einer Mannschaft im Erwachsenenbereich tätig zu werden. Zeidans großes Vorbild in Sachen Traineramt ist Colin Bell, der 2015 mit dem 1. FFC Frankfurt die Frauen-Champions-League gewann und heute die südkoreanische Frauen-Nationalmannschaft trainiert.

Torhüter Wall unterstützt Zeidan

Seit seinem 17. Lebensjahr arbeitet Zeidan am Koblenzer Standort der Rhein-Mosel-Werkstatt (RMW) als Konfektionär in der Industriemontage. Darüber hinaus ist er Mitglied im Werkstattrat. Momentan ist Zeidan damit beschäftigt, inklusive Trainingseinheiten vorzubereiten, die Fußballbegeisterte der RMW zusammen mit den Spielern der SG 2000 absolvieren können.

Unterstützung erhält Zeidan von seinem Freund und Mannschaftskameraden Michael Wall, der bei Mülheim-Kärlich das Tor hütet und ebenfalls in der Einrichtung arbeitet. „Michael habe ich sehr viel zu verdanken, so auch meine Mobilität. Ohne ihn könnte ich in Sachen Fußball nicht so aktiv mitwirken“, betont Zeidan.

Fußball hilft beim Vernetzten

Eine wichtige Rolle in Sachen Inklusion nimmt in der Region der VfB Polch ein. Dieser arbeitet in Kooperation mit der Rhein-Mosel-Werkstatt, wodurch ein gemeinsames Training schon jetzt regelmäßig stattfindet. Fußballer der RMW und des VfB Polch beteiligten sich in diesem Jahr in Form von Trainingseinheiten auch an der von Special Olympics und der Uefa veranstalteten Europäischen Fußballwoche für Menschen mit Behinderungen.

„Fußball ist ein wunderbares Medium, um Kontakte aufzubauen. Somit ist er auch eine gute Plattform für Inklusion.“ Davon ist Stefan Zeidan überzeugt. Seine Bitte an die Gesellschaft lautet: „Man sollte Menschen mit Einschränkung insgesamt mehr zutrauen. Das setzt auch voraus, dass man auf sie zugeht.“

Mehr über Stefan Zeidan und zum Thema Inklusion gibt es auf seiner Homepage stefanzeidandfb-vereinsmanager.beepworld.de

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